Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Stirn, als er nachrechnete. »Das ist etwa die gleiche Zeit, die wir auf Reisen waren.«
»Wir sind also genauso weit in der Zeit vorangeschritten, als hätten wir die Zeitreise nie angetreten?«, fragte Jean. »Obwohl ich das mit der Zeitverschiebung noch immer nicht verstehe, klingt das irgendwie vernünftig.«
Adia setzte den Kater auf den Boden und erhob sich. Mit einem aufrichtig wirkenden Lächeln sagte sie: »Ich muss bekannt geben, dass ihr zurückgekehrt seid, damit wir eure erfolgreiche Mission feiern können!«
Ganz Santola strömte in das Dorf, um Nikolai daheim willkommen zu heißen. Unten am Hafen wurde Holz für ein Freudenfeuer aufgeschichtet, und die Frauen der Insel begannen, ein üppiges Festmahl vorzubereiten. Jean wusste, dass auch sie liebevoll empfangen werden würde, wenn sie nach Britannien zurückkehrte, aber verglichen mit dieser überschwänglichen Begrüßung würde die ihre sehr viel reservierter ausfallen.
Sie bekam keine Gelegenheit, allein mit Nikolai zu reden, bis das Festessen beendet war und der Tanz begann. Die Sonne näherte sich schon dem Horizont, als Jean sich neben ihn auf eine Bank setzte und müde den Kopf an die Wand dahinter lehnte. Als sie Adia mit Tano tanzen sah, schaute sie zu Nikolai auf und sagte verträumt: »Diese Insel ist erstaunlich schön. Ein guter Ort zum leben.«
Er legte einen Arm um ihre Schultern und sah ihr lächelnd in die Augen. »Ich habe gehört, dass Schottland auch sehr schön sein soll. Ich dachte, vielleicht könnten wir halb hier, halb in Britannien leben. Und auch auf hoher See natürlich.«
Jean starrte ihn an, nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte. »Und ich war schon darauf vorbereitet, wie Ruth zu sein und zu gehen, wohin du gehst, was Santola und die See gewesen wären. Würde es dir wirklich nichts ausmachen, auch in England oder Schottland ein Zuhause zu haben?«
Er zog sie näher an sich und legte seine Wange an ihr Haar. »Du liebst deine Familie und Freunde, und es wäre unrecht von mir, sie dir vorzuenthalten. Und dich ihnen.« Er zögerte. »Und sollten wir Kinder haben, verdienen sie es, ihre Familie kennenzulernen.«
Jean blinzelte, um ihre Tränen zu verdrängen, als sie ihn umarmte und daran dachte, wie allein Nikolai fast sein ganzes Leben gewesen war. »Meine Familie ist jetzt auch die deine, mein lieber Pirat. Sogar du und mein Bruder werdet euch sympathisch sein, sobald ihr aufgehört habt, euch die Hörner zu zeigen und auf dem Boden herumzuscharren wie Stiere.«
Nikolai lachte. »Und du glaubst, das ist es, was wir tun werden?«
»Auf jeden Fall«, erwiderte sie prompt. »Aber Gwynne und ich werden euch nicht erlauben, auch noch blanken Stahl zu ziehen.«
»Ich glaube, ich bin bereits dabei, mich in einen gefügigen Ehemann zu verwandeln«, bemerkte er. »Der Sieg ist dein, meine Liebste.«
»Siege sollten in einer guten Ehe etwas Gegenseitiges sein, und ich werde mich nicht mit weniger zufriedengeben.« Sie schlang den Arm um seine Taille und fragte sich, wie lange sie wohl noch warten mussten, bis sie sich in ihr Schlafzimmer zurückziehen konnten. Mit einem schrägen Blick auf ihn fragte sie: »Hast du mich gerade ›meine Liebste‹ genannt?«
Plötzlich sah er ganz ungewöhnlich schüchtern aus. »Es ist leichter, indirekt zu sein, als geradeheraus zu sagen: ›Ich liebe dich‹. Das sind große Worte. Aber ... in dem Fall sind sie wahr. Du bist mein Herz, meine geliebte Hexe.«
Jean schluckte heftig. »Ich hätte das nicht sagen können, bevor wir Liebende wurden, weil ich solche Angst hatte, dass deine Kraft mich überwältigen würde, doch heute weiß ich, dass wir zusammen besser sind und stärker als getrennt. Ich liebe dich, Nikolai. Ich glaube, ich habe dich schon während vieler Leben geliebt, und es kommen noch viele andere auf uns zu.«
»Noch viele andere Leben mit dir? Was für eine wunderbare Idee!« Nikolai beugte sich vor und küsste sie.
Jean reagierte mit jeder Faser ihres Seins, wohl wissend, dass dies der Moment ihrer wahren Hochzeit war, mehr als die Hochzeit im Jahr 1807 und die, die sie schon bald aufs Neue feiern würden.
Nikolai lachte plötzlich. »Und werden wir in all diesen Leben wieder Gegner sein, bevor wir Liebende werden?«
»Höchstwahrscheinlich«, sagte sie. »Ich versuche gerade, mich zu erinnern, wann ich mich in diesem Leben in dich verliebt habe.«
»Als ich dich entführt habe natürlich.« Ein schalkhaftes Flimmern tanzte in seinen dunklen Augen,
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