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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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belanglosen Dinge wie Todsünden.«
    Johanna war verblüfft von den Ansichten ihres Mannes. Und auch verflucht neidisch. Wie schön wäre es doch, wenn man sich nicht ständig über Sünden sorgen müßte.
    »Vater MacKechnie ist ein außergewöhnlicher Priester.«
    »Wie kommst du auf die Idee?«
    »Er ist so nett. Das macht ihn außergewöhnlich.«
    Gabriel runzelte die Stirn. »Wie sind denn die Priester in England?«
    »Grausam.« Sie hatte sofort ein schlechtes Gewissen, weil sie alle Männer Gottes mit den paar bösartigen, die sie kannte, in einen Topf geworfen hatte. »Wahrscheinlich sind einige auch freundlich«, fügte sie also hinzu. »Ich bin sicher, einige sind gute Menschen, die nicht glauben, daß Frauen in der Gunst Gottes an letzter Stelle stehen.«
    »Frauen tun was?«
    »Sie stehen in Gottes Gunst an letzter Stelle«, erklärte sie. Sie straffte ihren Körper, hielt den Kopf aber gesenkt. »Du kannst ebensogut erfahren, daß ich mit der Kirche nicht auf gutem Fuß stehe, Gabriel.«
    Sie benahm sich, als hätte sie eine düstere Beichte abgelegt. »Und wieso nicht, Johanna?«
    »Ich bin eine Rebellin«, flüsterte sie.
    Er lächelte. Glaubte er, sie wolle scherzen? »Ich bin eine Rebellin«, sagte sie. »Ich glaube an nichts von dem, was die Kirche lehrt.«
    »Zum Beispiel?« fragte er.
    »Ich glaube nicht, daß Gott Frauen weniger liebt als Ochsen.«
    Von solchem Blödsinn hatte Gabriel noch nie etwas gehört. »Wer hat dir gesagt …«
    Sie unterbrach ihn. »Bischof Hallwick listete immer gerne Gottes Hierarchie auf, um mich an meine Minderwertigkeit zu erinnern. Er sagte, daß ich niemals bei den Engeln schlafen dürfte, wenn ich nicht wahre Demut und Unterwerfung lernen würde.«
    »War der Bischof dein Beichtvater?«
    »Eine Zeitlang, ja«, antwortete sie. »Da Raulf eine wichtige Stellung innehatte, war der Bischof sein Berater und sein Beichtvater. Er hat immer große Bußen auferlegt.«
    Gabriel konnte ihre Angst förmlich schmecken. Er beugte sich vor und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie zuckte zusammen.
    »Was für Bußen?« wollte er wissen.
    Sie schüttelte den Kopf. Es tat ihr bereits leid, daß sie davon gesprochen hatte. »Wann wird Alex nach Hause kommen?«
    Er wußte, daß sie ablenken wollte, und beschloß, sie in Ruhe zu lassen. Seine Frau war voller seltsamer Ängste, und aus der Art, wie sie nun die Hände rang, nahm er an, daß Bischof Hallwick auf der Liste ihrer Alpträume an oberster Stelle stand.
    »Alex kommt zurück, wenn die Mauer fertig ist«, antwortete er. »Du hast mich gestern dasselbe gefragt. Hast du meine Antwort schon vergessen?«
    »Vermutlich frage ich dich morgen wieder.«
    »Und warum?«
    »Ein Junge sollte bei seinem Vater leben. Findet er sich damit ab, zu warten? Ist er glücklich bei der Familie seiner Mutter? Traust du den Leuten zu, sich richtig um sein Wohlbefinden zu kümmern? Ein Kind, das so jung ist wie Alex, braucht die Zuwendung seines Vaters«, schloß sie.
    Mit ihren Fragen beleidigte sie ihn tatsächlich. Glaubte sie denn, er würde sein Kind den Händen Untreuer überlassen?
    »Alex würde mir sagen, wenn er unglücklich wäre und ungerecht behandelt würde.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nay, das würde er wahrscheinlich nicht. Er würde lieber still vor sich hin leiden.«
    »Warum sollte er das tun?«
    »Weil er sich schämen würde, natürlich. Er würde bloß glauben, er hätte etwas Falsches getan, so daß er die schlechte Behandlung verdiente. Hol ihn heim, Gabriel. Sein Platz ist bei uns.«
    Gabriel zog sie auf seinen Schoß und hob ihr Kinn und starrte sie eine lange Weile an, während er herauszufinden versuchte, was in ihrem Kopf vor sich ging.
    »Ich hole ihn zu einem Besuch heim.«
    »Wann?«
    »Nächste Woche«, versprach er. »Dann frage ich ihn, ob er unglücklich ist oder mißhandelt wird.«
    Seine Hand wanderte zu ihrem Mund, um sie davon abzuhalten, ihn zu unterbrechen. »Und«, fügte er in bestimmtem Tonfall hinzu, als sie es wagte, dennoch ihren Kopf zu schütteln, »er wird mir die Wahrheit sagen. Und jetzt möchte ich dir eine Frage stellen, Johanna.«
    Er nahm seine Hand von ihrem Mund, wartete auf ihr Nicken und fragte dann: »Wie lange hast du still vor dich hin gelitten?«
    »Das hast du falsch verstanden«, sagte sie. »Ich habe eine wundervolle Kindheit verbracht. Meine Eltern waren so liebe, wunderbare Menschen. Vater starb vor drei Jahren. Ich vermisse ihn immer noch sehr.«
    »Und deine

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