Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
London gefangengehalten worden. Ich wußte nicht, wie lange du dort sicher warst, und ich habe ebenso befürchtet, John könnte das Land jemand anderem geben.«
    Sie wußte, daß er recht hatte. Sie wußte auch, daß er sie liebte und wirklich nur ihr Bestes wollte. »Also gut. Ich vergebe dir, Nicholas.«
    »Kehrt nach Hause zurück, Baron. Und kommt nicht wieder. Ihr habt Eure Pflicht getan. Johanna untersteht jetzt meinem Schutz.«
    Johanna war über die Grobheit ihres Mannes entsetzt. »Jetzt?« platzte sie heraus. »Er soll jetzt nach Hause gehen?«
    »Jetzt«, wiederholte MacBain.
    »Mein Bruder …«
    »Er ist nicht dein Bruder.«
    Sie war so empört von seinem Benehmen, daß sie am liebsten laut geschrien hätte. Doch er schenkte ihr keinerlei Beachtung. Sein Blick war auf Nicholas geheftet.
    »Ich hätte es wissen müssen«, sagte er nun. »Ihr seht nicht aus wie Bruder und Schwester, und als Johanna dem Priester ihren vollen Namen genannt hat, begriff ich, daß sie nicht mit Euch verwandt ist. Ihre Gefühle für sie –«
    Nicholas ließ MacBain nicht fortfahren. »Ihr seid sehr scharfsinnig«, unterbrach er. »Johanna hat nicht die leiseste Ahnung davon. Also belaßt es dabei.«
    »Clansherr …«
    »Nein, Johanna. Diese Diskussion betrifft dich nicht.«
    Sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu. So zerdrückte sie die Blumen in ihrer Hand, während sie von einer grimmigen Miene zur anderen blickte.
    Sie brauchte sich nicht zu entschließen, ob sie gehen oder bleiben sollte.
    Vater MacKechnie hatte genug mitbekommen, um zu wissen, daß ein Streit in der Luft lag. Mit falscher, übertriebener Begeisterung nahm er Johannas Arm und sagte: »Die Frauen wären sehr verletzt, wenn Ihr ihre köstlichen Gerichte nicht probieren würdet. Kommt mit. Sie warten bestimmt schon nervös darauf, einen Hauch von Lob von ihrer neuen Herrin zu empfangen. Wißt ihr noch, wie man ›danke‹ auf Gälisch sagt?«
    Sie halb ziehend, halb vorwärts schubsend, entfernte der Geistliche sie von den beiden Männern. Johanna drehte den Kopf und blickte über die Schultern, um zu sehen, was geschah. Nicholas wirkte wütend, MacBain desgleichen. Es war ihr Mann, der die meiste Zeit sprach. Nicholas warf zufällig einen Blick in ihre Richtung, sah, daß sie sie anstarrte, und machte eine Bemerkung zu MacBain. MacBain nickte, und sie wandten sich um und gingen den Pfad hinunter.
    Sie sah beide erst wieder, als sich der Tag bereits dem Ende neigte. Johanna stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie die Männer endlich den Hügel heraufkommen sah. Die untergehende Sonne tauchte den Himmel in orangefarbenes Licht. Die Entfernung und das Spiel des letzten Sonnenlichts ließ ihre Gestalten vor dem Himmel hinter ihnen fast schwarz und unwirklich wirken. Sie schienen sich wie zwei gottgleiche, unbesiegbare Krieger aus der Erde zu erheben, als sie sich mit unglaublicher Anmut auf die Menge zubewegten.
    Sie waren die prächtigsten Krieger, die Johanna je gesehen hatte. Der Erzengel Gabriel lächelte bestimmt auf die beiden herab. Und ganz sicher hatte man sie nach seinem Ebenbild geformt.
    Johanna mußte über ihren kindischen Gedanken lächeln. Doch dann erhaschte sie den ersten Blick auf ihre Gesichter und stieß ein entsetztes Keuchen aus. Nicholas’ Nase blutete, sein rechtes Auge war zugeschwollen. MacBain war kaum in besserer Verfassung. Blut rann ihm von einem Riß auf seiner Stirn ins Gesicht, in seinem Mundwinkel leuchtete eine weitere Wunde.
    Johanna konnte sich nicht entscheiden, welchen von beiden sie zuerst anbrüllen sollte. Im ersten Moment wollte sie instinktiv zu Nicholas rennen und ihm die Hölle heiß machen, während sie seine Wunden untersuchte, und sie hatte schon ihre Röcke gerafft, als ihr einfiel, daß sie sich vermutlich erst um Gabriel kümmern sollte. Er war schließlich jetzt ihr Mann, und ihm sollte ihre erste Sorge gelten. Zudem bestand die Möglichkeit, daß sie vielleicht seine Zorn mildern und ihn überreden konnte, Nicholas noch ein paar Tage bleiben zu lassen.
    »Ihr habt euch geprügelt.«
    Sie schrie ihnen die Anschuldigung entgegen, als sie ihrem Mann gegenüberstand. Gabriel hielt es nicht für nötig, zu antworten. Es war nicht zu übersehen, daß sie sich tatsächlich geprügelt hatten, und die Wut in ihrer Stimme kümmerte ihn nicht sonderlich.
    Johanna zog ein kleines Leinentuch aus ihrem Ärmel und stellte sich auf die Zehenspitzen, um das Blut auf seiner Stirn abzutupfen und feststellen zu

Weitere Kostenlose Bücher