Die standhafte Witwe
nach.
Johanna nickte, und sofort drehte sich wieder alles. »Gestern abend«, antwortete sie. »Gabriel hat mich noch aufgefangen. Es passierte so schnell, daß ich ihn nicht warnen konnte.«
»Schnell ging es allerdings.« Auggie ließ sich auf dem Boden nieder und stützte sie mit einem Arm. »In einer Sekunde standest du auf, in der nächsten lagst du schon wie mausetot flach auf dem Boden.«
Auggie behandelte die Sache wegen des Kindes absichtlich ganz locker. Er versteckte seine Sorge, so gut er konnte.
»Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist«, flüsterte sie.
»Du solltest zu Glynis gehen. Sie weiß ein bißchen über das Heilen«, schlug Auggie vor.
»Ja, sie wollte Calums Arm nähen, also muß sie ein bißchen davon verstehen«, bemerkte Johanna. »Ich werde sie morgen besuchen.«
»Nein«, wandte Auggie ein. »Du gehst jetzt. Ich bringe Alex zurück.«
Seine sture Entschlossenheit war aus seinen zusammengepreßten Kiefern zu ersehen, und Johanna wußte, daß es sinnlos war, mit ihm zu streiten. »Also gut«, willigte sie ein. Dann wandte sie sich an ihren Sohn.
»Alex, du darfst deinem Vater nichts davon sagen. Wir wollen ihm doch keine unnötigen Sorgen machen, nicht wahr?«
»Schäm dich, den Jungen dazu anzuhalten …«
»Auggie, ich denke jetzt nur an Gabriel«, unterbrach Johanna ihn. »Ich will nicht, daß er sich Sorgen macht.«
Auggie nickte resigniert, aber zustimmend. Er würde seinem Clansherrn ganz bestimmt alles brühwarm erzählen, und wenn die Lady sich darüber beschwerte, würde er ihr sagen, daß sie ihm schließlich kein Versprechen abgerungen hatte, zu schweigen.
Alex und er begleiteten Johanna bis zu Glynis’ Tür. Sie verließen sie erst, als Johanna auch wirklich an die Tür geklopft und die Maclaurin-Frau geöffnet hatte.
»Lady Johanna hat dir eine Frage zu stellen«, kündigte Auggie an. »Komm, Alex, Zeit zum Abendessen.«
»Habe ich irgendwas getan, was Euch verärgert hat, M’lady?« fragte Glynis.
Johanna schüttelte den Kopf und winkte sie ein Stück von der Tür fort, damit ihr Mann nichts von ihrem Gespräch hörte.
»Bitte setz dich, Glynis«, bat sie und deutete auf einen großen Stein. »Eine Freundin von mir ist krank, und ich hätte gern deinen Rat, wie ich ihr helfen kann.«
Glynis sah sehr erleichtert aus. Sie setzte sich auf den Stein, faltete die Hände im Schoß und wartete, daß Johanna fortfuhr.
»Zweimal ist die Frau nun schon ohne Grund ohnmächtig geworden«, sagte Johanna. Sie stand vor der Maclaurin-Frau und wartete auf eine Reaktion.
Glynis nickte nur. Johanna fragte sich, was sie damit anfangen sollte.
»Stirbt sie vielleicht an einer furchtbaren Krankheit?« Johanna rang die Hände, während sie versuchte, vor Glynis keine Panik zu zeigen.
»Möglich«, erwiderte Glynis. »Ich muß mehr darüber wissen, bevor ich eine Vermutung ausspreche, M’lady. Ist Eure Freundin jung oder alt?«
»Jung.«
»Ist sie verheiratet?«
»Ja.«
Glynis nickte. »Gibt es irgendwelche anderen auffälligen Symptome?«
»Mir … das heißt Ihr ist entsetzlich übel geworden, und tatsächlich hat sie sich übergeben. Ihr ist den ganzen Morgen flau gewesen. Aber wenn es vorbei ist, dann fühlt sie sich sehr gesund und munter.«
»Ich muß noch ein paar persönliche Fragen stellen, M’lady«, flüsterte Glynis vertraulich.
»Ich beantworte sie, sofern ich eine Antwort weiß«, erwiderte Johanna.
»Hat die monatliche Unpäßlichkeit bei Eurer Freundin ausgesetzt?«
Johanna nickte. »Ja, schon zweimal, aber das ist nicht ungewöhnlich, weil es bei ihr sehr unregelmäßig kommt.«
Glynis versuchte, ihr Lächeln zu unterdrücken. »Wißt Ihr zufällig auch, ob Ihre Brüste überempfindlich sind?«
Johanna hätte sich fast vergewissert, konnte sich aber noch rechtzeitig beherrschen. »Vielleicht ein bißchen, aber nicht übermäßig.«
»Ist sie frisch verheiratet?«
Johanna fand, daß das eine merkwürdige Frage war. Sie nickte. »Glaubst du, die Belastung der neuen Ehe könnte so etwas bewirken? Ich denke das nämlich nicht, Glynis, weil die Frau schon einmal verheiratet war.«
»Hat sie daraus Kinder –«
Johanna ließ sie nicht ausreden. »Sie ist unfruchtbar«, unterbrach sie.
»Vielleicht bei dem einen Mann«, bemerkte Glynis.
Johanna wußte nicht, wie sie das verstehen sollte. Glynis lenkte sie mit einer weiteren Frage davon ab. »Schlaft Ihr … ich meine, schläft sie mehr als gewöhnlich?«
»Ja, genau«, rief Johanna aus. Sie
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