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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Es lässt sich nicht ungeschehen machen.“
    â€žBist du deswegen heute wie ein Irrer gefahren? Weil du wolltest, dass die Polizei mich schnappt?“
    Ravan zuckte die Achseln. „Was hätte mir das genützt? Dann hätte ich Ihre Männer am Hals gehabt. Und wenn nicht, dann wären Sie gekommen, sobald die Polizei mit Ihnen fertig gewesen wäre. Aber das hatte nichts damit zu tun, wie ich heute Morgen gefahren bin.“
    â€žWas wolltest du dann damit erreichen?“
    â€žNichts. Das ist es, nichts. Ich hatte einfach eine Heidenangst wegen dem Zeug im Kofferraum, was immer es sein mag. Und dann habe ich die Polizeisirenen gehört, und mein Verstand hat ausgesetzt.“ Ravan starrte unbeteiligt auf die Windschutzscheibe. „Ich hab zwar etwas von Ihrem Geld genommen, aber ein Dieb bin ich nicht. Und wie auch immer, es war zu etwas gut. Und jetzt werde ich für den Rest meines Lebens dafür bezahlen.“
    â€žWie lange hättest du auf mich noch gewartet?“
    â€žBis Viertel nach elf.“
    â€žUnd dann?“
    â€žDann hätte ich fahren müssen.“
    â€žWarum?“
    â€žHeute ist Dienstag, der Tag, an dem ich den Siddhi-Vinayak -Tempel besuche. Einundzwanzig Wochen, so lange muss ich hin, um mein Gelübde zu halten. Ich muss spätestens um halb zwölf dort sein, um noch vor Mitternacht darshan zu bekommen.“ Bashir Akhtar spürte, dass in der Gleichung zwischen ihm und dem Taxifahrer eine subtile Änderung eingetreten war. Worin genau sie bestand, hätte er nicht sagen können, ja, er war nicht einmal sicher, ob er sie sich nicht nur einbildete. Ravan mochte von lähmender Angst reden, aber sein Verhalten passte nicht recht dazu. Vielleicht war dies der hinduistische Fatalismus. Man zwingt einen Mann auf die Knie, und er hört auf, sich vor einem zu fürchten. Das ging nicht an. Für Bashir Akhtar war es eine einfache Rechnung: Der eigene Machtquotient war exakt so groß wie die Angst, die man in den Leuten zu erwecken vermochte.
    â€žFahr du zum Siddhi-Vinayak-Tempel und anschließend heim zu deiner Mama. Ich muss morgen Vormittag etwas erledigen.
    Sei morgen um halb drei am Sagar Mahal in Cuffe Parade. Sei pünktlich. Du bist ein guter Schauspieler, Ravan, aber nächstes Mal wird dir das nichts nützen. Dann sitze ich nämlich im Fond.“

    Es ist nicht so ganz klar, wem es am nächsten Nachmittag schlechter erging, als Ravan nach Cuffe Parade fuhr. Sobald die falschen Nummernschilder wieder über die echten geklemmt worden waren, forderte Bashir Akhtar Ravan auf, sich zu setzen. Er war in leutseliger Stimmung und schien sich dem Taxifahrer anvertrauen zu wollen.
    â€žWeißt du, warum man mich Drei Komma Eins nennt, Ravan? Weil es früher eine Regel gab, ein ungeschriebenes Gesetz, das nie übertreten werden durfte. Der höchste Zinssatz, den man verlangen durfte, waren drei Prozent. Drei Prozent im Monat. Macht im Jahr sechsunddreißig Prozent. Ich habe diese Obergrenze durchstoßen. Ich verlangte drei Komma eins Prozent. Alle sagten, so viel würde keiner zahlen. Es wäre zu schwierig auszurechnen. Und da diejenigen, die das Geld brauchten, es überall für drei Prozent bekommen konnten, warum hätte sich dann jemand noch an mich wenden sollen? Aber die Leute kamen. Wann immer es einen Risikokunden gab, dem keiner das Geld leihen wollte – ich hab’s getan. Für drei Komma eins Prozent. Und was das Risiko angeht, habe ich meine Methoden, renitente Kunden zur Vernunft zu bringen. Aber was zählt, ist, dass ich das Limit angehoben habe. Man erreicht nichts, solange man sich nichts zutraut, solange man keine Risiken eingeht.
    Du begreifst also, Ravan, ich bringe in jeden Job ein kleines Plus ein. Momentan bin ich dabei, meine geschäftlichen Aktivitäten zu diversifizieren. Meinen Konkurrenten und Feinden gefällt das nicht. Sie tun alles in ihrer Macht Stehende, um mich auszubremsen. Unglücklicherweise macht mich das nur umso hartnäckiger und sturer. Die anstehende Lieferung könnte für mich geschäftlich einen großen Schritt nach vorn darstellen. Ich betrachte dich bei diesem Unternehmen als meinen Partner. Also benimm dich einfach so, als würdest du einen x-beliebigen Fahrgast befördern. Es eilt nicht, und es besteht auch kein Grund zu trödeln. Und versuch nicht, mich auszutricksen! Das gelingt dir sowieso nicht. Eins kannst du mir

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