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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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lesen und schreiben.«
    »Das ist für einen Nomaden völlig ungewöhnlich«, unterbrach ihn der Graf.
    »Nicht mehr so unüblich wie früher. Der König richtete eine Schule ein, in der er die Häuptlingssöhne gemeinsam mit seinen eigenen Kindern unterrichten ließ.«
    »Also bist du ein Häuptlingssohn?«
    »Mein Vater ist der Sprecher unseres Dorfes, und jeder Mann in dieser Stellung darf seine Söhne zur Schule schicken.«
    »Zu welchem Stamm gehörst du? Ich hörte, dass Haels Volk aus vielen Stämmen besteht.«
    »Ich gehöre zu den Matwas, die in den Hügeln leben.« Kairn war froh, nach dem Stamm seiner Mutter zu schlagen. Sein älterer Bruder Ansa ähnelte den Shasinn.
    »Und was sollst du deinem König berichten?«
    »Alles, was sich für ihn als nützlich erweisen kann.«
    »Nützlich für einen Angriff?«, fragte Todesmond.
    »Nützlich in jeder Beziehung«, entgegnete Kairn. »Von Krieg war nicht die Rede!«
    Todesmond musterte ihn prüfend. »Ja, das klingt vernünftig. Könige unterhalten sich nicht mit Knaben über Politik. Welche besonderen Auskünfte wünschte er?«
    »Entfernungen, größere Flüsse, Brücken, Städte, Einwohner, Viehbestand.«
    »Das hätte er auch von den Handelskarawanen erfahren können«, meinte Todesmond, der zum ersten Mal ungeduldig wirkte. »Was noch?«
    Kairn zögerte und schluckte, als begreife er erst jetzt, wie verdächtig die Auskünfte waren.
    »Nun … er wollte alles über Festungen wissen und wie gut das Land für Manöver großer Einheiten Berittener geeignet ist. Außerdem ist er sehr neugierig auf eure Feuerrohre und wie die Soldaten sie handhaben.«
    Todesmond lächelte und nickte, als hätten sich seine Vermutungen bewahrheitet. »Aha. Und welche Schlussfolgerungen hast du über die Waffen und die Soldaten angestellt?«
    »Mein König hat nicht nach meiner Meinung gefragt. Ich soll nur beobachten und ihm alles berichten.«
    »Ein kluger König. Viele Leute verwechseln unnütze Meinungen mit nützlichem Wissen.« Kairn nahm an, dass der Mann in seine Stimme verliebt war, besonders wenn es darum ging, Perlen der Weisheit auszuteilen. »Aber du hast dir doch sicher eine Meinung gebildet! Ich möchte wissen, wie ein Steppenkrieger meine Armee sieht. Sprich frei heraus und fürchte nicht, mich zu verärgern. Es geht mir um meine persönliche Neugier und gehört nicht zum Verhör wegen deiner unrechtmäßigen Spionage.«
    »Nun, Herr, ich sah, wie die Feuerrohre bedient wurden. Sie machen viel Lärm und spucken Feuer, mehr aber nicht. Sie können schreckliche Wunden verursachen, sind aber nicht treffsicher. Man kann kaum jemand treffen, der weiter als dreißig Schritte entfernt steht, während unsere Bögen auch kleine Tiere auf hundert Schritte erlegen. In der Zeit, in der man ein Feuerrohr lädt, können wir zehn Pfeile abschießen.«
    Todesmond nickte. »Weiter.«
    »Ich habe deinen Truppen mehrmals bei den Übungen zugesehen. Ich begreife nicht, wie das Marschieren in Reihen die Handhabung der Waffen unterstützen soll. Meiner Meinung nach ist es einer berittenen Armee ein Leichtes, deine Soldaten abzuschlachten.«
    Wieder lächelte Todesmond und nickte. »Ich werde dich nicht mit einem Vortrag über den besten Einsatz meiner neuen Armee langweilen, insbesondere im Kampf gegen Berittene. Deine Meinung entspricht genau dem, was ich von einem Steppenkrieger erwartete, der nur Tapferkeit, Beweglichkeit und Zielsicherheit zu schätzen weiß. Es würde mich freuen, wenn dein König genauso denkt. Jetzt aber wieder zu ernsthaften Dingen. Wie viele Männer kamen mit dir hierher?«
    »Keine. Ich bin allein.«
    Todesmond nickte einem Wächter zu, und der Mann befestigte einen Ring um Kairns Oberarm, in dem Schrauben und Spitzen steckten. Eine der Schrauben wurde angezogen, und eine Spitze bohrte sich an einer Stelle in Kairns Knochen, die nicht von Muskeln geschützt wurde. Furchtbare Schmerzen durchzuckten ihn. Er spannte den noch immer schmerzenden Kiefer an, um nicht zu schreien, und war Augenblicke später in Schweiß gebadet.
    »Du darfst gerne schreien. Außer uns hört dich niemand und wir machen uns nichts aus Tapferkeit.«
    »Ich würde es hören«, stieß Kairn mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Ach, Krieger sind wie Kinder, aber ihr habt wenigstens Stil. Das gefällt mir. Noch einmal: Wie viele Begleiter hast du?«
    »Ich bin allein, das schwöre ich!«
    Todesmond nickte und wieder wurde die Schraube angezogen.
    Er wiederholte die Frage ein drittes

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