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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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glauben: Versuchst du irgendwelche krummen Touren, handelst du dir damit den Ärger deines Lebens ein. Kapiert?“
    Ravan nickte.
    â€žIch kann dich nicht hören.“
    â€žJa.“
    â€žGut. Auf geht’s.“
    Sie fuhren los, Ravan am Lenkrad und Bashir Akhtar im Fond; diesmal ohne Schwierigkeiten. Vorbei am Fischerdorf in Colaba und an Sachivalaya, vorbei am Air-India-Gebäude auf dem neugewonnenen Land am Nariman Point und auf den Marine Drive, wo eine Fahrzeugkolonne, vorneweg ein Polizeijeep mit gellender Sirene, dann der von vier Motorrädern umgebene Wagen des Gouverneurs und schließlich eine Kette von Polizeiautos samt einem Rettungswagen, von hinten herangebraust kamen. Sämtliche Fahrzeuge in Richtung Chowpatty Beach fuhren an den Straßenrand, um die Kolonne vorbeizulassen. Bashir Akhtar erwartete, dass auch das Taxi wie die anderen nach links ausweichen würde, doch zu seinem Schrecken machte Ravan, schweißtriefend und zitternd, als sei er von einem schweren Malaria-Anfall gepackt, einen Schlenker und fädelte sich hinter den beflaggten Gouverneurswagen ein. Die nachfolgenden Polizeifahrzeuge versuchten, den Eindringling abzudrängen, aber Ravan hatte schon auf Höhe des Wilson Colleges eine Kehrtwende gemacht, schien zunächst zum Nariman Point zurückfahren zu wollen und war dann, ehe Bashir Akhtar auch nur wusste, wie ihm geschah, nach links unter die Marine-Drive-Überführung abgebogen.
    Bashir Akhtar war angesichts des Amok laufenden Ravan wie hypnotisiert. Man konnte im Fond förmlich seine Nerven klimpern hören. Ravan saß so tief über das Lenkrad gebeugt, dass seine Nase es fast berührte, und zuckte, schielend und grimassierend, unentwegt mit dem Nacken. Es bestand kein Zweifel: Ein böser Geist hatte vom Taxifahrer Besitz ergriffen.
    Ravan bog nach links auf die Girgaon Road ab, am Tharkudwar vorbei zur Kreuzung am Opera House, scharf rechts nach Nana Chowk, Tardeo und weiter zur Haji-Ali-Kreuzung. Drei Komma Eins kreischte unentwegt „Stopp, stopp, stopp!“, aber Ravan war taub geworden. Bashir Akhtar konnte keine weiteren Risiken eingehen. Er knallte Ravan den Kolben seiner Pistole auf den Schädel, und obwohl das Taxi an Geschwindigkeit zu verlieren schien, schlug er zur Sicherheit noch einmal zu. Das Taxi rollte aus und kam knapp dreihundert Meter hinter Haji Alis Moschee zum Stillstand. Bashir Akhtar stieß die Fondtür auf, sprang heraus, riss die falschen Nummernschilder ab und wollte bereits wieder ins Taxi springen, als ein Polizeibus vorübersauste und Ravan mit seiner Sirene Löcher ins Gehirn schrillte. Noch ehe Drei Komma Eins reagieren konnte, machte Ravans Taxi einen Satz nach vorn und schoss wie eine Kanonenkugel davon, während Bashir Akhtar mit den Nummernschildern in den Händen und einer ungläubig herunterhängenden Kinnlade zurückblieb. Er winkte noch immer dem rasch in der Ferne kleiner werdenden Taxi mit den Nummernschildern nach, als ein zweiter Einsatzwagen mit Blinklicht herangebraust kam, während sein Lautsprecher plärrte: „Taxi Nummer 4697, halten Sie augenblicklich an! Für sachdienliche Hinweise, die zur Auffindung von Taxi Nummer 4697 führen, ist eine hohe Belohnung ausgesetzt! Der Fahrer des Taxis muss als gefährlich eingeschätzt werden!“
    Erst als der zweite Polizeiwagen vorübergesaust war, wurde Bashir Akhtar bewusst, dass er die ganze Zeit die falschen Nummernschilder als Signalflaggen benutzt hatte, um diesen hirnlosen Taxifahrer zum Stehen zu bringen. Er ging zur Brüstung und setzte sich hin. Seine Beine waren zu Pudding geworden, und er zitterte am ganzen Leib wie dieser vermaledeite Köter, den er ein paar Monate zuvor abgeknallt hatte, weil er zu viel Lärm machte. Drei Komma Eins schmiss die falschen Nummernschilder über die Brüstung ins Arabische Meer und dankte dabei stumm dem Sufi-Heiligen Haji Ali für die große Gnade, die er ihm erwiesen hatte, schon aus dem Taxi ausgestiegen zu sein, bevor die Polizei auftauchte. Mit einem intelligenten Gegner kam Bashir Akhtar klar – je verschlagener, desto besser. Aber so einer wie Ravan war ihm noch nicht über den Weg gelaufen. Wie der Taxifahrer selbst eingeräumt hatte, gehörte er mit Leib, Seele und allem Besitz, bis hin zur Unterwäsche, Bashir Akhtar; Drei Komma Eins konnte mit ihm tun, was ihm passte. Und dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass

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