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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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sorgten für einen strengen, aber nicht unangenehmen Geschmack.
    »Es sind nicht nur Gewürze, sondern auch Heilkräuter«, erklärte sie ihm. »Einige sind gegen die Entzündung, andere lindern Schmerzen und geben deinem Körper, was ihm fehlt.«
    Als die Schüssel leer war, stellte er sie auf den Boden. »Du bist keine einfache Kräuterfrau. Du sprichst wie eine gebildete Dame.«
    »Und du redest nicht wie ein Barbarenkrieger«, entgegnete sie.
    »Unter meinesgleichen gelte ich als gebildet.«
    »Und von hoher Geburt.«
    »Ansichtsache. Wir haben weder Adlige noch Unfreie oder Sklaven.«
    »Das heißt aber nicht, dass alle gleich sind«, meinte Sternenauge. Sie stand auf. »Ich muss gehen. Eine Geburt steht bevor und die Familie wünscht meine Hilfe.«
    »Wie lange wirst du fortbleiben?«, fragte er. »Du hast doch gesagt, es lebt niemand in der Nähe.«
    »Keine Bange. Ich lasse dich nicht im Stich. Es handelt sich um fahrendes Volk, um kleine Händler und Gaukler. Ihr Lager ist nur eine Wegstunde entfernt. Wenn alles glatt verläuft, bin ich morgen früh zurück. Ich lasse dir einen Krug Wasser hier stehen. Bitte leere ihn bis zum Morgen, aber trinke nicht zu viel auf einmal.«
    Sie nahm einen großen Korb und hängte ihn sich an einem Gurt über die Schulter. Dann holte sie einen Wanderstab hinter der Tür hervor und verließ die Hütte. Eine Bewegung über seinem Kopf ließ Kairn nach oben blicken. Der Vogel flog durch die geöffnete Tür, die sich gleich darauf schloss. Seine Flügel hatten nicht den geringsten Laut verursacht.
    Er hatte sie nicht einmal gefragt, ob sie sich nicht fürchtete, ganz allein durch die Dunkelheit zu wandern. Dann tadelte er sich für seine Narrheit. Sie lebte allein und war daran gewöhnt, auf sich selbst aufzupassen. Außerdem wich sie jeder Frage aus, wenn er sich nach ihrer Herkunft erkundigte. Immer stellte sie eine Gegenfrage. Ein Geheimnis umgab sie, aber er plante, es zu ergründen, ehe er sie verließ.
     
    Am nächsten Tag fühlte er sich bedeutend besser. Die Wunden schmerzten nur noch dumpf, und er schaffte es, sich ohne Hilfe aufzusetzen. Er beschloss, seine Kräfte zu erproben, und drehte sich so, dass die Füße den Lehmboden berührten. Vorsichtig richtete er sich auf, aber seine Beine waren zu schwach, und ein heftiger Schmerz im Oberschenkel ließ ihn zusammenzucken.
    »Was machst du da? Ich habe nicht gesagt, dass du aufstehen kannst! Wie willst du wieder auf die Beine kommen, wenn du stürzt? Leg dich sofort wieder hin!«
    Der Tonfall klang nach sämtlichen Heilern, die Kairn je begegnet waren, und er gehorchte. Sie fühlte ihm die Stirn und zog seine Augenlider hoch. Dann wickelte sie die Verbände ab. Der Schnitt an der Seite heilte gut und die Wundränder schlossen sich bereits. Vorsichtig wusch sie die Stelle aus und legte einen frischen Verband an.
    Die Verletzung am Oberschenkel sah weniger gut aus. Ein sternenförmiger Riss befand sich an der Stelle, an der er den Speer aus dem Bein gerissen hatte. Muskeln und Haut waren zerfetzt. Eine klare Flüssigkeit lief aus der noch immer offenen Wunde. Die Entzündung hatte zum Glück nur die Wundränder befallen.
    »Wenn rote und schwarze Linien von der Verletzung ausgehen, sieht es wirklich böse aus«, erklärte Sternenauge. »Wenn das Blut vergiftet ist, kann man wenig tun. Ich habe anfangs befürchtet, du würdest Wundstarrkrampf bekommen. Dabei verkrampft sich der Unterkiefer, und der Rest des Körpers erstarrt. Das ist zum Glück nicht passiert.«
    »Du bist eine wunderbare Heilerin«, sagte er dankbar.
    »Das stimmt. Aber du bist auch zäher als die meisten Menschen. Manchmal frage ich mich, warum ich mir überhaupt so viel Mühe gebe.«
    »Wieso?«
    »Weil du ein Krieger bist. Das war leicht zu erraten, denn du bist ein Steppenbewohner, und die Hälfte deiner Besitztümer besteht aus Waffen. Krieger bereiten mir nichts als Kummer. Wenn ich sie gesundgepflegt habe, ziehen sie los und machen mir wieder Arbeit. Ich habe dich dem Tode entrissen, aber für dich sind diese Narben nur dazu da, um am Lagerfeuer zu prahlen. Vielleicht hätte ich der Welt einen Gefallen erwiesen, wenn ich dich hätte sterben lassen, aber das ist nicht meine Art.«
    Kairn war nicht sicher, was er antworten sollte. Bisher war ihm nie jemand begegnet, der Kriegern keinen Respekt zollte. »Es wird mir eine Ehre sein, dich für deine Hilfe zu entlohnen.«
    Sie warf ihm einen grimmigen Blick zu. »Du begreifst es nicht. Die beste Belohnung

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