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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zutraute, mit ihnen fertig zu werden.
    Kairn verzehrte etwas von seinem Reiseproviant und rollte sich dann in die Decken ein. Es war schön, wieder im Freien zu schlafen, auch wenn er Sternenauge vermisste. Zum Summen der Insekten schlief er ein.
    Als er erwachte, spürte er, dass er nicht allein war. Schnell richtete er sich auf und griff nach den Waffen, die sich aber nicht mehr an der Stelle befanden, an die er sie gelegt hatte. Kairn war zu stolz, um aufzuspringen, und wartete ab, was seine Besucher tun würden.
    »Sei gegrüßt, Steppenkrieger!« Der Sprecher saß ihm gegenüber, hinter dem kleinen Haufen rauchender Glut, die vom Feuer übrig war. Kairn sah die Umrisse eines sitzenden Mannes, aber wenig mehr. Er fühlte, dass sich weitere Fremde in der Nähe aufhielten.
    »Wer seid ihr?«, fragte er. »Warum habt ihr euch nicht bemerkbar gemacht, wie es ehrbare Männer tun?« Eine dumme Frage, aber ein wenig Würde konnte nicht schaden.
    »Bei Eindringlingen sind wir immer vorsichtig«, lautete die Antwort.
    »Eindringlinge? Das verstehe ich nicht. Ich ritt entlang der Straße und hatte keine Lust, noch eine Nacht in einem Dorf zu verbringen. Deshalb schlug ich hier mein Lager auf.«
    »Ja, du bist eben ein Fremder. Steppenkrieger, in diesem Land ist jeder verdächtig, der sich dort aufhält, wo man ihn nicht überwachen kann. Wärst du auch hierher gekommen, wenn du von unserer Anwesenheit gewusst hättest?«
    »Ich wusste von euch, denn ich stieß auf die Spuren, die überall zu sehen sind. Bist du der Mann mit dem Feuerrohr? Du hast vier oder fünf Begleiter, wenn ihr alle zur gleichen Bande gehört.«
    Es entstand eine Pause, und er merkte, wie beeindruckt der Fremde war.
    »Das alles hast du unseren Spuren entnommen? Dann bist du ein geübter Fährtenleser, nicht wahr?«
    »Ich bin nicht geübter als die meisten meiner Landsleute. Man lehrt uns, dergleichen zu bemerken. Wer seid ihr? Geächtete?«
    Er hörte das leise Lachen etlicher Männer. »Nur im weitesten Sinne.«
    »Nun, ich bin keine Gefahr für euch. Gebt mir meine Waffen zurück.«
    »Sie liegen nur knapp außer Reichweite. Ich wollte verhindern, dass du voreilig handelst, ehe du richtig wach bist. Entfacht das Feuer!« Der letzte Satz richtete sich nicht an Kairn. Ein Mann trat vor, der trockene Zweige in den Händen hielt. Wenig später flackerte ein helles Feuer auf, und Kairn sah, wer ihm gegenübersaß.
    Der Fremde war ein wenig älter als er selbst und trug einfache, aber solide Kleidung. Das unruhige Licht des Feuers ließ kein Erkennen der Farben zu, aber es schien sich um die gedämpften Töne des Waldes zu handeln, die Jäger bevorzugten. Jetzt sah er auch die übrigen Männer, die ähnlich gekleidet waren. Ihre Gewänder waren schlicht, aber die Männer sahen sauber und ordentlich aus. Das waren keine Banditen. Zwei von ihnen stützten sich auf hölzerne Bögen, die beiden anderen besaßen Kurzspeere.
    »Was führt dich in unseren Wald?«, fragte der Anführer. Er saß mit gekreuzten Beinen am Feuer, das Feuerrohr über die Schulter gelegt. Irgendetwas kam Kairn seltsam vor, bis er merkte, dass der Lauf der Waffe dunkel war. Die Rohre, die er bisher gesehen hatte, waren ausnahmslos weiß gewesen. Dieses war im dichten Wald bedeutend unauffälliger.
    »Mit welchem Recht fragst du? Seid ihr Beamte?«
    Die Männer lachten schallend.
    »Nein, aber diese Wälder gehören mir, und ich will wissen, wer sich darin aufhält.«
    »Deine Wälder? Gehört dir auch die Straße, die hindurchführt?«
    Der Fremde lächelte. »Großzügigerweise gestatte ich der Regierung und den Reisenden, sie zu benutzen. Nach uraltem Recht gehört eine Straße dem Staat.«
    Der Mann redete eigenartig, als wäre er ein Geächteter, respektierte aber dennoch das Gesetz. Obwohl Kairn die Bedeutung der Worte nicht begriff, klangen sie gebildet und gut gewählt. Genau wie Sternenauge war auch dieser Mann von Stand, gleichgültig, was er im Augenblick tat. In Mezpa wimmelte es nur so von ungewöhnlichen Menschen. Die nächste Frage offenbarte, dass der Fremde ähnlich dachte.
    »Welcher Reisende ist beritten und bewaffnet wie ein Steppenkrieger und redet so gebildet wie ein Prinz?«
    Das kam der Wahrheit unangenehm nahe. »Selbst ein wilder Nomade kann sich ein wenig Bildung aneignen und gutes Benehmen ist einem Volk der Krieger angeboren.«
    »Das mag sein«, antwortete der Fremde und lächelte, als teilten die beiden ein Geheimnis. »Du interessierst mich, Ausländer.

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