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Die Stadt unter dem Eis

Die Stadt unter dem Eis

Titel: Die Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Inuit war.
Mike verjagte den Gedanken und stand auf.
»Dann ziehe ich mich vielleicht besser um«, sagte er.
»Wozu?«, fragte Trautman. »Ich gehe allein. Es ist viel zu
gefährlich.«
»Das Thema hatten wir doch schon einmal, oder?«, seufzte
Mike.
»Ja – und ich habe mich schon einmal falsch entschieden«,
antwortete Trautman energisch. »Du wärest um ein Haar ums
Leben gekommen. Das Risiko werde ich nicht noch einmal
eingehen. Du bleibst hier und damit basta.«
Wenn Trautman diesen ganz bestimmten Ton anschlug, das
wusste Mike, dann hatte Widerspruch absolut keinen Zweck.
Mike versuchte es auch erst gar nicht mehr. Stattdessen wandte
er sich kommentarlos um, verließ den Salon und ging in seine
Kabine, um sich umzuziehen. Keine fünf Minuten später betrat
er den vorderen Laderaum und traf auf Kanuat und seine
Hunde.
Und auf Serena.
»Dachte ich es mir«, sagte sie kopfschüttelnd. »Ich nehme an,
du bist in voller Wintermontur hier erschienen, um dich von
Trautman zu verabschieden.«
Mike überhörte den beißenden Spott in Serenas Stimme ganz
bewusst. »Ich denke nicht daran, Trautman allein gehen zu
lassen«, sagte er ernst. »Er verschweigt uns etwas, Serena. Ich
verwette meine rechte Hand, dass Trautman weiß, was ihn auf
diesem angeblichen Berg der Götter erwartet.«
»Selbst wenn es so ist«, antwortete Serena. »Dann sollten wir
seinen Wunsch respektieren. Wenn er nicht darüber reden will,
ist das seine Sache.«
»Das ist es nicht«, widersprach Mike. »Nicht, wenn er sich
damit in Gefahr begibt. Er weiß, was ihn dort erwartet. Du hast
seinen Blick nicht gesehen, als er über die verschollene
Expedition gesprochen hat.
Aber ich. Glaub mir: Trautman hat furchtbare Angst. Ich weiß
nicht, wovor, aber ich weiß, dass ich ihn ganz bestimmt nicht
allein lassen werde. Außerdem braucht ihr mich dort
draußen. Ich bin der Einzige, der mit Astaroth Kontakt
aufnehmen kann. Vielleicht brauchen wir ja dringend eure
Hilfe.«
»Das ist nicht fair«, sagte Serena.
»Stimmt.« Mike deutete auf den Schlitten. »Hilfst du mir jetzt
oder verpetzt du mich?«
»Du solltest diese Entscheidung nicht von ihr verlangen«,
mischte sich Kanuat ein. Er trat an seinen Schlitten und schlug
eine der Felldecken zurück, die darauf lagen. »Du verlangst,
dass sie einen Freund hintergeht. Das ist wirklich nicht fair.«
»Aber doch nur, um ihn zu retten!«
»Ich sage doch, es ist nicht fair.« Kanuat zeigte Mike eines
seiner seltenen Lächeln und machte gleichzeitig eine einladende
Geste. »Trautman ist nicht mein Freund. Und er wird mich nicht
fragen, was auf dem Gespann ist, sodass ich ihn nicht belügen
muss.«
»Das ist Haarspalterei«, maulte Serena. »Ich gehe jetzt, bevor
ihr beiden noch auf die Idee kommt, eine Sprache zu erfinden,
in der es das Wort Lüge nicht gibt. Und lass dir ja nicht
einfallen, dich umbringen zu lassen oder so was. Wenn du
zurückkommst und tot bist, rede ich kein Wort mehr mit dir.«
Und damit drehte sie sich um und rannte regelrecht aus dem
Laderaum. Kanuat blickte ihr kopfschüttelnd nach, setzte dazu
an, etwas zu sagen, und deutete dann nur wortlos auf den
Schlitten.
Mike gehorchte ebenso wortlos. Er quetschte sich zwischen
die fest zusammengeschnürten Bündel und Säcke, und Kanuat
breitete die Decke über ihn aus. Es wurde vollkommen dunkel,
aber Mike widerstand der Versuchung, die Decke ein kleines
Stück anzuheben, um hinaussehen zu können. Es konnte nicht
mehr lange dauern, bis Trautman kam. Er hatte scharfe Augen,
denen nicht die geringste Kleinigkeit entging.
Sehr lange musste er sich auch nicht mehr gedulden. Es
mochten allerhöchstens fünf Minuten vergangen sein, als er
Trautmans Stimme und die Stimmen mehrerer anderer Personen
hörte.
»Wir müssen uns beeilen«, sagte Trautman. »Ben, Juan – ihr
helft Kanuat und mir den Schlitten auszuladen. Und danach
verschwindet ihr wie der Blitz. Ich habe Singh instruiert, auf der
Stelle zu tauchen. Ihr solltet euch besser beeilen, wenn ihr keine
nassen Füße bekommen wollt!«
Für eine ganze Weile hörte Mike nichts außer einem
anhaltenden Rumpeln und Klappern, dann wurde es plötzlich
sehr kalt und gleich darauf konnte Mike spüren, wie der
Schlitten hochgehoben wurde.
»Verdammt, ist das Ding schwer!«, schimpfte Ben. »Was
nehmt ihr denn da mit? Betonbrocken?«
»Essen für drei Tage«, antwortete Kanuats Stimme aus einer
anderen Richtung. »Und Fleisch für die Hunde.«
Der Schlitten schaukelte immer heftiger, dann wurde er

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