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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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dass die Mezpaner sich nichts aus Prunk machen.«
    »Stimmt. Wir schätzen Leistungen und Ergebnisse. Den Eindruck habe ich auch von deinen Herrschern: Sie sind tüchtig.«
    »Das stimmt. Und sie erzielen gute Ergebnisse. Viele Reiche liegen meinem König zu Füßen. Er besitzt einen Fußschemel aus den Kronen besiegter Könige.«
    »Ein großer König, fürwahr. Zwischen ihm und König Hael fließt böses Blut, nicht wahr? Abgesehen von den üblichen Zwistigkeiten zwischen Herrschern. Ich weiß, dass auch Hael ein Insulaner ist.«
    »Eben hast du gesagt, dass dir ihr Streit gleichgültig ist.«
    »Trotzdem möchte ich meinen königlichen Bruder besser kennen lernen.« Der Graf war überhaupt nicht verlegen, bei einem Widerspruch ertappt zu werden.
    »Ich weiß nicht viel darüber. Hael und mein König stammen aus dem gleichen Dorf. Man sagt, sie waren Stiefbrüder. Von Kindheit an verachtete Gasam Hael als Narren und Feigling. Irgendwann wurde Hael verbannt, aber niemand redet darüber, und es ist äußerst unklug, seinen Namen in Gegenwart der Herrscher zu erwähnen.«
    »Nun, sie werden ihn von mir hören, auch wenn es ihnen nicht gefällt.«
    »Da du ein Bündnis gegen Hael planst, werden sie sicher nichts dagegen haben.«
    Unvermittelt stand der Graf auf. »Sehr schön. Jetzt muss ich mich um andere Dinge kümmern. Mach es dir bequem. In den nächsten Tagen werden wir uns noch oft unterhalten. Wenn du den Palast verlassen möchtest, wird dich jemand begleiten. Ich behandle dich fortan wie einen Ehrengast und inoffiziellen Botschafter. Deshalb bekommst du eine Eskorte. Verstehst du mich?«
    »Völlig.«
    »Dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag.« Todesmond machte auf dem Absatz kehrt und verschwand.
    Hael seufzte und schenkte sich noch etwas Wein ein. Er vermochte sich nicht an eine Zeit zu erinnern, in der sein Schicksal innerhalb weniger Tage so viele unerwartete Wendungen genommen hatte. Allerdings passierte ihm das häufiger als den meisten Männern. Er wusste, dass er eine Bestimmung hatte, und das bescherte ihm viele überraschende Erlebnisse.
    Vom Zustand äußerster Verzweiflung war er in die wahrscheinlich höchste Stellung emporgehoben worden, die es für ihn gab. Jetzt erfuhr er viele Geheimnisse des Grafen und würde gleichzeitig dafür sorgen, dass sich das Verhältnis zwischen ihm und Gasam schlecht entwickelte. Das war nicht nur wichtig, sondern vielleicht sogar vergnüglich.
    Dann sah er zu den Wächtern hinüber, die ihn von einem höher gelegenen Balkon aus beobachteten, und rief sich ins Gedächtnis, dass er noch immer ein Gefangener war.

 
KAPITEL ACHT
     
    D er erste Blick auf Felsenstein war unerfreulich. Von der gegenüberliegenden Seite des Ufers aus, in feinen Morgennebel gehüllt, war es die hässlichste und unheimlichste Stadt, die Kairn je gesehen hatte. Der Ort wirkte unnatürlich, als hätte ihn ein böses, fremdartiges Wesen geschaffen. Die Stadt sieht wie eine blutsaugende Kreatur aus, dachte er. Ihm war bewusst, dass seine Phantasie mit ihm durchging, aber der Ort verursachte ihm schreckliches Unbehagen. Vielleicht war das beabsichtigt. Bisher hatte Kairn noch nie von einer Stadt gehört, die ausschließlich einschüchtern sollte, aber das, was er bislang von den Mezpanern wusste, ließ den Gedanken nicht abwegig erscheinen.
    Er trieb das Cabo das lehmige Ufer hinab und auf die Brücke zu. Den größten Teil des Weges war er neben der Straße geritten, denn die harte Oberfläche war nicht gut für die Hufe des Cabos. Die anderen Reisenden schien der Anblick der Festung ebenso zu bedrücken. Sie unterhielten sich nur leise oder schwiegen. Zugtiere mühten sich mit schweren Wagen ab, deren Ladung für die Stadt bestimmt war. Die Fuhrwerke, die ihnen entgegenkamen, waren leer oder kaum beladen und verstärkten Kairns Eindruck, dass die Festung ein Parasit war, der das ganze Land aussaugte und nichts zurückgab.
    Die Brücke, die über den Fluss führte, war eine geniale Konstruktion aus Stein. Kühne, auf hohen Pfeilern ruhende Bögen trafen sich in der Mitte zu einem aus schweren Holzbohlen bestehenden Teil, der bei Bedarf hochgezogen werden konnte, um großen Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Kairn hielt das Cabo an, um dieses bewegliche Mittelstück zu bewundern, das durch genau ausbalancierte Gegengewichte mit geringer Kraftanstrengung gesenkt oder emporgehoben wurde. Diese Aufgabe bewältigte ein halbes Dutzend Sklaven in zwei großen, hölzernen

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