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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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mit ihr. Es ist ein Wunder, daß sie es überlebt hat.«
    »Das ist es wohl«, stimmte er zu. »Johanna, ihr Vater kommt morgen. Er will sie holen.«
    Das gefiel Johanna gar nicht. Sie schüttelte den Kopf.
    »Clare ist nicht in der Verfassung, irgendwo hinzugehen. Ihr Vater wird das verstehen müssen.«
    Gabriel hatte keine Lust, mit seiner Frau zu streiten. Die Freude in ihrem Gesicht, als sie Alex in die Arme geschlossen hatte, machte ihn glücklich und zufrieden. Er wollte das Wiedersehen nicht mit einer ernsthaften Unterhaltung verderben. Heute abend konnten sie immer noch über Clares Zukunft reden.
    »Warum gehst du mit Alex nicht ein bißchen raus, Frau? Der Tag ist zu schön, um drinnen zu hocken.«
    Er blickte seinen Sohn an, der Johannas Hand hielt und sie anstarrte, als wäre sie ein wahres Wunder. Plötzlich schoß es Gabriel durch den Kopf, daß sein Sohn dringend eine Mutter brauchte. Gleichzeitig kam ihm die Erkenntnis, daß Johanna Alex ebenso brauchte,
    »Ja, es ist so ein schöner Tag«, sagte Johanna. Ein Ausdruck von Zärtlichkeit hatte sich in Gabriels Augen gestohlen. Die Liebe, die er für seinen Sohn empfand, war eindeutig.
    Himmel, sie war heute so gefühlsbetont. Sie spürte, daß sie gleich in Tränen ausbrechen würde und wandte sich ab, damit ihr Mann diese Regung nicht entdeckte. Er würde es sicher nicht verstehen. Männer dachten, Frauen weinten nur vor Trauer oder vor Schmerz – so glaubte Johanna zumindest –, ihre Tränen waren jedoch bloß eine emotionale Reaktion auf das wundervolle Gefühl der Zufriedenheit, das sie überschwemmte. Gott hatte ihr soviel Gutes getan. Sie war unfruchtbar, und doch hatte sie nun einen Sohn, den sie lieben konnte. Aye, sie würde Alex lieben, weil es ihr schlichtweg unmöglich war, gegen ein solch unschuldiges Kind hart zu bleiben.
    »Können wir uns die Pferde ansehen, Mama?«
    Sie brach in Tränen aus. Gabriel und sein Sohn blickten sie beide entsetzt an. »Johanna, was ist mit dir?« Seine Sorge machte seine Stimme zu einem scharfen Bellen.
    »Wir müssen nicht unbedingt zu den Pferden«, beeilte sich Alex zu versichern, der dachte, er wäre schuld.
    Johanna versuchte, ihre Beherrschung zurückzuerlangen. Sie tupfte sich mit einer Ecke ihres Plaids die Tränen aus den Augenwinkeln, bevor sie zu einer Erklärung ansetzte.
    »Nichts ist los«, sagte sie zu Gabriel. »Alex hat mich Mama genannt, damit habe ich nicht gerechnet. Ich bin heute wohl ein bißchen gefühlsbetont.«
    »Papa hat gesagt, ich soll Mama zu dir sagen«, tönte Alex vorwurfsvoll. »Er hat gesagt, das gefällt dir.«
    Der Junge hatte sein Gesicht in Falten gelegt und sah sehr unglücklich aus. Johanna beeilte sich, ihn zu besänftigen. »Dein Vater hat recht gehabt. Du sollst mich Mama nennen!«
    »Warum heulst du dann wie ein Baby?«
    Sie lächelte. »Weil du mich so froh gemacht hast«, antwortete sie. »Alex, es ist zu schön, um drinnen zu bleiben. Komm, gehen wir nach den Pferden sehen.«
    Sie wollte gehen, aber Gabriel hielt sie fest. »Zuerst bedankst du dich bei mir, daß ich deinen Sohn nach Hause gebracht habe«, sagte er.
    »Ich bedanke mich später, M’lord.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn. Sie hörte, wie Alex ein würgendes Geräusch von sich gab und brach in Gelächter aus. Gabriel grinste. Er sah ihnen eine Weile hinterher, dann folgte er ihnen nach draußen, wo er oben auf der Treppe stehenblieb. Von dort aus beobachtete er die beiden, bis sie außer Sicht waren.
    »Was lächelt Ihr so, Clansherr?«
    Vater MacKechnie war die Stufen heraufgekommen und stellte sich neben Gabriel.
    »Ich habe meine Familie betrachtet«, sagte Gabriel.
    Vater MacKechnie nickte. »Und eine hübsche Familie habt Ihr da. Gott hat Euch drei gesegnet.«
    Gabriel hielt sich nicht für besonders religiös, aber diesmal mußte er dem Priester zustimmen. Als er noch jung und dumm war, hatte er um eine Familie gebetet. Nun gehörten Johanna und Alex zu ihm. Gerecht ist gerecht, dachte er, und beschloß, seinem Schöpfer zu danken. Immerhin hatte dieser seine Gebete erhört.
    Johannas Lachen hallte über den Vorplatz und riß ihn aus seinen Gedanken. Unwillkürlich mußte er lächeln. Verdammt, aber er liebte es, wenn sie glücklich war.
    Johanna hatte keine Ahnung, daß ihr Mann ihr zuhörte. Alex steckte so voller Begeisterung und Aufregung, draußen herumzulaufen, daß er nicht langsam gehen konnte. Er rannte so schnell den Hügel hinab, daß seine Fersen gegen

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