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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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mit einer bemerkenswerten Frau zusammen sein, aber du könntest dem Caborücken nicht lange entsagen. Sobald du dort oben sitzt, sehnst du dich nach fremden Ländern und Abenteuern.«
    Er errötete, denn sie sagte die Wahrheit. Schnell glitt er aus dem Sattel und brachte das Cabo in den Pferch, den es sich mit verschiedenen Tieren teilte.
    Als es allmählich dunkel wurde und die ersten Sterne am Himmel erschienen, teilten sich Kairn und Sternenauge die Abendmahlzeit. Er spürte, dass er ihr mehr als nur einfachen Dank schuldete. Er schuldete ihr eine Erklärung. Warum er so dachte, wusste er nicht zu sagen. Er war schwer verwundet gewesen und dem Tode nahe, doch ein gnädiges Schicksal hatte ihm diese Heilerin gesandt, die allen Menschen in Not beistand. Sein Dank und eine angemessene Bezahlung sollten genug sein. Dennoch war ihm bewusst, dass es nicht reichte.
    »Der Mann, den ich suche, ist kein gewöhnlicher Mann«, begann er stockend. »Zum einen ist er mein Vater.«
    »Nun, darauf kann nur sein Sohn Anspruch erheben, und das allein macht ihn einzigartig.«
    »Machst du dich lustig über mich?« Er versuchte, in ihrer Miene zu lesen.
    »Keineswegs. Rede weiter.« Wenn sie amüsiert war, verbarg sie es gut.
    »Nun, er ist eine wichtige Persönlichkeit, und in seinem … in unserer Heimat ist etwas Furchtbares geschehen. Deshalb muss ich ihn finden.«
    »Er muss eine sehr hohe Stellung innehaben, wenn man ihm jemanden nachschickt«, meinte Sternenauge.
    »Nun ja … er ist … der König. König Hael.« Warum, fragte er sich, erzählte er ihr das alles?
    »Und du bist der Sohn des Königs. Ein Prinz!«
    »Nicht wirklich. Natürlich bin ich sein Sohn, aber wir haben keine Adligen und Prinzen, wie es in anderen Ländern üblich ist. Ich bin ein einfacher Krieger.«
    »Ich verstehe. Deine Mission ist also von äußerster Wichtigkeit.«
    »Du wirkst nicht sehr überrascht«, sagte er enttäuscht.
    »Ich weiß deine Ehrlichkeit zu schätzen. Du hast es mir erzählt, um deine baldige Abreise zu erklären. Aber ich habe einiges bereits geahnt. Als ich dich hierher brachte, hast du in deinen Fieberträumen geredet.«
    Sein Gesicht brannte vor Scham. »Was habe ich gesagt?«
    »Du warst schwer krank, daher klang es zusammenhanglos. Außerdem redetest du in deiner Heimatsprache, die ich nur schlecht verstand. Aber ich merkte, dass sich die Worte ›Hael‹ und ›Vater‹ auf einen einzigen Mann bezogen. Du erwähntest eine Stahlmine und ein paar grauenvolle Ungeheuer namens Gasam und Larissa.«
    »Das sind keine Ungeheuer. Es sind …«
    »Ich weiß, wer sie sind. Es dauert lange, bis die Neuigkeiten aus dem fernen Westen zu uns gelangen, aber irgendwann erfahren wir sie. Gasam, der Eroberer, und seine Gemahlin Larissa sind uns bekannt. Der Hass zwischen Gasam und Hael, dem Stahlkönig, ist sprichwörtlich. Du bist einfältig, wenn du geglaubt hast, unser Volk wisse nichts von diesen Vorkommnissen.«
    Kairn war ein wenig beschämt. »Ich glaube, das war ich tatsächlich. Ich bin bloß an die ungenaue und langsame Nachrichtenübermittlung der Karawanen gewöhnt, die durch unser Land ziehen.«
    »Irgendwann kommen sie auch zu uns. Aber – und das ist noch wichtiger: Wir sind ein Volk der Seefahrer. Unsere Schiffe reisen bis in entlegene Häfen des Südens, sogar bis nach Chiwa. Neuigkeiten reisen schneller per Schiff.«
    »Daran hätte ich denken müssen. In seiner Jugend reiste mein Vater manchmal übers Meer. Ich habe jedoch noch keinen Ozean gesehen. Mich hat bereits der Fluss stark beeindruckt.«
    »Wir schweifen ab. Sei zufrieden, dass ich verstehe, wie dringend dein Auftrag ist. Ich weiß, ich könnte dich nicht hier behalten, auch wenn ich es wollte.« Er war nicht sicher, wie das gemeint war. »Ich wünschte, du würdest noch ein paar Tage bleiben. Du fühlst dich gesund, bist es aber noch nicht.«
    Kairn war zwischen dem Bedürfnis, seinen Vater zu finden, und dem Wunsch, bei Sternenauge zu bleiben, hin- und hergerissen. »Nun, ein oder zwei Tage werden nicht schaden. Je besser ich mich erhole, umso schneller kann ich reiten.«
    Sie lächelte und räumte die leeren Teller fort. Ehe sie hinausging, um nach den Tieren zu sehen, befahl sie ihm, sich hinzulegen. Er gehorchte, schlief aber nicht sofort ein. Ein Zeichen dafür, dass er fast völlig genesen war.
    Sternenauge blieb lange Zeit fort. Als sie zurückkehrte, waren ihre Haare nass, und das Gewand klebte an ihrem feuchten Körper. Sie sprach nicht, sondern setzte

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