Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)
in Stalingrad waren entsetzlich: Tausende von Leichen, Verwundete starben auf der Straße, weil alle Lazarette überfüllt waren, und außerdem furchtbarer Beschuss durch Ihre Artillerie und Luftwaffe. Die Kapitulation erfolgte unorganisiert. Unser Unterstand befand sich 50 Meter vom Divisionsstab entfernt, und obwohl wir sehr nah beim Stab waren, erfuhren wir erst von der Übergabe, als schon Russen im Stab auftauchten. Wir verließen den Unterstand und legten die Waffen nieder. Der Krieg in Russland ist anders als im Westen. Während des Frankreichfeldzugs 1940 verlor unsere Schwadron, die ständig ganz vorne kämpfte, nur zwei Mann, die gefallen waren.
Chef der 7. Abteilung der Politabteilung der 66. Armee Major Koltynin Oberinstrukteur der 7. Abteilung der Politabteilung der 66. Armee Hauptmann Sajontschkowski
Protokoll
des politischen Verhörs des Kriegsgefangenen Ernst Eichhorn, Rittmeister der 9. Kompanie des 24. Panzerregiments der 24. Panzerdivision.
Dubowka, 5. Februar 1943
Das Verhör führte Major Lerenman, Instrukteur der 7. Abteilung der Politabteilung der 66. Armee
Ernst Eichhorn. Heimatadresse: Regensburg an der Donau. Luitpoldstraße 11a. Feldpostnr. 11468
Deutscher. Seit 1935 in der Armee. Kein Mitglied der Nationalsozialistischen Partei. An den Fronten des Kriegs gegen Russland seit Juni 1941. Absolvierte die Kavallerieschule in Hannover. Geboren 1902. Teilnehmer an den Feldzügen gegen Polen, Holland, Belgien, Frankreich.
Ledig.
Ein Grund für die Kapitulation der bei Stalingrad eingeschlossenen deutschen Truppen ist die Verengung der Front in den letzten Tagen. Fehlende Möglichkeiten für Manöver. Die große Masse der Truppen konzentrierte sich auf einem kleinen Abschnitt ohne Flugplätze. Infolgedessen erlitten die deutschen Truppen riesige Verluste durch Artillerie und Luftwaffe. Der zweite Grund ist die schwere Versorgungslage in Bezug auf Proviant und Treibstoff. In den letzten Tagen erhielten die Soldaten 100 g Brot, etwas Pferdefleisch, 40 g Fett, einmal am Tag Suppe und 4 Zigaretten.
Artilleriegeschosse waren in unbedeutender Menge vorhanden, Patronen für die Infanteriegeschütze reichten jedoch aus. Die Panzer waren in Kampfstände umgewandelt worden. Im Zusammenhang damit kämpfte das gesamte Regiment als Infanterieeinheit.
Die Offiziere der 24. Panzerdivision verstanden, dass die Lage der eingeschlossenen Truppen äußerst kompliziert und schwer war, hielten sie jedoch nicht für hoffnungslos.
Die Kapitulation erfolgte auf Befehl des Divisionskommandos. Dieser Befehl war mündlich erteilt worden, dann wurden Parlamentäre geschickt, und Teile der 24. Division legten die Waffen nieder. Die Lage der Division war schwer, doch der Kapitulationsbefehl kam für alle überraschend. Die meisten Offiziere hatten bis zum letzten Tag auf Hilfe von außen gehofft. Wie die Gefechtsbefehle in der Zeit der Einschließung, so erfüllten die Soldaten nun auch den Kapitulationsbefehl ohne Widerspruch. Der deutsche Soldat ist so gedrillt, dass er in jeder Richtung nur auf Befehl handelt. Die Verbindung zur Außenwelt bestand bis zur Einnahme des Flugplatzes im Raum Pitomnik durch russische Truppen. Danach war die Postverbindung abgebrochen.
In der deutschen Wehrmacht ist bei Offizieren und Soldaten die Meinung weit verbreitet, dass russische Gefangenschaft bedeutet: schlechte Behandlung der Gefangenen, Folter und Tod. Soldaten und Offiziere haben die russischen Flugblätter gelesen, in denen von guter Behandlung der Gefangenen die Rede ist. Es gab auch Flugblätter mit Fotos, die das Leben der Gefangenen in Russland zeigen. Niemand glaubte jedoch daran, alle hielten sie für Propaganda, da viele beim Angriff Leichen mit durchschossenen Köpfen usw. angetroffen hatten. All das hat uns davon überzeugt, dass die Russen Kriegsgefangene erschießen.
Alle Offiziere des 24. Panzerregiments äußern sich positiv über die russische Artillerie. Sie schießt hervorragend, spart nicht an Geschossen. Wenn bei Stalingrad keine Artillerie gestanden hätte, sondern nur Infanterie gegen die eingeschlossenen deutschen Truppen vorgegangen wäre, hätten diese leichter kämpfen können, und der Widerstand hätte länger gedauert. Die russische Infanterie verdient kein besonderes Lob. Es mangelt ihr an Angriffsschwung. 1942 arbeitete die russische Luftwaffe besser als zu Beginn des Krieges. Aber die deutschen Jäger sind besser als die russischen. In der russischen Luftwaffe sind sehr
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