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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Schnellstraße hin und her, während Bashir Akhtar wartete – entfernt genug, um nicht bemerkt zu werden, aber nah genug, um die Vorgänge im Auge zu behalten. Sein Beruf war ein dauernder Hochseilakt, und er machte an einem einzigen Tag mehr Krisen durch als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben. Die Ruhe zu bewahren war in seinem Job von größter Wichtigkeit, aber dieser maderchod hatte ihn gehörig ins Schwitzen gebracht, und jetzt war er verschwunden. In der einen Sekunde noch da, in der nächsten wie vom Erdboden verschluckt, direkt vor seinen eigenen Augen und denen der Polizei. Aber wie weit konnte das kleine Arschgesicht schon kommen? Denn wie weit Ravan auch käme, es würde nie weit genug sein, um Bashir Akhtar daran zu hindern, ihn sich zu schnappen.
    Eines der Polizeifahrzeuge hielt an, der Fahrer stieg aus und winkte den anderen. Die Böschung hatte sich in einen tiefen Krater verwandelt, in dem, mit noch laufendem Motor, Ravans Taxi steckte. Die Polizisten sprangen, ihre altertümlichen Waffen gezückt, aus den Fahrzeugen und pirschten sich vorsichtig an das Taxi heran. Als sie das Auto umstellt hatten, rief der Senior Inspector: „Du bist umzingelt! Öffne die Tür und steig mit erhobenen Händen aus, sonst verwandeln wir dich in ein Sieb!“
    Zeit verging. Schleppend. Schließlich verlor einer der Polizisten die Geduld und bedeutete seinen Kollegen mit einer Geste, dass er näher rangehen wollte. Beim Abstieg rutschte er aus und kugelte den Abhang hinunter, bis er mit dem Gesicht gegen die Windschutzscheibe des Taxis krachte. Niemand rührte sich. Es war, als warteten alle darauf, dass ihr Kollege kaltblütig abgeknallt wurde, damit sie mit einer Schießorgie reagieren könnten.
    Was der Polizist durch die Frontscheibe des Wagens sah, jagte ihm einen übleren Schreck ein, als wenn der Taxifahrer ihn mit einem Messer angefallen und ihm die Kehle aufgeschlitzt hätte. Der Körper des Fahrers war auf schier menschenunmögliche Weise verdreht und gekrümmt. Er war sehr blass, fast durchsichtig, seine Haut war aschfahl, er hatte Schaum vor dem Mund und zuckte wie ein Spastiker. Seine Gliedmaßen schlugen und zuckten unkontrolliert. Doch am beängstigendsten waren seine Augen: Sie waren so weit nach oben gerollt, dass nur noch das Weiße zu sehen war.
    â€žDer Mistkerl tut nur so, jede Wette!“, rief einer der jüngeren Polizisten. „Ziehen wir ihn raus und verpassen ihm eine Abreibung, dann ist er in null Komma nichts wieder fit!“
    â€žRühr ihn nicht an! Er hat einen Anfall. Wir schleppen das Taxi aus dem Straßengraben und fahren dann zurück!“, sagte der Senior Inspector scharf. „Sirenen einschalten. Ich fahr das Taxi.“
    Verblüfft schaute Bashir Akhtar zu, wie das Taxi, mit einem angegrauten Inspector am Lenkrad und eskortiert von drei Polizeiautos, in die Stadt zurückfuhr. Er hatte keine Ahnung, was passiert war. Er wusste nur eins: Ravan Pawar brachte Pech, ganz gewaltiges Pech, und war für den größten Verlust, den er jemals gehabt hatte, verantwortlich. Aber das war noch längst nicht alles: Der Hohlkopf würde ihn verpfeifen, und wenn dieser Senior Inspector einer von der ernsten, rechtschaffenen Sorte war, würde Bashir schon eine Menge Strippen ziehen müssen, um die Sache wieder auszubügeln. Ihm blieb nichts anderes übrig, als der absurden Karawane zu folgen.
    Wie sich jedoch zeigte, hatte Ravan noch ein paar weitere Überraschungen auf Lager. Die Fahrzeugkolonne steuerte nicht etwa die nächste Polizeiwache an, sondern fuhr zum Sion Hospital. Die Polizeifahrzeuge verließen das Krankenhausgelände eine halbe Stunde später, aber das Taxi blieb erstaunlicherweise dort stehen. Bashir Akhtar hätte nicht wenig Lust gehabt, die Tür aufzuhebeln, das Taxi kurzzuschließen und einfach wegzufahren. In den Kofferraum hätte er erst geschaut, wenn er absolut sicher gewesen wäre, von niemandem beobachtet zu werden. Aber er war viel zu gewieft, um etwas derart Dummes zu machen. Der Inspector konnte ohne Weiteres ein paar Zivilbeamte abgestellt haben, um ihn genau dabei zu erwischen. Er schickte seinen Fahrer mit ausreichend Bargeld ins Hospital, um dem Personal am Empfang ein paar Informationen zu entlocken.
    â€žDie wollten mir nicht sagen, was genau los ist“, berichtete der Fahrer, „aber ein Pfleger hat mich in die

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