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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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fragte sich, wie man lange genug am Leben blieb, um bei diesen Dingen an Erfahrung zu gewinnen.
    Kairn war sicher, dass er sich klüger verhalten hätte, wenn die Stadt nicht so eigenartig wäre. Er hatte sich auf einen Ort vorbereitet, der den ihm bekannten Städten ähnelte oder den riesigen, chaotischen Plätzen, die weit gereiste Leute beschrieben. Aber hier war alles anders. Da war die Stadtwache. Manchmal wurden Städte von Soldaten bewacht, die auf den Wehrgängen patrouillierten oder durch die Straßen zogen, um Aufruhr und Verbrechen zu verhindern. Aber was tat die Stadtwache? Die Männer waren zu leicht bewaffnet, um als Krieger zu gelten, und es waren zu wenige, um eine starke Truppe darzustellen. Sie tauchten alleine oder zu zweit in den Gassen auf. Jetzt, da er es recht bedachte, erinnerte er sich daran, seit seiner Ankunft überall schwarze Uniformen gesehen zu haben. Sogar in der Ecke des Speiseraums hatte ein grimmiger Wächter gesessen, während er sein Abendbrot verzehrte. Alles war sehr eigenartig. Verwirrt und müde schlief er schließlich ein.
     
    Jemand packte ihn bei der Schulter und schüttelte ihn. Kairn befand sich noch im Halbschlaf und regte sich schlaftrunken. Hände griffen unter seine Arme und er wurde unsanft auf die Beine gestellt.
    »Was ist? Was soll das?« Etwas legte sich um seine Handgelenke. Er sah zwei dünne Bänder aus harter Keramik, die durch eine kurze Kette miteinander verbunden waren. Ein Mann, den er zuvor im Speisesaal gesehen hatte, stand vor ihm, während andere Kairns Habe zusammensuchten.
    »Du stehst unter Arrest«, verkündete der grimmig aussehende Mann. Er war untersetzt und muskulös, hielt einen kurzen Holzknüppel in der Hand und machte ein Gesicht, als würde er ihn liebend gerne benutzen.
    »Aus welchem Grund? Ich habe nichts getan!«
    »Du bist ein Spion der Feinde Mezpas! Man hat dich heute beobachtet, also leugne es nicht!«
    »Das ist nicht wahr! Ich …«
    Fast beiläufig versetzte ihm der Fremde einen Schlag gegen den Unterkiefer. Stechende Schmerzen durchzuckten den jungen Mann.
    »Spar dir deine Worte, Junge. Es gibt andere, die sich dein Gerede gerne anhören. Wir sollen dich nur an einen Ort bringen, wo man dich in aller Ruhe verhören wird. Also belästige uns nicht mit dummem Geschwätz. Schuldig oder unschuldig, tot oder lebendig, uns ist es einerlei.« Er wandte sich an seine Begleiter. »Bringt ihn auf die Wache. Morgen früh wird Graf Todesmond ihn verhören.«
    Wenigstens weiß ich jetzt, welche Aufgabe die Stadtwache hat, dachte Kairn, als man ihn aus dem Zimmer zerrte.
     
    Nachdem sie ihn im Kerker der Stadtwache eingesperrt hatten, beachteten ihn die Männer nicht mehr. Kairn holte den versäumten Schlaf nach, den er bitter nötig hatte. Noch während ihn die Wachen durch die Straßen zerrten, begriff er, dass sie gewartet hatten, bis er mindestens drei Stunden schlief, ehe sie ihn überwältigten. So gingen auch Krieger vor, die einen nächtlichen Überfall planten. Das Opfer war benommen und nicht in der Lage, sofort zu reagieren, wenn es plötzlich aus dem Tiefschlaf gerissen wurde. Kairns Unterkiefer schmerzte, aber zum Glück war kein Knochen gebrochen, und nur wenige Zähne hatten sich gelockert. Da er nichts gegen sein Schicksal unternehmen konnte, beschloss er, sich schlafen zu legen.
    Der Himmel vor dem vergitterten Fenster war noch dunkel, als seine Häscher zurückkehrten und ihm befahlen mitzukommen. Da ihm nichts anderes übrig blieb, gehorchte er. Der Gang durch die kühle Morgenluft währte nicht lange und endete vor einem schweren Holztor der Festung, wo man ihn uniformierten Wachen übergab. Die Stadtwache erhielt eine Empfangsbestätigung für die Übergabe des Gefangenen. Das hatte Kairn bisher nur bei Händlern erlebt, aber nie bei Kriegern. Nun, diese Männer waren keine richtigen Krieger, sagte er sich.
    Man brachte ihn wieder in einen Kerker, der unter der Erde lag. Der Raum war kahl und leer und an den Wänden waren Ketten und Halsringe befestigt. Im Vorraum dieser Zelle waren Peitschen, Ketten, Gestelle und Räder zu sehen, die von ausgeklügelten Foltermethoden kündeten. Neben einem sanft glimmenden Kohlebecken lagen Bronzewerkzeuge. Der Anblick sollte Gefangene einschüchtern und wirkte tatsächlich.
    Kairns Eingeweide zogen sich zusammen. Das lag nicht allein an dem Gedanken, gefoltert zu werden, sondern auch an der Erkenntnis, dass jedwede Tapferkeit vergeblich war. Diese Leute würden seinen Mut nicht

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