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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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können sie nicht töten.«
    »Oh, doch, das können wir.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn wir uns erlauben, daß Zorn unsere Taten beherrscht, dann sind wir nicht besser als sie. Schick sie fort. Mir wird schlecht bei ihrem Anblick.«
    Ihre Stimme war wieder voller Kraft. Gabriel nickte zufrieden. »Gib mir zuerst deinen Bogen und die Pfeile.«
    Langsam senkte sie ihre Arme. Was dann geschah, überraschte sie so sehr, daß sie keine Zeit hatte, zu reagieren. Gabriel riß ihr den Bogen aus der Hand, drehte sich ein Stück, zielte und schoß den Pfeil mit unglaublicher Geschwindigkeit und Treffsicherheit ab.
    Ein Schmerzgeheul folgte. Der Pfeil steckte in der Schulter des Soldaten, den sie angeschossen hatte. Robert, der Sohn des Clansherrn, hatte den Dolch aus seinem Gürtel gezogen und wollte ihn gerade werfen, als Gabriel die Bewegung bemerkt hatte. Weder Calum noch Keith hatten die Zeit gehabt, eine Warnung zu brüllen.
    Clansherr MacInnes geriet nun in furchtbaren Zorn über das Benehmen seines Sohnes, aber Gabriels Wut war weitaus größer. Er schob Johanna hinter seinen Rücken, ließ den Bogen fallen und packte sein Schwert.
    »Verschwindet von meinem Land, MacInnes, oder ich bringe Euch um.«
    Die MacInnes-Soldaten zögerten nicht, der Aufforderung nachzukommen. Gabriel hielt Johanna fest, bis der Vorplatz wieder leer war.
    »Keith, schick zehn Soldaten hinterher. Sie sollen ihnen bis zur Grenze folgen«, befahl er.
    »Zu Befehl«, rief Keith.
    Im gleichem Moment, als Gabriel sich regte, schoß Johanna um ihn herum und rannte die Treppe hinunter, wobei sie ihren Gürtel aufband. Ihr Plaid war gelöst, noch bevor sie sich neben die mißhandelte Frau kniete und sie damit bedeckte. Sie legte ihr die Hand an den Hals, fühlte den Puls schlagen und wäre fast vor Erleichterung in Tränen ausgebrochen.
    Vater MacKechnie legte ihr die Hand auf die Schulter. »Wir sollten reingehen«, flüsterte er.
    Calum ließ sich auf ein Knie nieder und beugte sich vor, um die Frau aufzuheben. Johanna begann sofort zu schreien: »Faßt sie nicht an!«
    »Sie kann hier nicht bleiben, M’lady«, versuchte Calum, seiner aufgebrachten Herrin zu erklären. »Ich will sie hineintragen.«
    »Gabriel soll das tun«, entschied Johanna. Sie holte tief Atem und versuchte, sich zu beruhigen. »Ich wollte Euch nicht anschreien, Calum. Bitte vergebt mir. Ihr dürft sie sowieso nicht heben. Ihr reißt Eure Wunde wieder auf.«
    Calum nickte. Er war angenehm überrascht, daß sie sich bei ihm entschuldigt hatte.
    »Ist sie tot?« fragte Keith.
    Johanna schüttelte den Kopf. Gabriel zog sie auf die Füße und ging dann selbst in die Knie, um die MacKay-Frau auf seine Arme zu heben.
    »Bitte sei vorsichtig«, flüsterte Johanna.
    »Wo soll ich sie hinbringen?« fragte Gabriel.
    »Gebt ihr meine Kammer«, schlug MacKechnie vor. »Ich kann heute nacht woanders schlafen.«
    »Glaubt ihr, sie wird es überleben?« fragte Calum, als er seinem Anführer über den Platz folgte.
    »Wie zum Teufel soll ich das wissen?« schnappte Gabriel zurück.
    »Sie wird überleben«, verkündete Johanna und betete dafür, daß sie recht hatte.
    Calum rannte vor, um die Tür zu öffnen, und Johanna folgte ihrem Mann durch den Eingang. Hilda war gerade durch die Hintertür gekommen und ging nun den Korridor entlang auf sie zu. Sie rief nach Johanna.
    »Kann ich mit Euch über das Abendessen für die Gäste sprechen, M’lady?«
    »Wir haben keine Gäste«, sagte Johanna. »Lieber esse ich mit dem Teufel oder König John zu Abend, als die MacInnes ertragen zu müssen.«
    Hilda riß erstaunt die Augen auf. Johanna wollte ihrem Mann gerade die Treppe hinauf folgen, als sie plötzlich stehenblieb. »Ich scheine jeden anzufauchen. Hilda. Bitte verzeih mir. Ich bin heute nicht ganz ich selbst.«
    Dann eilte sie endlich die Treppe hinauf. Ein paar Minuten später lag die Frau auf dem Bett, und Gabriel stand neben Johanna, während sie sie nach gebrochenen Knochen abtastete.
    »Da scheint alles in Ordnung zu sein«, flüsterte Johanna. »Aber die Schläge am Kopf machen mir Sorgen. Sieh nur die Schwellung an ihrer Schläfe. Ich habe keine Ahnung, wie schlimm der Treffer war. Vielleicht wacht sie nie mehr auf, Gabriel.«
    Johanna hatte nicht bemerkt, daß sie weinte, bis ihr Mann ihr befahl, damit aufzuhören. »Es wird ihr nicht helfen, wenn du zusammenbrichst. Sie braucht deine Hilfe, nicht deine Tränen.«
    Natürlich hatte er recht. Johanna wischte sich die Tränen aus

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