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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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kannst!“ Bashir Akhtar warf Ravan noch einen Blick zu. „Wo sind Rajaram und Ahmed? Ich hatte sie am Anfang der Gasse postiert.“
    â€žIch hab keine Ahnung. Die sind auch nicht da. Nur die Polizeiwagen.“
    â€žHalt bloß die Fresse! Versuchst du vielleicht, mir Angst zu machen?“ Alles Blut war aus Bashir Akhtars Gesicht gewichen. „Polizeiwagen?“
    â€žJa.“
    â€žWie viele?“
    â€žDrei, glaube ich. Einer in der Gasse hinter dem President Hotel, einer auf der Cuffe Parade und der letzte vor dem Fernsprechamt.“
    â€žWenn du lügst …“
    â€žIch weiß, wenn ich lüge, bin ich ein toter Mann.“
    â€žIch werde deine Geschichte überprüfen.“ Bashir Akhtar ging in sein Schlafzimmer und kehrte mit einem Fernglas zurück. „Komm mit rauf auf die Terrasse.“
    Sie fuhren mit dem Aufzug bis zum siebenundzwanzigsten Stock und stiegen noch eine Treppe hinauf zur Dachterrasse. Die Sonne brach soeben rechts vom Gateway of India durch das Wasser, wie ein Taucher, der wieder an die Oberfläche kommt. Drei Komma Eins stellte das Fernglas scharf und suchte das Gebiet um sein Haus und den Rest der Cuffe Parade ab. Sein Gehirn schien blitzschnelle Berechnungen anzustellen und kam zu einem Resultat.
    â€žGeh runter und warte exakt zehn Minuten. Zeitvergleich: Es ist sechs Uhr siebzehn. Dann steigst du in dein Taxi, wendest und fährst von der falschen Seite in die Gasse hinter dem President Hotel und blockierst die Durchfahrt. So, dass die Bullen festsitzen. Erzähl denen, dir wäre der Motor verreckt. Ist ja eine Einbahnstraße, wie du weißt. Hier hast du hundert Rupien in kleinen Scheinen. Die Bullen werden dich anhalten und dir Geld abknöpfen wollen. Bettel, jammer, heul. Feilsche mit ihnen und schinde Zeit heraus. Fang mit zwanzig an und lass dich langsam bis fünfzig hochhandeln.“
    â€žUnd wenn die nicht mitspielen?“
    â€žSieh zu, dass es überzeugend klingt. Andernfalls verbringst du ein paar Tage in einer Polizeizelle, das ist alles.“

16
    Während er versuchte, sich zwischen Schutthaufen und zerbrochenen Fliesen zur Bushaltestelle in der Nähe der Statistengewerkschaft vorzuarbeiten, merkte Eddie, dass er Gesellschaft hatte. Der Mann schien bewusst neben ihm herzugehen. Eddie versuchte, Abstand zu dem Kerl zu halten, aber das war so gut wie unmöglich. Der Bürgersteig war wieder aufgerissen worden, weil ein Regenwasserkanal angelegt werden sollte, und Eddie stolperte über einen Erdhaufen und stürzte beinahe in den Graben.
    â€žWussten Sie, dass Allah, wenn er eine Tür schließt“, sagte der Mann, während er Eddie aufhalf, „immer sieben andere öffnet?“
    Oh, nein! Nicht heute! Ich kann keinen Bettler oder evangelikalen Spinner gebrauchen, der mir Instant-Erlösung anbietet und mir nicht von der Pelle weicht! Bitte, bitte nicht heute! Lass mich einfach in Frieden!
    Seit neun Tagen hatte Eddie es nicht geschafft, einen einzigen Job an Land zu ziehen, nicht mal für die mickrige Rolle eines stummen Passanten in einem C-Horrorfilm. Gerüchten zufolge hatten Akram-bhai und sein Assistent Jalaluddin ihre speziellen Lieblinge, die nicht nur regelmäßig Aufträge, sondern immer auch die dankbarsten Rollen bekamen. Doch allmählich kam Eddie der Verdacht, dass das nicht die ganze Wahrheit war. In letzter Zeit neigte er zu der Vermutung, dass eine Verschwörung gegen ihn persönlich lief. Er hatte sich mit seiner überheblichen Art bei den Kollegen nicht eben beliebt gemacht, und vielleicht hatten die Bosse von seiner geringen Popularität erfahren.
    Eddie fischte ein 25-Paisa-Stück aus der Tasche und reichte es dem Mann. Der Bursche weigerte sich, die Münze anzunehmen. Verdammte Frechheit! Normalerweise hätte er ihm nicht mal zehn Paise angeboten. Doch heutzutage entschied man nicht selbst, wie viel man einem Bettler gab. Die legten selbst fest, wie viel ihnen zustand. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte Eddie dem Kerl gesagt, er solle sich verpissen, aber er war zu deprimiert, um sich auf Diskussionen einzulassen. Er kramte in seiner Tasche und förderte eine 50-Paisa-Münze zutage. „Nimm oder lass es bleiben. Mehr kriegst du nicht von mir!“
    â€žBehalten Sie Ihre fünfzig Paise, Boss. Ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass Sie nicht den Mut verlieren dürfen. Sie werden nach Amerika kommen. Das garantiere ich

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