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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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sucht ihr denn?« fragte Lindsay.
    »Nach einer Höhle«, antwortete Johanna.
    Der Pfad teilte sich, und Johanna lenkte ihr Pferd nach links, befahl dann den Soldaten, in die andere Richtung zu reiten. Keiner der beiden dachte daran, sie allein zu lassen.
    »Dann markiert bitte die Stelle, damit wir später wissen, welche Richtung wir bereits abgesucht haben, wenn wir zurückkommen.«
    Sie knotete das Band auf, das ihren Zopf zusammenhielt, und reichte es Michael. Der Soldat bemühte sich gerade, das blaue Band an einen der niedrigen Zweige zu befestigen, als Johannas Stute plötzlich unruhig wurde. Rachel legte die Ohren an, schnaubte laut und verließ tänzelnd den Pfad. Johanna packte die Zügel fester und befahl ihrer Stute, sich zu benehmen.
    »Irgendwas hat sie erschreckt«, bemerkte sie. Sie blickte über die Schulter, um herauszufinden, was Rachel verängstigte, als Michaels Pferd plötzlich ebenfalls stieg.
    »Wir sollten besser zur Lichtung zurückreiten«, schlug Lindsay vor. Auch er hatte damit zu kämpfen, sein Pferd unter Kontrolle zu behalten.
    Johanna fand den Vorschlag vernünftig. Sie drückte ihre Schenkel in Rachels Seiten und wollte sie wenden.
    Plötzlich bockte das Pferd. Johanna hatte gerade noch genug Zeit, den Kopf über den Pferdehals zu ducken, als die Stute bereits durch das Unterholz brach. Johanna hatte alle Hände voll zu tun, das Pferd wieder unter Kontrolle zu bekommen und gleichzeitig die niedrigen Äste abzuwehren.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, was den plötzlichen Aufruhr verursacht hatte. Einer der Männer rief ihr etwas hinterher, aber sie konnte die Worte nicht verstehen. Rachel drehte nach links ab und fiel nun in vollen Galopp. Sie hörte wieder einen Ruf, wandte den Kopf, sah die Soldaten aber nicht mehr. Als sie sich wieder umdrehte, konnte sie gerade noch den Arm hochreißen, um sich vor einem tiefhängenden Ast zu schützen. Das Hindernis war jedoch zu stabil: Plötzlich wurde Johanna buchstäblich aus dem Sattel gepflückt, rollte auf die Seite und fand sich unter einem Busch wieder. Sie stöhnte und setzte sich auf. Ein paar blättrige Zweige sprangen unter ihrem Bein hervor und peitschten ihr ins Gesicht. Johanna murmelte einen undamenhaften Fluch und rappelte sich endgültig auf. Grummelnd rieb sie ihren schmerzenden Rücken.
    Sie erwartete, daß Lindsay und Michael sie suchen würden. Ihr Pferd war nicht mehr zu sehen, und über dem Wald lag Schweigen, ja, eine fast unheimliche Stille, und sie nahm an, die Soldaten hätten eine andere Richtung eingeschlagen. Wahrscheinlich jagten sie noch hinter ihrem Pferd her. Also würde sie wohl oder übel warten müssen, bis sie Rachel eingeholt hatten und feststellten, daß ihre Herrin nicht mehr darauf saß. Dann würden sie sicherlich zurückreiten und nach ihr suchen.
    Johanna sammelte die verstreuten Pfeile und ihren Bogen ein und setzte sich auf einen dicken Stein, um auf die Männer zu warten. Der moosige Duft von Torf und frischen Piniennadeln erfüllte die Luft. Johanna wartete eine lange Weile, bis sie beschloß, daß sie besser zu Fuß zurück zur Lichtung gehen sollte. Über die Richtung war sie sich allerdings nicht mehr im klaren – Rachel hatte mehrere Haken geschlagen, während sie in Panik davongerannt war.
    »Vermutlich laufe ich den Rest des Tages im Kreis herum«, murmelte Johanna.
    Gabriel würde ziemlich wütend auf sie sein. Das konnte sie ihm wahrscheinlich nicht einmal übelnehmen. Es war nicht gerade ungefährlich, durch den Wald mit seinen wilden Tieren zu strolchen.
    Sie legte vorsichtshalber einen Pfeil in ihren Bogen und machte sich auf den Weg. Eine gute Viertelstunde später glaubte sie, sich dort zu befinden, wo sie losmarschiert war, verwarf den Gedanken aber wieder. Der Felsen vor ihr war größer als der, auf dem sie gesessen hatte. Sie ging weiter.
    Eher zufällig entdeckte sie die Höhle. Sie hatte vor einem weiteren großen Stein angehalten, der ihr den Weg versperrte, und versuchte zu entscheiden, ob sie links oder rechts gehen sollte. Die Öffnung war zu ihrer Linken und etwa so groß wie sie selbst. Flankiert wurde sie an beiden Seiten von hohen, dünnen Bäumen.
    Johanna war so aufgeregt, daß sie alle Vorsicht vergaß. Sie rannte buchstäblich hinein. Ein kleiner Tunnel war erhellt durch das Sonnenlicht, das durch Risse im Stein hereindrang, und als sie das Ende des Pfads erreicht hatte, breitete sich vor ihr eine Höhle aus, die mindestens so ausgedehnt war wie die große Halle

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