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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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sein Hinterteil schlugen. Sie konnte kaum Schritt mit ihm halten.
    Den ganzen Nachmittag verbrachten sie gemeinsam. Zuerst besuchten sie die Pferde, dann suchten sie Auggie auf der Wiese. Der alte Krieger war gerade vom Berg hinuntergekommen und sah ziemlich schlecht gelaunt aus.
    »Warum guckst du denn so böse?« rief Johanna.
    Alex sah die finstere Miene des Alten und schob sich augenblicklich hinter Johannas Röcke.
    »Schon gut, Alex«, flüsterte sie. »Auggie gibt sich gerne knurrig, aber er hat ein gutes Herz.«
    »Wie Papa?«
    Johanna lächelte. »Ja«, antwortete sie und dachte, daß Alex doch ein kluges Kind war.
    Auggie wartete, bis die beiden bei ihm waren, dann antwortete er: »Ich bin kurz davor, mein Spiel aufzugeben«, verkündete er mit einem dramatischen Nicken. »Es bringt nichts, die Steine weit zu schlagen. Die meisten halten den Schlag nicht aus und zerspringen. Was soll das Ganze dann noch? Und wer versteckt sich da hinter dir und starrt mich mit riesigen blauen Augen an?«
    »Das ist Alex«, stellte Johanna vor. »Kannst du dich noch an Gabriels Sohn erinnern?«
    »Natürlich«, antwortete Auggie. »Aber ich bin verflixt schlecht gelaunt, Johanna. Ich habe keine Lust auf Gesellschaft. Geht und laßt mich in Ruhe schmollen.«
    Johanna versuchte, nicht zu lachen. »Kannst du uns nicht ein paar Minuten Zeit widmen, um Alex zu zeigen, wie man die Steine schlägt?«
    »Nein, kann ich nicht«, grummelte Auggie, obwohl er den Jungen zu sich heranwinkte. »Das ist kein Spiel für Kinder. Wie alt bist du, Bursche?«
    Alex klammerte sich an Johannas Hand. Er dachte nicht daran, von ihrer Seite zu weichen. Also trat sie mit ihm näher.
    »Er weiß es nicht«, erklärte sie. »Ich denke, er müßte vier oder fünf Sommer alt sein.«
    Auggie rieb sich nachdenklich das Kinn. »Mach den Mund auf, Junge, ich will deine Zähne sehen. Dann sage ich dir, wie alt du bist.«
    Johanna brach in Lachen aus. »Er ist doch kein Pferd«, protestierte sie.
    »Wenn es um Zähne geht, gibt es da kaum einen Unterschied. Wenigstens in ihrer Jugend.«
    Alex hob den Kopf und machte den Mund auf. Auggie nickte wohlwollend. »Du hast deine Zähne gut gepflegt, nicht wahr?«
    »Papa hat mir gezeigt, wie man sie mit grünen Haselzweigen putzt und mit Wolle sauberreibt«, sagte Alex. »Ich vergesse es nur manchmal.«
    »Er ist fast fünf, vermute ich. Viel älter kann er nicht sein, denn die Zähne sind noch hübsch und fest«, erklärte Auggie, nachdem er versucht hatte, an den Schneidezähnen zu rütteln. »Zu klein für sechs, zu groß für drei. Aye, er wird fünf sein. Darauf könnte ich mein Spiel verwetten.«
    Alex durfte schließlich seinen Mund wieder schließen. Er sah zu Johanna hoch. »Fünf bin ich?«
    »Fast«, sagte sie. »Wir suchen uns einen Tag aus und feiern deinen Geburtstag einmal ordentlich. Dann bist du offiziell fünf Jahre.«
    Alex hatte seine Furcht vor dem knurrig wirkenden Krieger überwunden und bettelte nun darum, das Spiel lernen zu dürfen. Auggie kümmerte sich fast zwei Stunden darum. Alex begriff nicht, was das Wort konzentrieren bedeuten sollte und plapperte unablässig. Auggie benahm sich ausgesprochen geduldig, warf aber Johanna von Zeit zu Zeit funkelnde Blicke zu. Alex schien sich einfach nicht merken zu können, daß er still sein sollte, wenn Auggie seinen Schlag ansetzte.
    Johanna setzte sich an den Hang und beobachtete die beiden. Auggie erzählte Geschichten aus seiner Vergangenheit, und Alex schloß den alten Krieger immer fester in sein Herz. Er schien ihn zu bewundern und bettelte um immer mehr Geschichten. Die Sonne ging schon unter, und Alex fing an zu gähnen, als Johanna schließlich die beiden unterbrach. Sie stand auf, richtete die Falten ihres Plaids und wollte Auggie gerade danken.
    Was dann geschah, wußte sie später nicht mehr. Als sie die Augen öffnete, sah sie Auggie und Alex über sich gebeugt. Alex weinte, während Auggie ihr sanft die Wange tätschelte und gleichzeitig versuchte, den Jungen zu beruhigen.
    Johanna begriff rasch, was geschehen war.
    »Oh, Himmel. Ich bin schon wieder ohnmächtig geworden, richtig?«
    »Wieder?« fragte Auggie und runzelte besorgt die Stirn. Er half ihr, sich aufzusetzen, und Alex krabbelte augenblicklich auf ihren Schoß. Er schien dringend ihren Trost zu brauchen. Sie legte einen Arm um das Kind und drückte es kurz an sich.
    »Mir geht es schon wieder gut, Alex.«
    »Du bist schon einmal in Ohnmacht gefallen?« bohrte Auggie

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