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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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beim Kamin stehen und ging zum MacBain-Tisch hinüber, wo sich zwei junge Krieger, die heute das Privileg hatten, am Tisch ihres Clansherrn essen zu dürfen, bereits gesetzt hatten. Sie bat sie, wieder aufzustehen.
    »Man setzt sich erst, nachdem der Clansherr und seine Frau Platz genommen haben«, erklärte sie geduldig.
    Es gab ein bißchen Gegrummel, aber schließlich befolgte doch jeder ihre Anweisung.
    Johanna wollte den Männern nicht zuviel abverlangen. Aus diesem Grund schimpfte sie auch nicht darüber, daß sie jedes Wort ihrer Unterhaltung während der folgenden Mahlzeit brüllten. Immerhin hatte sie schon einen Fortschritt gemacht. Die Männer versuchten, höflich zu sein. Nicht ein einziges Rülpsen war zu hören.
    Irgendwann fragte Auggie Gabriel, was er mit dem flüssigen Gold zu tun gedachte, das in der Höhle lagerte. Da er mit dem Clansherrn geflüstert hatte, spitzte jedermann sofort die Ohren. Es konnte sich ja um ein Geheimnis handeln.
    Johanna war baß erstaunt. Ihr Gebrüll am Abend zuvor hatten die Männer so gut wie ignoriert – doch Auggies Gewisper verlangte ihre ganze Aufmerksamkeit. Sie speicherte diese interessante Information für einen späteren Gebrauch.
    »Was hat Auggie eben gesagt?« fragte Keith seinen Clansherrn.
    Gabriel lehnte sich in seinem Stuhl zurück und erzählte den Männern von dem Schatz in der Höhle. Ein beträchtliches Gejohle und Gejubel folgte seiner Erklärung, und als die Aufregung sich gelegt hatte, wies Gabriel darauf hin, daß sie Auggie dafür danken mußten.
    »Los, holen wir uns ein oder zwei Fässer für heute abend«, schlug Bryan begeistert vor.
    Johanna ließ ihrem Mann keine Zeit, dem Vorschlag zuzustimmen oder ihn abzulehnen. Sie stand auf und schüttelte heftig den Kopf.
    Sofort standen alle Männer auf. Es wirkte sehr beeindruckend.
    »Geht Ihr oder bleibt Ihr?« fragte Niall.
    »Ich bleibe«, antwortete sie. »Ihr dürft Euch setzen, Gentlemen.«
    »Aber Ihr steht doch noch«, warf Lindsay ein. »Das ist ein Trick, nicht wahr, M’lady? Wenn wir uns jetzt wieder setzen, schmeißt ihr wieder mit Schüsseln.«
    Johanna mahnte sich zu Geduld. »Keine Sorge«, versprach sie. »Ich bin nur aufgestanden, um Eure Aufmerksamkeit zu bekommen.«
    »Warum das?«
    Sie warf dem MacBain-Soldaten, der die Frage gestellt hatte, einen düsteren Blick zu. »Wenn Ihr Euch ein wenig geduldet, erkläre ich es Euch. Die Fässer werden nicht hier geöffnet. Wir werden damit handeln. Der Brand ist zu wertvoll. Wir bekommen dafür die Waren, die wir brauchen.«
    Sie hatte Einspruch erwartet und wurde nicht enttäuscht. Plötzlich riefen alle durcheinander. Nur Vater MacKechnie und Gabriel schwiegen, während sie Johanna lächelnd beobachteten, die versuchte, die Männer zur Ruhe zu bringen.
    »Wenn Ihr erst einmal darüber nachgedacht habt, werdet Ihr erkennen, daß wir nicht anders können.«
    »Aber warum in Gottes Namen sollen wir das gute Zeug denn verschachern?« rief Keith.
    Johanna hörte die Frage und wandte sich ihm zu. »Es ist eine Sünde zu stehlen, und wenn wir den Schatz nutzen, um zu …«
    Sie gab auf, denn sie stellte fest, daß ihr niemand zuhörte. Sie drehte sich zu Gabriel um und sah aus seiner Miene, daß er das alles ausgesprochen lustig fand. Sie rückte nah an ihn heran, damit er sie über dem Gebrüll hören konnte und verlangte, daß er die Sache übernehmen sollte.
    Er nickte ihr zu. Sie dankte ihm und nahm wieder ihren Platz ein.
    »Ruhe!« Zwar fand Johanna, daß sich das Grollen ihres Mannes am Eßtisch nicht gehörte, aber es stellte sich als effektiv heraus. Die Männer hörten sofort auf, sich zu streiten. Er nickte zufrieden und wandte sich an sie. »Jetzt kannst du erklären, was deine Meinung zu dem Getränk ist.«
    »Aber du sollst es machen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du mußt versuchen, es ihnen verständlich zu machen«, befahl er. »Und wenn du schon dabei bist, dann mach es auch mir verständlich.«
    Sie sprang auf die Füße. »Soll das heißen, du bist nicht der gleichen Meinung wie ich?«
    »Nay, bin ich nicht.«
    Er ließ sie entsetzt aufkeuchen und fuhr dann fort: »Für uns war Stehlen bisher äußerst nutzbringend, Johanna. Und sieh mich nicht so an. Ich habe dich nicht übers Ohr gehauen.«
    »Stehlen ist falsch, nicht wahr, Vater MacKechnie?«
    Der Priester nickte. »Sie hat recht, Clansherr.«
    Es war nicht leicht, die Worte des Priesters zu verstehen, da die Männer gerade mit lautem Stühlescharren wieder

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