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Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Hellbeck
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verbesserte sich die Lage ein wenig, da die Unterstände gebaut waren und die Verluste geringer wurden. Am 4. Januar wurde ich in den Tross versetzt. Mitte Januar wurden die Reste der 16. Panzerdivision der 24. Panzerdivision zugeteilt. Nur der Tross blieb in der 16. Panzerdivision.
    Die Stimmung der Soldaten verschlechterte sich von Tag zu Tag: Schon vor dem Januar hatten die meisten auf Hilfe gehofft, doch als wir im Januar begannen, uns zurückzuziehen, verschlechterte sich die Stimmung auf einen Schlag. Ab dem Zeitpunkt des Rückzugs nach Stalingrad verstanden die meisten Soldaten die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage. Vor der russischen Gefangenschaft fürchteten sich die Soldaten jedoch sehr.
    Ihre Flugblätter habe ich gelesen, während der Weihnachtstage habe ich zweimal Ihren Rundfunk gehört (wir befanden uns damals an der Eisenbahn nordöstlich von Orlowka). Ihren Rundfunk haben alle Soldaten mit großer Aufmerksamkeit gehört. Bei vielen von uns keimte der Zweifel auf, dass unsere Lage nicht dem entsprach, was unsere Offiziere sagten. Die Gegenpropaganda war jedoch stark, und wir glaubten Ihnen nicht vollständig.
    Am 1. Februar wurde ich im Raum der Traktorenfabrik verwundet und kam ins Lazarett. In der Nacht auf den 2. Februar um 3.30 Uhr (Berliner Zeit) teilte uns der Chefarzt mit, dass das Lazarett in zwei Stunden den Russen übergeben werde. So bin ich in Gefangenschaft geraten.«
    Chef der 7. Abteilung der Politabteilung der 66. Armee Major Koltynin
Oberinstrukteur der 7. Abteilung der Politabteilung der 66. Armee Hauptmann Sajontschkowski
    Protokoll
des politischen Verhörs des Kriegsgefangenen Heinz Hühnel, Unteroffizier der 12. Kompanie des 544. Regiments der 389. Infanteriedivision
Armeestab
    Das Verhör führte Major Lerenman, Instrukteur der 7. Abteilung der Politabteilung der 66. Armee.
    Heinz Hühnel. Heimatadresse Feldpostnr. 40886.

    Geboren am 27. Mai 1908. Bildung: 8 Klassen Volksschule, höhere Handelsschule. Außerdem studierte er 2½ Jahre an der Pädagogischen Hochschule. Verheiratet. Seit 1933 Mitglied der Nationalsozialistischen Partei.
    Hühnel, seit 1933 Mitglied der Nationalsozialistischen Partei, versucht den Verhörenden im Verlauf des Verhörs davon zu überzeugen, dass er sich gänzlich verändert habe, nachdem er in Gefangenschaft geraten sei; er versucht, sich als einen Mann darzustellen, der mit Hitlers Partei gebrochen hat. Er erklärt, dass er hier, in Russland, das staatliche und ideologische System studieren wolle, als ein anderer Mensch nach Deutschland zurückkehren oder sogar in Russland als Propagandist der neuen Ideen bleiben wolle, als Verbreiter der kommunistischen Ideologie. Früher, so erklärt der Gefangene, habe ihn Politik gar nicht interessiert. In die Nationalsozialistische Partei sei er unter dem Einfluss der nationalsozialistischen Psychose eingetreten, außerdem hätten ihn die Verwandten seiner Frau dazu überredet. Jetzt, da er in der Nationalsozialistischen Partei gewesen sei und die nationalsozialistische Wirklichkeit in Deutschland erlebt habe, sei er zu dem Schluss gekommen, dass die Ideologie des Hitler’schen Faschismus eine Ideologie von Eroberung und Versklavung sei.
    Was in Deutschland über den Kommunismus und Russland gesagt werde, habe sich als völlig falsch erwiesen. Die Bekanntschaft mit der russischen Wirklichkeit während des Krieges habe das bestätigt.
    Zu Beginn der Einschließung hatten die Soldaten Hoffnung auf einen raschen Durchbruch des Rings. Sie erwarteten Hilfe, aber schon damals hielten manche Soldaten die Lage für ernst und rechneten damit, den Winter im Kessel verbringen zu müssen, um im März/April auszubrechen. Die Stimmung der Soldaten wurde von Tag zu Tag schlechter. Jetzt hatten sich die Soldaten in stumpfe mechanische Befehlsausführer verwandelt, waren endgültig abgestumpft, und die meisten dachten: Komme, was will.
    An eine Rettungsmöglichkeit dachten die wenigsten, da die Überzeugung groß war, Gefangenschaft sei gleich Tod. Die Soldaten lesen die russischen Flugblätter, aber nur wenige glauben ihnen.
    Hühnel erzählt, dass ein deutscher Soldat aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrt sei. Er sagt: »Am 8. Januar, etwa um 20 Uhr, erschien Holzapfel im Unterstand unserer Kompanie. Er erzählte, er habe 24 Stunden in russischer Gefangenschaft verbracht. Man habe ihn verpflegt, ihm viel Brot gegeben und Tabak angeboten. Holzapfel erzählte, er habe nur gute Behandlung der deutschen

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