Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
meldetest, bist du durch den ganzen Ort gestreift und hast verdächtig viel Zeit damit verbracht, die Wehranlagen und Stadtmauern zu betrachten. Einmal warst du fast eine Stunde lang verschwunden. In dieser Zeit durchsuchte man deine Habe. Du besitzt die Waffen eines Steppenkriegers, die von ungewöhnlicher Güte zeugen, da das Schwert und die Lanzenspitze aus reinem Stahl bestehen. Wie kommt ein herumstreunender Vagabund an solche Waffen?«
    »Ich bin ein einfacher Krieger«, erklärte Kairn. »In den letzten Jahren ist Stahl in König Haels Reich für jedermann erschwinglich geworden. Die alten Stein- und Bronzewaffen sieht man kaum noch.«
    »Das lassen wir erst einmal gelten. Ich werde bald wissen, ob du die Wahrheit sagst.«
    »Ich sage die Wahrheit. Ich bin kein Spion!«
    »Nur weil du ein Narr bist, musst du mich nicht auch für dumm halten. Du bist ganz allein gekommen, suchst keine Arbeit und bist kein Händler. Du führst Böses im Schilde. Dein Auftrag ist es, unsere Verteidigungsanlagen auszuspionieren. Du bist nicht nur ein Spion, junger Mann, sondern noch dazu ein besonders schlechter und ungeschickter. Ein kluger Spion wäre mit einer einleuchtenden Erklärung aufgetaucht, warum er Felsenstein besucht. Niemand kommt nur zum Vergnügen hierher.«
    Kairn dachte fieberhaft nach. Anscheinend wusste der Mann nicht, dass er auf dem Felsenpfad unterhalb des Palasts gestanden hatte, während er sich mit Hael unterhielt. Auch er benahm sich, als würde er Hael nicht kennen. Was hatte das zu bedeuten?
    »Die Frage ist folgende: Für welchen meiner königlichen Brüder spionierst du? Dem Anschein nach bist du ein Steppenkrieger, aber das will nichts heißen. Spione arbeiten für jeden. Ich bezweifle, dass du für König Gasam arbeitest. Die Spione, die seiner Königin unterstehen, sollen außergewöhnlich geschickt sein, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Dame einen solchen Tollpatsch wie dich einstellt. Die wenigen südlichen Länder, die Gasam noch nicht erobert hat, sind so mit ihrer Angst vor ihm beschäftigt, dass sie keine Zeit haben, gegen mich zu intrigieren. Dann gibt es noch die geheimnisvolle Schlucht, aber ich bin nicht sicher, ob sie überhaupt existiert.« Mit eisigem Blick beugte er sich vor.
    »Bleibt nur noch König Hael übrig. Alle anderen leben zu weit entfernt, um sich mit Spionage abzugeben. Hael hat guten Grund, meine Verteidigungsanlagen auszukundschaften. Ich gehe davon aus, dass er mein Land in nicht allzu ferner Zukunft angreifen wird.«
    »Unsinn! König Hael …« Kairn sah nicht, wie sich der Wächter bewegte, spürte aber den Schlag auf das Kinn. Der Schmerz wurde durch den Keulenhieb, der an derselben Stelle gelandet war, hundertfach verstärkt. Grelle Blitze zuckten hinter seinen Augenlidern, und er brachte kein Wort mehr hervor, hörte aber die Stimme des Grafen.
    »Du wirst nur sprechen, wenn ich es dir gestatte, und es ist ratsam, mir nicht zu widersprechen. Nun, wir haben ein paar unwiderlegbare Tatsachen herausgefunden: Du bist ein Spion, der die Verteidigung Felsensteins auskundschaften soll. Mein zukünftiger Feind, König Hael, hat dich geschickt. Diese Tatsachen darfst du nicht leugnen oder in Frage stellen. Wir werden uns jetzt näher damit beschäftigen.«
    Kairn blickte in die kalten, wahnsinnigen Augen und wusste, dass jeder Widerspruch vergebens war. Der Mann war nicht von seiner vorgefassten Meinung abzubringen, jedenfalls nicht mit Worten. Kairns einzige Hoffnung bestand darin, einen Vorteil herauszuschinden, indem er diese Meinung zu seinen Gunsten beeinflusste.
    »Wirst du dich willig verhalten?«
    Da er weder seiner Zunge noch seinem Kiefer traute, nickte er nur.
    »Gut. Du verhältst dich ausgesprochen weise. Du wirst meine Fragen ausführlich und ohne zu zögern beantworten. Ich lasse dich nur foltern, wenn ich merke, dass du lügst. Bist du jetzt in der Lage zu sprechen?«
    Vorsichtig bewegte Kairn den Unterkiefer. »Ja.«
    »Wann hat dich König Hael hergeschickt?« Todesmonds Stimme klang trocken und bestimmt, wie die eines Kaufmanns, der den Bericht eines Mittelsmannes erwartet und weiß, dass seine Zeit zu kostbar ist, um sie zu verschwenden.
    »Während der letzten Trockenzeit, nachdem der Kriegsrat verabschiedet wurde.« Kairn dachte fieberhaft nach, um eine glaubwürdige Geschichte zu erfinden.
    »Hat er gesagt, warum er dich für diese Mission auswählte?«
    »Ich bin weiter gereist als die meisten Krieger meines Alters. Außerdem kann ich

Weitere Kostenlose Bücher