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Die Stadt unter dem Eis

Die Stadt unter dem Eis

Titel: Die Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Danach sehen wir
weiter.«
Genau so geschah es. Mike tat das, worauf er sich schon die
ganze Zeit über gefreut hatte, und nahm eine lange und sehr
heiße Dusche und aus der Stunde, die er sich anschließend aufs
Ohr legen wollte, wurden deren etliche. Er erwachte erst, als ein
spürbares Zittern durch den Rumpf der NAUTILUS ging und
die Motoren wieder zu ihrem monotonen Summen erwachten.
Verschlafen setzte er sich auf. Ein müdes Blinzeln auf die Uhr
zeigte ihm, dass er viele Stunden im Bett gelegen hatte.
Draußen musste es mittlerweile längst wieder dunkel geworden
sein. Trotzdem war er noch immer so müde, dass er sich auf der
Stelle wieder hätte zurücksinken lassen und weiterschlafen
können.
Er hatte jedoch keine Zeit dazu. Irgendetwas stimmte nicht.
Die metallenen Planken unter seinen Füßen zitterten zu heftig
und das Motorengeräusch klang unregelmäßig und stotternd.
Mike zog sich an, verließ die Kabine und schlurfte in Richtung
Salon, wobei er ununterbrochen gähnte. Trotz der langen,
heißen Dusche vom vergangenen Abend fror er noch immer. Er
würde mit Trautman und den anderen reden müssen, damit ihre
nächsten Abenteuer wieder in der Karibik stattfanden.
Abgesehen von Ben, der vermutlich in der Kombüse war und
einen neuen Mordanschlag vorbereitete, fand er die komplette
Besatzung der NAUTILUS im Salon. Trautman und Singh
trugen dunkle, eng anliegende Kleidung und hatten beide nasse
Haare und Trautman machte ein ziemlich niedergeschlagenes
Gesicht. Wie es aussah, hatte Mike das Spannendste verpasst.
Aber nicht unbedingt das Erfolgreichste.
»Was ist passiert?«, fragte er neugierig.
»Hallo, Mike.« Trautman nickte ihm flüchtig zu. »Wir haben
Kanuats Schlitten geholt und die Hunde.«
»Sie sind hier?«, fragte Mike überrascht. »An Bord?«
»Im vorderen Laderaum«, bestätigte Trautman. »Es war gar
nicht so einfach, sie an Bord zu bekommen. Offenbar haben
nicht nur die Inuit etwas gegen moderne Technik, sondern auch
ihre Hunde.«
»Warum machen Sie dann so ein miesepetriges Gesicht?«,
fragte Mike. Er setzte sich. Etwas klapperte, als er die Papiere
auf dem Tisch zur Seite schob, um die Ellbogen aufzustützen.
Unter dem Wust von Karten und Notizzetteln kam ein
lackiertes, mit kunstvollen Buchstaben und Ziffern verziertes
Brett zum Vorschein, aber Mike beachtete es in diesem Moment
kaum.
»Unsere Anzüge.« Trautman seufzte tief. »Wir haben Vom
Dorffs Haus buchstäblich auf den Kopf gestellt. Der arme Kerl
wird eine Woche brauchen, um wieder halbwegs aufzuräumen.
Die Anzüge waren nicht da. Berghoff oder Hansen müssen sie
mitgenommen haben.«
Das war ein schwerer Schlag. Die beiden Taucheranzüge
waren unbeschreiblich kostbar. Es gab an Bord der NAUTILUS
zwar noch mehr der plump aussehenden Anzüge, die es ihren
Trägern ermöglichten, sich selbst in mehreren tausend Metern
Wassertiefe frei zu bewegen, aber es war unmöglich, Ersatz für
die beiden zu beschaffen, die die Deutschen erbeutet hatten. Die
Fabrik, in der sie hergestellt worden waren, war vor
zehntausend Jahren in Schutt und Asche gesunken.
»Ein Grund mehr, zu diesem Berg zu gehen und nachzusehen,
was sie dort treiben«, sagte Mike düster. »Ich nehme an, wir
sind auf dem Weg dorthin?«
»Ja. Und wir haben wenig Zeit. Vom Dorff hat ja bereits
bewiesen, dass die NAUTILUS ihm nicht ganz unbekannt ist.
Wenn wir zu spät draußen vor der Küste auftauchen, könnte er
Verdacht schöpfen.«
»Wir bringen euch so nahe wie möglich an den Berg heran«,
fügte Singh hinzu. »Aber viel näher als gestern wird es kaum
sein.«
Mike begann nachdenklich mit dem Brett zu spielen, das er
unter den Papieren gefunden hatte. In einem sanft
geschwungenen Viertelkreis im oberen Drittel des Brettes
waren die verschnörkelten Buchstaben des Alphabets
aufgereiht, darunter die Ziffern 0 bis 9. Zu beiden Seiten davon
und etwas größer standen die Worte »Ja« und »Nein«.
Das Stück Holz war ein Ouija-Brett, ein
– nach Mikes
Überzeugung
– albernes Spielzeug, das bei Seancen und
Geisterbeschwörungen benutzt wurde. Mittels eines kleineren,
angespitzten Holzstückchens, mit dem man auf die
entsprechenden Buchstaben deuten konnte, vermochte man mit
diesem Brett angeblich Botschaften aus dem Totenreich zu
empfangen. Überflüssig zu erklären, was Mike davon hielt. Er
fragte sich nur, was dieses Brett überhaupt auf dem Schiff zu
suchen hatte. Vielleicht hatte Kanuat es mitgebracht.
Zuzutrauen war es ihm, so abergläubisch wie der

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