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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Hand, und Gabriel wandte sich im Sattel um. Er entdeckte Johanna sofort hoch zu Pferd auf dem nördlichen Hügelkamm.
    »Was zum Teufel macht sie da?« murmelte er vor sich hin.
    »Sie denkt über ihre Lebensumstände nach«, antwortete Auggie.
    »Was in Gottes Namen soll denn das bedeuten?«
    »Ich habe keine Ahnung, MacBain. Ich wiederhole nur, was sie mir gesagt hat. Sie ist seit über einer Stunde dort oben, und ich nehme an, inzwischen hat sie genug nachgedacht.«
    Gabriel nickte. Er trieb sein Pferd heftig an und galoppierte davon. »Es ist ein schöner Tag zum Reiten«, rief Auggie hinter ihm her.
    »Und noch besser zum Drinbleiben«, murmelte Gabriel eine Antwort.
    Johanna wollte gerade zur Wiese zurückreiten, als sie entdeckte, daß ihr Mann den Kamm heraufgeritten kam. Sie winkte ihm einen Gruß zu, dann faltete sie die Hände über den Zügeln und wartete, daß er zu ihr kam.
    Sie war mehr als bereit, es mit ihm aufzunehmen. Erwartungsvoll atmete sie tief ein. Es war nun an der Zeit, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Sie war ein wenig nervös, aber das war ja zu erwarten. Sie war es nicht gewohnt, Verantwortung zu übernehmen, aber das würde sie dennoch nicht davon abhalten. Bei Gott, sie war selbst verantwortlich für ihr Schicksal, und das mußte sie ihrem Mann unbedingt verständlich machen.
    Johanna war eine volle Stunde vor Tagesanbruch aufgewacht und hatte über all die Veränderungen nachgedacht, die sie für dringend erforderlich hielt. Das meiste betraf ihr eigenes Benehmen, aber es gab ein paar Dinge, für die sie die Hilfe ihres Mannes brauchte.
    Gabriels Wolfshund war der Auslöser für ihre Grübeleien gewesen. Johanna hatte etwas sehr Wichtiges gelernt, während sie sich um die schreckliche Wunde gekümmert hatte. Zuerst war da die Erkenntnis, daß sein Knurren nichts als Getue war, ja praktisch ein Zeichen der Zuneigung. Als zweites hatte sie begriffen, daß sie das Tier nicht zu fürchten brauchte. Ein ordentliches Tätscheln und ein paar freundliche Worte hatten ihr seine Treue gesichert. Als sie Dumfries am Morgen gefüttert hatte, war sie liebevoll angeknurrt worden, während er ihre Hand leckte.
    Und ihr Mann war nicht viel anders.
    Seine finsteren Blicke schüchterten sie nicht mehr ein. Nun rief sich Johanna konzentriert diese Tatsache in Erinnerung, als Gabriel an ihre Seite aufschloß.
    »Ich habe dir befohlen, dich auszuruhen«, fauchte er mit vor Zorn harter Stimme.
    Sie ignorierte seine unfreundliche Begrüßung. »Guten Morgen, lieber Mann. Hast du gut geschlafen?«
    Gabriel war so nah, daß sein rechtes Bein sich gegen ihren linken Schenkel drückte. Johanna konnte seine finstere Miene nicht lange ertragen und senkte ihren Blick. Sie wollte nicht, daß sein Starren ihre Konzentration störte. Sie hatte ihrem Mann einiges zu sagen, und es war wichtig, daß sie keinen ihrer Gedanken ausließ.
    Gabriel bemerkte, daß seine Frau Pfeile und einen Bogen in einem ledernen Köcher auf ihrem Rücken trug. Daß sie die Waffen mitgenommen hatte, bewies einen gesunden Menschenverstand, vorausgesetzt, sie konnte sie vernünftig benutzen, wenn sie angegriffen wurde. Auf eine Zielscheibe zu schießen, war eine Sache – wirklich aber konnte sie ihre Fähigkeiten nur unter Beweis stellen, wenn sie ein bewegliches Ziel anpeilte … etwa einen hungrigen Wolf oder einen wütenden Keiler. Diese Vorstellung erinnerte ihn wieder an die Gefahren, die in den Hügeln lauerten, und die Falten auf seiner Stirn wurden tiefer.
    »Du hast dich über meine strikten Befehle hinweggesetzt. Du kannst nicht einfach …«
    Sie lehnte sich seitlich aus dem Sattel, streckte den Arm aus und strich zart mit ihren Fingerspitzen über seinen Hals. Die Berührung war wie die eines Schmetterlings gewesen und vorbei, bevor er reagieren konnte. Dennoch hatte sie ihn gewaltig aus dem Konzept gebracht.
    Ihre Liebkosung verblüffte ihn. Johanna setzte sich zurück, faltete brav die Hände und lächelte ihn an.
    Er mußte den Kopf schütteln, um ihn wieder klar zu bekommen. Dann versuchte er es erneut.
    »Du hast keine Ahnung, welche Gefahren …«
    Sie tat es wieder. Verdammt wollte er sein, wenn sie damit nicht absichtlich versuchte, seine Konzentration zu stören. Diesmal hielt er ihre Hand fest, bevor sie sie fortziehen konnte.
    »Was zum Teufel machst du?«
    »Ich streichle dich.«
    Er wollte etwas sagen, besann sich dann aber. So starrte er sie nur eine lange Weile an und versuchte zu verstehen, was über sie gekommen

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