Die Statisten - Roman
auch nur streifte. Bashir Akhtar hätte zwar nicht sonderlich getrauert, falls der Frau etwas zugestoÃen wäre, aber dieser dämliche Taxifahrer tat alles Erdenkliche â und noch einiges Nichtauszudenkende â, um Aufmerksamkeit zu erregen. Der Schlaumeier konnte sich auf eine gehörige Abreibung gefasst machen, wenn sie erst am Hotel wären. Wenn er aber so weitermachte, würden sie es nie bis Sion schaffen, geschweige denn bis Panvel oder Alibag. Es war nur eine Frage von Minuten, bis die Polizei den Kerl anhalten würde, und das war für Bashir Akhtar absolut keine Option.
Er befahl seinem Fahrer, das Taxi einzuholen und dann so lange zu hupen, bis Ravan auf ihn aufmerksam werden würde; um den Rest würde er sich dann schon selbst kümmern. Doch Ravan war offenbar besonders widerspenstiger Laune, denn als Bashir Akhtars Ambassador aufholte und der Fahrer anfing zu hupen, machte Ravans Taxi einen Satz nach vorn, als habe jemand einen nuklearen Sprengsatz unter seinem Hintern gezündet. Da, er hatte es schon wieder getan, der verfluchte Schwachkopf! Was zum Teufel hatte er bloà vor? Er war über eine rote Ampel gefahren. Ein Polizist rannte ihm hinterher und pustete wie verrückt in seine Trillerpfeife, und als das Taxi nicht an den StraÃenrand fuhr, zückte er den Notizblock, um sich das Kennzeichen zu notieren. Bashir Akhtar war selbst für kleine Himmelsgaben dankbar: Wenigstens war das Arschloch so gescheit gewesen, nicht anzuhalten.
Ravans Taxi raste, bereits auÃer Sichtweite, davon, aber das Glück war auf Bashir Akhtars Seite. Auf der Dockyard Road gab es einen meilenlangen Stau von Lastern, Abschleppwagen, Kleinbussen, Autos und Taxis, der von Minute zu Minute länger wurde. Drei Polizisten und ein Sub-Inspector bemühten sich erfolglos, das Verkehrknäuel zu entwirren, und Ravan steckte unwiderruflich fest.
Jetzt war Bashir Akhtars Ambassador nur noch wenige Meter von Ravan entfernt. Bashir sprang aus dem Wagen und rannte auf das Taxi zu, aber Ravan hatte bereits genug Zeit vertrödelt, und sein Taxi war links auf den Bürgersteig geholpert und hatte die erschrockenen FuÃgänger in sämtliche acht Himmelsrichtungen der hinduistischen Windrose gescheucht. Er war nicht aufzuhalten. Er lieà sich zurückfallen, mogelte sich vorbei, legte den Rückwärtsgang ein, das Taxi stöhnte, stotterte und keilte aus, gab fast den Geist auf, erwachte dann wieder zum Leben und schoss los. Ravans linke Hand drückte auf die Hupe, während die rechte das Lenkrad scharf nach links herumriss, dann in die entgegengesetzte Richtung und dann wieder nach links, und noch bevor die Polizisten sich überlegen konnten, was der Taxifahrer als Nächstes anstellen würde, raste er schon auf sie zu und riss das Lenkrad im letzten Augenblick herum. Dann setzte er zurück, bis er eine Lücke im Stau gefunden hatte, kreischte an einem mit gemeingefährlich überstehenden Eisenstangen beladenen, offenen Laster und einem 18-Achsen-Monster vorbei, auf dem ein mit Stahlseilen festgezurrter Chemikalientank saÃ, während ihm der Sub-Inspector hinterherbrüllte. Doch Ravan hatte sein Taxi inzwischen auf den rechten Bürgersteig manövriert und sauste an Warenlagern und Speichern vorüber. Jetzt hatte er das Labyrinth hinter sich gelassen, und sein Fuà war etwas vom Gas gegangen. Allmählich schien er zum Normalzustand zurückzukehren, als er eine Polizeisirene gequält aufheulen hörte, der sich von einer engen Gasse her eine zweite anschloss. Die zwei Polizeiwagen wetteiferten, wer als Erster das Taxi erreichen würde, und die Sirenen wurden lauter und lauter. Eine dritte stimmte in ihr Duett ein und Ravan registrierte eine stolze Polizeieskorte etwa hundert Meter hinter sich, während Bashir Akhtars Ambassador mit einigem Abstand folgte. Aber Ravans Fuà lag wieder wie Blei auf dem Gaspedal. Er keuchte und schwitzte in Strömen wie seine Mutter vor den fauchenden Primuskochern in ihrer Küche, und die Passanten hätten schwören können, dass sie Steve McQueen in âBullittâ sahen, als das Taxi wie ein verschwommener Strich an ihnen vorbeiraste, um schlieÃlich links auf den Western Express Highway abzubiegen und den Vorort Chembur, wo Ravan vor Raj Kapoors RK Studio sein Glück versucht hatte, rechts liegen zu lassen.
Und dann war er abgetaucht.
Die Polizeitransporter fuhren auf der
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