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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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ihm zuvorgekommen. Er drehte sich um, sah den Ausdruck auf dem Gesicht seiner Frau und ging augenblicklich auf sie zu.
    Keiner der anderen Männer rührte sich. Die Maclaurins waren wie erstarrt von dem, was sie soeben gesehen hatten. Die MacBains waren mindestens genauso überrascht. Und genauso beeindruckt.
    Der Soldat, den sie angeschossen hatte, taumelte näher an die Frau heran. Johanna befürchtete, er könnte ihr noch mehr wehtun wollen.
    Aber das würde sie nicht zulassen. »Versucht noch mal, sie zu treten, und bei Gott, ich schieße Euch einen Pfeil mitten durch Euer schwarzes Herz!«
    Der wilde Zorn in ihrer Stimme schwappte über die Menge der Soldaten. Robert wich instinktiv zurück. Der Priester eilte nach vorn und kniete sich neben die Frau. Er schlug das Zeichen des Kreuzes und sprach leise einen Segen.
    »Sie ist wahnsinnig«, flüsterte Robert.
    Gabriels Gefolgsleute hörten diese Bemerkung. Drei MacBains bewegten sich auf ihn zu. Calum winkte sie mit einer Handbewegung zurück.
    »Unser Clansherr entscheidet, was zu tun ist«, sagte er knapp.
    Keith stand neben Calum. Er konnte sich nicht mehr beherrschen. »Sie ist nicht wahnsinnig!« brüllte er. »Aber wir werden ganz sicher unserem Clansherr mitteilen, was Ihr von seiner Frau haltet!«
    »Mein Sohn hat sie nicht beleidigt«, verteidigte MacInnes ihn. »Er sagt nur die Wahrheit. Seht doch nur in ihre Augen. Sie ist absolut durchgedreht. Und weswegen, frage ich Euch? Nur wegen einer wertlosen Hure!«
    Gabriel achtete auf niemanden mehr. Er sah nur noch seine Frau. Er hatte die oberste Stufe erreicht, faßte sie aber nicht an. Schweigend stellte er sich an ihre Seite.
    Johanna ignorierte ihren Mann. Langsam drehte sie sich ein wenig, bis sie Clansherr MacInnes im Blick hatte.
    Befriedigt stellte sie fest, daß sein häßliches Gesicht kalkweiß wurde. Seine wulstigen Lippen schürzten sich vor Angst.
    »Wer hat sie geschlagen?«
    Der Clansherr gab keine Antwort. Er blickte erst nach links, dann nach rechts, als wollte er einen Fluchtweg suchen.
    »Du solltest ihn nicht töten.«
    Gabriel hatte die Worte geflüstert, so daß nur sie es hören konnte. Sie zeigte keinerlei Reaktion.
    Er wiederholte den Satz. Sie schüttelte den Kopf und antwortete ihm, ohne den Clansherrn aus den Augen zu lassen.
    »Glaubst du, die Frau hat eine solche Behandlung verdient? Glaubst du, sie ist weniger wichtig als ein dummer Ochse?«
    »Du weißt genau, daß ich das nicht glaube«, entgegnete er. »Gib mir den Bogen!«
    »Nein.«
    »Johanna …«
    »Sieh doch, was sie getan haben!« schrie sie.
    Die Qual in ihrer Stimme tat ihm im Herzen weh. Seine Frau war kurz davor, ihre Beherrschung ganz zu verlieren. Das durfte nicht geschehen.
    »Zeig ihnen nicht, wie betroffen du bist«, sagte er. »Sie würden es als eine Art Triumph betrachten.«
    »Ja«, flüsterte sie. Ihre Hände begannen zu zittern, und sie stieß ein leises Wimmern aus.
    »Je länger wir hier stehen, desto länger muß die Frau auf Hilfe warten. Gib mir die Waffe.«
    Sie konnte es nicht. »Ich darf nicht zulassen, daß sie ihr noch mehr wehtun. Siehst du es denn nicht? Ich muß ihr helfen. Ich habe immer gebetet, daß mir jemand hilft, aber niemand hat es je getan. Aber ich kann es jetzt. Ich muß, ich muß …«
    »Ich erlaube nicht, daß sie ihr etwas antun«, versprach er.
    Wieder schüttelte sie nur den Kopf. Gabriel beschloß, es anders anzugehen. Es kam ihm vor, als wären Stunden vergangen, seit er an ihre Seite getreten war, aber er wußte, daß es nur ein paar Minuten gewesen sein konnten. Es kümmerte ihn allerdings nicht, wie lange sie brauchte, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Diese MacInnes-Bastarde mußten eben warten. Natürlich hätte Gabriel ihr den Bogen einfach abnehmen können, aber das wollte er nicht. Er wollte, daß sie ihn ihm gab.
    »Also gut«, sagte er. »Ich befehle meinen Männern, jeden einzelnen umzubringen. Wäre dir das recht?«
    »Ja.«
    Er konnte seine Überraschung nicht verbergen. Dann stieß er einen Seufzer aus und wandte sich ab, um seine Befehle zu geben. Er war kein Mensch, der bluffte. Wenn sie wollte, daß er die Schufte töten ließ, dann würde er ihrer Bitte nachkommen. Zur Hölle, er hatte sowieso nur noch einen Anlaß gesucht. Seiner Frau einen Gefallen zu tun, war allemal Grund genug.
    »Calum!« brüllte er.
    »Aye, MacBain?«
    »Nein«, platzte Johanna heraus.
    Gabriel drehte sich zu ihr um. »Nein?«
    Tränen verschleierten ihre Augen. »Wir

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