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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Augen funkelten koboldhaft, als sie hinzufügte: »Und wenn man bedenkt, daß ihr das ganze Jahr über so ein mildes Klima habt. Ich kann mich wirklich jeden Tag aufs neue glücklich schätzen. Aye, bestimmt.«
    Gabriel fand ihre Begeisterung erfrischend. Er hatte sie noch nie in einer derartigen Hochstimmung erlebt, und es wärmte sein Herz. O ja, auch er hatte keine Lust, zurückzukehren.
    »Gegen deinen Hunger kann ich etwas tun, Frau.«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Willst du etwas jagen?«
    »Nay. Ich habe alles, was wir brauchen, dabei.«
    Gabriel stieg ab und half Johanna dann zu Boden. »Du bist zu dünn, Johanna. Du wiegst ja fast gar nichts.«
    Sie ignorierte seine Kritik. »Und wo ist nun das Essen, mit dem du prahlst? Meinst du, es fällt wie Manna vom Himmel?«
    Er schüttelte den Kopf, hob die Sattelklappe an und entfernte eine flache Metallschüssel. Hinter dem Sattel war ein Sack mit einer Kordel befestigt.
    Er deutete ihr an, auf die Lichtung zu gehen, band beide Pferde an einen Ast, dann folgte er ihr.
    »Nimm dein Plaid ab, Johanna. Wir können es als Decke nehmen. Breite es unter den Pinien auf dem Boden aus.«
    »Das ist aber nicht sehr schicklich.«
    Der Klang ihrer Stimme verriet ihm, daß es sie nicht besonders kümmerte, ob es schicklich war oder nicht. Ihre gelöste Stimmung verwirrte ihn. Er war entschlossen, herauszufinden, was diese Veränderung bewirkt hatte, denn Johanna war gewöhnlich recht reserviert.
    Ein paar Minuten später saß sie auf ihrem Plaid und sah zu, wie Gabriel ihre Mahlzeit bereitete. Er hatte aus kleinen Ästen ein Feuer angezündet und stellte den Teller nun in die Mitte der Flammen. Dann streute er Hafermehl aus dem Beutel in seine hohle Hand, mischte Wasser vom Fluß dazu und knetete rasch einen dicken Kuchen. Er ließ den Teig auf den Teller fallen, und während er garte, formte er den nächsten.
    Der Hafermehlkuchen schmeckte wie gebackenes Holz mit Staub, aber da sich ihr Mann die Mühe gemacht hatte, ihr das Essen zu bereiten, wollte sie es ihm lieber nicht sagen.
    Gabriel fand ihren Gesichtsausdruck, während sie an dem Kuchen nagte, absolut komisch. Sie ging einige Male zum Fluß hinunter, um das Essen mit Wasser hinunterzuspülen und schaffte nur knapp die Hälfte ihres Fladens, bis sie erklärte, sie wäre schon vollkommen satt.
    »Es war sehr umsichtig von dir, etwas zu essen mitzubringen«, bemerkte sie dann.
    »Ein Krieger hat immer Proviant dabei, Johanna.« Er setzte sich neben sie, lehnte sich an einen Baumstamm und fügte dann hinzu: »Im Krieg oder für die Jagd nehmen wir stets alles mit, was wir brauchen. Wir Highlander sind sehr genügsam. Wir brauchen kein Brot oder Wein oder Karren voller Töpfe und Kessel wie die verwöhnten englischen Soldaten. Unsere Plaids dienen als Zelte oder Decken, und was wir an Nahrung noch brauchen, nehmen wir vom Land.«
    »Oder stehlen es von den anderen Clans?«
    »Ja.«
    »Man darf sich nicht einfach ohne Erlaubnis etwas nehmen.«
    »Bei uns geht das so«, erklärte er noch einmal.
    »Bestehlen andere Clans euch auch?«
    »Wir haben nichts, das sie sich wünschen könnten.«
    »Stehlen sie alle voneinander?«
    »Natürlich.«
    »Das ist absolut barbarisch«, verkündete sie laut. »Handelt denn keiner der Clans überhaupt einmal um das, was er haben will?«
    »Doch, einige schon«, antwortete Gabriel. »Zweimal im Jahr wird in der Nähe der Moray-Mündung ein Rat abgehalten. Nicht verfehdete Clans nehmen daran teil. Ich habe gehört, daß dort anständig gehandelt wird.«
    »Du hast das gehört? Dann bist du niemals bei diesen Treffen dabei gewesen?«
    »Nein.«
    Sie wartete auf eine nähere Erklärung, aber er sagte nichts. »Bist du nicht eingeladen worden?«
    Sie klang empört über die Möglichkeit einer derartigen Beleidigung.
    »Jeder Clansherr ist eingeladen, Frau.«
    »Aber warum in Gottes Namen bist du dann noch nie hingegangen?«
    »Ich hatte bisher weder die Zeit noch die Lust dazu. Im übrigen haben wir, wie ich dir schon mehrmals gesagt habe, nichts, was wir tauschen könnten.«
    »Aber wenn du etwas hättest?« fragte sie. »Würdest du dann an dem Treffen teilnehmen?«
    Er zuckte als Antwort die Schultern.
    Sie stieß einen Seufzer aus. »Was sagt Vater MacKechnie denn zu diesen Diebstählen?«
    Seine Frau schien besessen in ihrer Sorge um die Meinung des Priesters. »Er kritisiert uns nicht, wenn es das ist, was du meinst. Er weiß, daß es keinen Sinn hätte. Überleben steht höher als solche

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