Die Stahlkönige
werden sollen! Wir wollen nicht wie Kinder miteinander reden. Dein König wird mich angreifen, wenn sein Land an meines grenzt, falls er mich für schwächer hält. Das pflegen Eroberer zu tun und ich erwarte nichts anderes. Ein Krieg zwischen uns wäre reine Verschwendung. Ein Bündnis dagegen könnte sich als sehr einträglich erweisen.«
»Und wie?« Durch einen unglaublichen Glücksfall würde Hael möglicherweise von Todesmond persönlich erfahren, was er hatte herausfinden wollen. Wenn er am Leben blieb.
»Wie ich hörte, hält sich Gasam derzeit im Süden auf, in sicherer Entfernung. Er wird noch ein paar kleine Königreiche erobern, ehe er vor meiner Tür steht. Sollten wir Krieg führen, geschehen zwei Dinge: Erstens werde ich mit meiner neuen Armee seine Truppen stark schwächen. Ich übertreibe nicht, denn Mut und Geschicklichkeit haben nichts mit meiner Art der Kriegführung zu tun. Zweitens wird König Gasam eine riesige Nordflanke ohne jede Deckung zurücklassen. König Hael wird sich darauf stürzen und ihn vernichten.«
»Erwarte nicht, dass mein König glaubt, du könntest ihn schlagen. Seine Truppen haben bisher jeden Feind besiegt.«
»Unsinn. Neva und Hael taten sich zusammen und vertrieben ihn aus dem Norden. Die reichen, dekadenten Länder des Südens sind eine leichte Beute für Gasam, aber Mezpa ganz sicher nicht.« Todesmond erhob sich und schritt wieder auf und ab. »Aber das ist alles gar nicht nötig. Es wäre viel vernünftiger, wenn wir uns verbünden und Hael angreifen.«
Hael tat so, als müsse er nachdenken. »Hael und mein König sind seit ihrer Kindheit erbitterte Feinde«, sagte er schließlich.
Todesmond winkte abwehrend mit der sorgfältig manikürten Hand. »Die persönlichen Abneigungen deines Herrn sind mir gleichgültig. Gasams Reich breitet sich immer weiter aus. Mezpa ebenfalls. Es ist mein gutes Recht, unsere Grenzen weiter nach Westen zu verlegen. Ich sehe nicht ein, warum ein so großes und reiches Gebiet nur von einer Handvoll Nomaden bewohnt wird, die ein Stammeshäuptling regiert. Dein Gasam ist auch ein Barbar, aber ein Mann voller Ehrgeiz und Weitblick. Ich denke, er ist mir sehr ähnlich. Hael ist eine Art Schamane, der viel Unsinn redet und damit die Zuneigung der widerwärtigen Untermenschen erwarb. Er ist völlig ungeeignet, ein Land zu regieren, das ich sehr gut gebrauchen kann.«
Wieder wanderte Todesmond auf und ab, von seinem eigenen Vortrag fasziniert. Hael vermutete, dass der Mann die Geheimniskrämerei mezpanischer Politik verabscheute. Er wäre viel glücklicher gewesen, vor Menschenmengen zu reden und sie anzustacheln, ihm zu folgen.
»Der Westen ist reich! Dort gibt es breite Flüsse und fruchtbares Land, das nie kultiviert wurde! Es gibt Erz und genügend Menschen, die als Sklaven arbeiten könnten. Oh, ich weiß, dass dein König wenig Interesse an Bodenschätzen hat. Er zieht es vor, Länder zu erobern, die den Plunder, den er begehrt, bereits ans Tageslicht holten. Wir Mezpaner hingegen schaffen Wohlstand; wir entwickeln Wohlstand. Nun, das ist nicht so wichtig. Tatsache ist: Gasam kann mich nicht besiegen. Gemeinsam jedoch werden wir Hael vernichten.«
Hael fiel auf, dass kein Wort über die Stahlmine fiel. »Du verstehst, werter Graf, dass ich nicht für meinen König sprechen kann.«
»Das sollst du auch nicht. Was ich von dir wünsche, ist dein weiterer Aufenthalt in Felsenstein. Du wirst im Palast wohnen und ich zeige dir das wahre Leben und die Macht Mezpas. So bist du in der Lage, deiner Königin einen wahrheitsgemäßen Bericht zu erstatten.
Vielleicht wird das deinen Herrn davon überzeugen, wie närrisch es wäre, gegen mich vorzugehen. Was hältst du davon?«
»Ich berichte, was ich sehe«, sagte Hael, »und teile ihnen mit, was du mir sagst.«
Todesmond grinste. »Gut gesprochen. Du verstehst deine Arbeit, Spion. Jetzt folge mir. Für erlauchte Gäste haben wir bedeutend bessere Zimmer als dieses hier.«
Hael folgte ihm aus der Zelle, und sie gingen einen langen, von Zellentüren gesäumten Gang entlang zu einem Wachraum, wo die stämmigen Männer sie erwarteten.
»Holt seine Sachen!«, bellte Todesmond. Sie stiegen zwei Treppen empor und durchquerten einen Speisesaal, ehe sie den Gästeflügel des Palasts erreichten. Sie betraten einen großen, aber spärlich eingerichteten Raum mit einem ausladenden Balkon, der in schwindelnder Höhe über dem Fluss hing.
»Ich glaube, du wirst dich hier wohlfühlen. Es gibt nicht den
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