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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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sie war das Delir und die Verzückung, die einzig im Unerreichbaren zu finden sind.
    Sie war in seine Bahn geraten, und jetzt war sie verschwunden. Er war bereit, nicht nur mit dem Leben, sondern auch mit dem Tod seinen Frieden zu schließen.

2
    Es gehörte eigentlich nicht zu Eddies Pflichten im Auntie’s, gelegentlich runterzulaufen, um den Arzt zu rufen oder in die Apotheke zu gehen und Medikamente für Lester, ihren gelähmten Mann, zu holen. Aber es war ihm nicht unrecht, für Mrs Fernandes alias „Auntie“ solche zusätzlichen Besorgungen zu erledigen, da er es tödlich langweilig fand, im vorderen Teil des beklemmend engen Raums, der als Flüsterkneipe fungierte, zu sitzen und die Spinner, Käuze und Dummköpfe zu beaufsichtigen, die ihre Klientel ausmachten. Außerdem steckte sie ihm jedes Mal, wenn sie ihm einen außerplanmäßigen Auftrag erteilt hatte, bei Ladenschluss einen 5- oder 10-Rupien-Schein in die Hemdtasche. Eddie war bewusst, dass dies eigentlich völlig unnötig war, da er einige der Pflichten, für die er regulär bezahlt wurde, gar nicht erfüllte.
    Eddie hatte keine Ahnung, wie eine richtige „Auntie“ aussehen und sich verhalten sollte, aber er war sich sicher, dass Mrs Fernandes keine war. Es lag bestimmt nicht daran, dass sie es den Gästen gegenüber an Bestimmtheit hätte fehlen lassen oder nicht die Zügel in der Hand gehabt hätte. Gewiss nicht. In ihrem Beruf gab es keine festen Arbeitszeiten, doch sie beklagte sich nie, nicht einmal, wenn ihr Mann halsstarrig und schwierig war.
    Mr Fernandes war stets gegenwärtig, doch meist nur in Gestalt einer gespenstischen Stimme aus dem Jenseits hinter der dünnen Holzwand, die den Schankraum vom privaten, abgesperrten Bereich trennte. Ab und an sagte er etwas, das wie Kauderwelsch klang, das seine Frau aber ausgezeichnet zu verstehen schien. Dann schob sie den bedruckten Vorhang beiseite und verschwand hinter der Trennwand. Serena Fernandes war durchaus geduldig und freundlich, aber auf den Kopf gefallen war sie nicht. Kein Gast, und mochte er noch so verlässlich sein, bekam je auch nur einen Tropfen auf Pump. Zu den seltenen Gelegenheiten, wenn gerade mal keine Gäste da waren und sie sich von Eddie unbeobachtet glaubte, schlich sich ein Ausdruck von Niedergeschlagenheit und Enttäuschung in ihr Gesicht. Sie starrte dann auf den öffentlichen Teil ihres Zuhauses; auf die winzigen Tische mit den zahllosen Ringen, die schwitzende Bier- und Whiskygläser im Laufe der Jahre hinterlassen hatten, und die in der Ecke aufgestapelten Klappstühle schienen sie vor Selbstekel in sich zusammenschrumpfen zu lassen. Dann ertappte sie Eddie dabei, wie er hastig wegschaute, schluckte hinunter, was immer in ihr hochgekommen war, und machte sich mit Wischlappen oder Staubtuch an die Arbeit.
    Es war nicht ihre Art, unnötig viele Worte zu verlieren, und bei seinem Vorstellungsgespräch hatte sie klipp und klar gesagt, was sie suchte. „Ich brauche einen Rausschmeißer, jemand mit Muskeln, um unerwünschte Gestalten am Betreten meines Lokals zu hindern und einen lästigen Gast vor die Tür zu setzen. Unterschätze nie die Kraft eines Betrunkenen. Zweitens wirst du unsere Lieferanten in den Vororten aufsuchen müssen, in Khar, Andheri und gelegentlich sogar in Virar, und den Stoff herschaffen, ohne dich erwischen zu lassen. Das Zeug kann durchaus einiges wiegen und muss am Körper getragen werden. Die Frage ist: Hast du die nötige Kraft für den Job?“
    Eddie hatte gelächelt und ihr erklärt, dass er zwar kein Bodybuilder sei, dafür aber etwas Besseres. Er sei Mitglied einer traditionellen hinduistischen Sportschule in Mazagaon gewesen und dort trainiert worden, schlank und geschmeidig zu bleiben und trotzdem erheblich schwerere Gegner auf die Bretter zu legen.
    â€žGut.“ Irgendwie, hatte er das Gefühl, klang sie nicht besonders überzeugt. Aber er würde ihr schon zeigen, wie knallhart er war. „Du wirst diese Fertigkeiten brauchen. An den Tagen, an denen du nicht das Schwarzgebrannte herschaffen musst, bedienst du die Gäste und hilfst mit, ihre Wünsche zu erfüllen.
    Das ist keine besonders schwierige Arbeit, aber ich muss dich warnen, dass sie gelegentlich riskant sein kann und auch ein Zusammenstoß mit der Polizei nicht ausgeschlossen ist, wenn du nicht aufpasst.“
    Ãœber das Finanzielle hatten sie

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