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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Narren halten und selbst diesen dummen leichtgläubigen Padre, aber unser Herr lässt sich nicht täuschen! Deine schändlichen Geheimnisse werden ans Tageslicht treten, gleichwie dein Samen schamlos vergossen worden ist!“
    â€žLieber Herr Jesus“, intonierte der Priester feierlich, „wir danken dir, dass du unseren Sohn Eddie von dieser schrecklichen Krankheit, der Pleuritze, errettet und sie vom Kopf hinunter in die Brust gebracht hast! Greife, wir flehen dich an, das Leiden noch grimmiger an, auf dass Eddies Brust ebenfalls frei werde und er gänzlich genesen möge!“
    Alle drei bekreuzigten sich, und Violet und Eddie standen auf.
    â€žWo bekommst du dein Essen her?“, erkundigte sich Violet.
    Zwei Stimmen kollidierten im Luftraum. Eddies hatte als Erste abgehoben. „Ravans Mutter schickt meistens was –“
    â€žDas Krankenhaus sorgt für die Verpflegung“, stieß Ravan eine Sekunde später hinzu.
    â€žSeine Mutter? Sie schickt dir Essen?“
    Das Gewitter wütete nach wie vor, der Regen prasselte mit unverminderter Kraft herunter, und Violets Entdeckung von Eddies endgültigem Verrat hätte zum krönenden Höhepunkt des Nachmittags werden können. Doch Pater Agnello D’Souza war gerade dabei, einen apoplektischen – oder vielleicht treffender: apokalyptischen – Anfall zu bekommen. Er hatte nach dem Gebet die Augen geöffnet und starrte nun auf das Diagnose- und Behandlungsblatt eines gewissen Edward Coutinho, das am Fußende des Eisenbetts hing.
    â€žVon wegen Pleuritze!“, donnerte er. „Ihr Sohn hat eine venerische Krankheit, Mrs Coutinho!“
    â€žPater Agnello, sind Sie verrückt geworden? Ein Priester muss sich weitaus verantwortungsvoller als ein Laie verhalten, wenn er seine Gemeinde führen soll. Ich untersage Ihnen, derart gemeine und unbegründete Anschuldigungen gegen meinen Sohn vorzubringen!“
    â€žDer Herr ist mein Zeuge, dass ich die Wahrheit sage! Sehen Sie auf Eddies Krankenblatt, und Sie werden begreifen, was er getan hat.“ Dann wandte sich der Priester mit vor gerechtem Zorn glühendem Antlitz zu Eddie. „Als ein Mann, der seit dreißig Jahren Priester ist, hatte ich angenommen, bereits Zeuge der tiefsten Abgründe deiner Verkommenheit gewesen zu sein und die schamlose Verlogenheit zu kennen, die dir seit frühester Kindheit zu eigen ist! Doch ich habe mich getäuscht, Edward Coutinho, erbärmlich getäuscht! Du bist der fleischgewordene Luzifer!“
    â€žEddie, oh Eddie! Wann wirst du endlich aufhören, deine Mutter zu quälen?“ Violet gab sich nun ganz der Verzweiflung hin. „Heilige Mutter Gottes, du kennst den Schmerz, einen Sohn zu verlieren! Hab Erbarmen mit einer Mutter und errette mein Kind, und sei es auch längst nicht mehr der Rettung würdig!“
    â€žIch habe Unrecht getan, Mama, und ich büße dafür, hier und jetzt.“ Eddie schien zu sich selbst zu sprechen. „Ich bedaure, dir so viel Kummer und Schmerz bereitet zu haben. Nicht nur dir, sondern unserer ganzen Familie: Pieta, Oma und Belle.“
    â€žDieses Weibsstück Belle gehört nicht zu unserer Familie und wird es niemals tun!“
    â€žFür mich schon. Auch wenn ich befürchte, dass ich sie ebenfalls verloren habe.“
    â€žSei versichert, Eddie, ebenso sicher, wie unser Herr im Himmel ist, wirst du die ewigen Qualen der Hölle erdulden!“, dröhnte Pater D’Souzas Stimme durch die Lungenstation.
    â€žGenug, Pater. Mein Gewissen ist mein Zeuge, dass ich Ihn um Vergebung angefleht habe, bis ich heiser wurde. Ich habe Jesus gelobt, liebend gern jede Strafe auf mich zu nehmen, die er für angemessen hält. Vielleicht wird er ja nicht so streng wie Sie sein und mich nicht aufgeben.“

    â€žErwartest du, dass ich dir nach dieser Sache noch vertraue?“, fragte Belle mit einer Stimme, die so trostlos war wie eine zerbombte Stadt, deren Einwohner alle umgekommen waren und in der kein einziger Vogel mehr piepste.
    Ravan hatte sie von ihrem Büro abgeholt und zum J.J. Hospital gefahren. Da die Katze nun aus dem Sack war, wollte Eddie unbedingt, dass sie die Wahrheit von ihm und nicht von jemand anderem erfuhr. Die Sonne war bereits untergegangen, aber am Himmel verweilte noch immer ein melancholisches Licht, wie eine beschädigte Erinnerung. Wogen von roten Wolken prallten gegen die schrillen Gelbtöne des

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