Die Stahlkönige
Verteidigungsanlagen gekümmert. Der Ritt war aufregend gewesen, denn es machte ungeheuren Spaß, voller Kampfeslust auf Feindesland zu stürmen. Schon bald begriff er, wie ermüdend es war. Die ersten beiden Tage fiel es ihnen schwer, Haels Zeitplan einzuhalten. Es gab kaum offene Gefechte, und sie wichen den Festungen aus, die sie der Infanterie und den Pionieren überließen.
Nachts hatten sie ein paar Stunden auf dem harten Boden geschlafen, die Zügel des Cabos um die Hand gewickelt. Bisher hatte es nur wenig Beute gegeben, aber Kairn besaß bereits einen kleinen Beutel voller stählerner Pfeilspitzen, die er gefangenen Bogenschützen abgenommen hatte. Die Pfeile selbst waren nutzlos, denn die dünnen Schäfte waren den starken Bögen der Steppenkrieger nicht gewachsen.
An diesem Morgen hatten sie das erste große Feldlager erreicht, wo Tausende von Gasams Männern in Zelten und Schuppen hausten. Die Division hatte sich auf den umliegenden Hügeln versammelt, die Fußsoldaten ins Freie gelockt und dann umzingelt und vom Lager abgeschnitten, wo sich die Männer hinter dem niedrigen Erdwall hätten verschanzen können. Danach begann das Gemetzel, bis sich die Feinde ergaben.
Jetzt würde sich die riesige Schere um das nächste große Feldlager schließen und sämtliche Einheiten, die ihnen auf dem Weg begegneten, zermalmen oder für die Infanterie zurücklassen. Kairn biss die Zähne zusammen und stemmte sich gegen den Wind. Es war sinnlos, vor Erschöpfung zu jammern. Der Krieg hatte gerade erst angefangen.
Hael war mit den Fortschritten des Feldzuges sehr zufrieden. Der Angriff war schnell und erfolgreich durchgeführt worden und die Zusammenarbeit zwischen Berittenen und Fußtruppen hatte tadellos geklappt. Die königlichen Kuriere eilten zwischen den Einheiten hin und her, überbrachten Nachrichten von Siegen, unvorhergesehenen Hindernissen und Militärlagern, in denen mehr oder auch weniger Soldaten hausten als erwartet.
Er ging davon aus, dass die nachfolgenden Fußtruppen genauso gut vorankamen, wenngleich bedeutend langsamer. Das bereitete ihm aber keine Sorgen, denn die Nevaner waren für ihre ausgezeichnete Armee bekannt. Unter Königin Shazad war das Militär noch schlagkräftiger und fähiger geworden als je zuvor. Außerdem hassten die Nevaner Gasam von ganzem Herzen.
Allabendlich ritt er zwischen seinen Männern umher, die sich in hastig errichteten Lagern ein wenig ausruhten. Obwohl er es sich nicht anmerken ließ, machte er sich Sorgen um seine Söhne und wollte nachsehen, ob es ihnen gut ging. Es wäre unehrenhaft gewesen, zu viel Besorgnis zu zeigen, aber schließlich war auch er nur ein Mensch. Sie waren beide junge Burschen auf ihrem ersten Feldzug, und es wäre undenkbar gewesen, ihnen ein Kommando anzuvertrauen, auch wenn er sicher war, dass sie die Pflichten eines Offiziers vorbildlich erfüllt hätten und auch das Zeug zu Anführern besaßen. Sie ritten als gewöhnliche Krieger, bis sie sich auf irgendeine Weise auszeichneten.
Was Schlachten und Verluste anging, würde sich Chiwa als leichte Eroberung erweisen, die in großer Geschwindigkeit vor sich ging und trotzdem sehr anstrengend war. Damit hatte Hael gerechnet. In Chiwa wurde die riesige, aus vielen Truppen bestehende Armee zu einer gemeinsamen Kampfeinheit zusammengeschweißt, deren einzelne Regimenter vorzüglich zusammenarbeiteten. Das anstrengende Tempo härtete die Männer ab und bereitete sie auf die nächsten Schritte vor, die immer gefährlicher wurden. Bis dahin hatten sich auch die unerfahrenen Krieger an tödliche Kämpfe gewöhnt.
Eine harte, zähe und erprobte Armee würde über die Pässe nach Sono strömen. Irgendwo an der Ostküste musste sich Gasam einer beispiellosen Kriegsmaschinerie stellen.
»Mein König!«, rief der Ramdiwächter, der vor dem kleinen Zelt stand, das sich Hael als einzigen Schutz während des Feldzuges gestattete. »Da kommt ein Bote.«
Hael erhob sich. Er hatte ungefähr zwei Stunden geschlafen, wie ihm der Stand der Sterne verriet. Der Bote führte sein Cabo bis zum Zelt und hielt dem Herrscher die Bronzekapsel entgegen. Ein paar Offiziere eilten herbei und warteten neugierig, was die Botschaft enthielt.
»Woher kommst du?«, fragte Hael den Mann.
»Aus Puko. Admiral Saan schickt mich.«
»Puko!« So hieß die am weitesten östlich gelegene Hafenstadt Chiwas. Hael öffnete das Siegel und las die Botschaft. Ein breites Grinsen ließ die Offiziere aufatmen.
»Admiral Saan
Weitere Kostenlose Bücher