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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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wäre sie mir völlig lächerlich erschienen. Wie kann man die zwei Dinge vergleichen? Und warum sollte ich mich überhaupt zwischen einem von beidem entscheiden müssen? Aber genau darauf ist es hinausgelaufen, ohne dass es mir bewusst war. Wohl oder übel habe ich mich gegen dich und für meine Schauspielerlaufbahn entschieden. Wie sich herausstellt, habe ich beides verloren, doch darauf kommt es gar nicht an – was zählt, ist die Frage: Würde ich noch einmal so handeln? Ich glaube nicht, aber die Wahrheit ist: Ich weiß es einfach nicht.“

    Zwei Tage waren seit Belles Besuch vergangen, und es war klar, dass er sie nie wiedersehen würde. Warum hatte ihm Ravan bloß ausreden müssen, am Abend des Gewitters vom Balkon zu springen! Dann würde er jetzt nicht auf seinem Krankenhausbett sitzen und sich mit dem nutzlosesten aller Gefühle abquälen, dem Bereuen. Er hatte es satt, sich an die Brust zu schlagen und ständig dieselben Gedanken durchzukauen. Es änderte sowieso nichts. Er wäre bereit gewesen, jede Form von Buße auf sich zu nehmen, täglich tausend Ave Marias aufzusagen, sich zu geißeln, zu fasten. Aber auch das hätte Belle nicht zurückgeholt. Er erschöpfte sich in Selbstvorwürfen, bis er endlich einschlief.
    Als er die Augen öffnete, stand sie neben seinem Bett. Er brauchte sie gar nicht erst anzuschauen, um zu wissen, dass ihre Rückkehr nichts Gutes verhieß. Das letzte Mal hatte sie unter Schock gestanden. Jetzt hatte sie Zeit gehabt, über seine Perfidie nachzudenken, und war zurückgekommen, um ihn wegen seines Verrats nach Strich und Faden zur Schnecke zu machen. Er kannte niemanden, der eine so scharfe Zunge wie Belle hatte – nicht einmal seine Mutter. Und es hatte einen guten Grund, wenngleich keinen besonders erfreulichen, wenn man das Objekt ihres Zorns war: Sie hatte keine Angst vor der Wahrheit.
    â€žIch hab über das nachgedacht, was du neulich gesagt hast.“ Eddie wartete gespannt darauf, dass sie weiterredete, aber die Pause zog sich so sehr in die Länge, dass er zu dem Schluss gelangte, sie habe kein Interesse mehr, mit ihm zu sprechen; ja, nicht einmal, ihn zur Schnecke zu machen. Jetzt verdammte sie ihn mit einem Flüstern zum Höllenfeuer: „Ich habe noch nie etwas so sehr gewollt, dass ich dafür jeden Preis gezahlt hätte – und sogar den Menschen aufzugeben, den ich am meisten liebe.“
    â€žIch erwarte nicht, dass du mir glaubst nach all dem, was ich getan habe, aber ich glaube, ich habe vielleicht meine Lektion gelernt. Ich kann nicht riskieren, den Menschen zu verlieren, der mir im Leben am meisten bedeutet.“
    â€žDann wäre Eddie nicht mehr Eddie. Weißt du, warum Menschen wie ich Selbstbeherrschung, Maßhalten, den goldenen Mittelweg schätzen? Weil das unsere einzige Möglichkeit ist, unsere Mittelmäßigkeit zu verbergen, unsere Unfähigkeit, etwas bis zum Ende durchzuziehen.“
    â€žWas meinst du damit?“
    â€žIch beneide dich, Eddie. Ich will nicht das Beste in dir zerstören.“
    â€žAch, Belle, ich weiß nicht, wie du es schaffst, aber du hast die Gabe, mich in den Wahnsinn zu treiben. Ich weiß um alles in der Welt nicht, was du mir zu sagen versuchst. Erzählst du mir gerade, mit Sapna-ji zu schlafen sei eines der besten Dinge gewesen, die ich je getan habe?“
    â€žVielleicht meine ich, dass du ein Getriebener bist. Vielleicht weiß ich auch gar nicht, was ich meine. Wie auch immer.“
    Sie war schon an der Tür, als Eddie ihr nachrief: „Belle!“ Sie drehte sich um. „Werde ich dich wiedersehen?“
    â€žIch wünschte, ich wüsste es. Niemals.“ Sie hielt kurz inne, wie um ihr Werk zu prüfen. „Aber ‚nie‘ ist so entsetzlich lang, ich weiß nicht, ob ich das aushalte. Ich sag’s dir morgen.“

21
    Glücksbringer,
    Bombay war schon meine Mätresse, lange bevor ich mir eine Ehefrau zulegte. Eine Zeit lang ließ ich mich von der Frau, die meinen Nachnamen annahm, ablenken. Als sie meinen Sohn und später eine Tochter gebar, war ich so erfreut, dass ich ihr bereitwillig jeden noch so nichtigen Wunsch erfüllte. Ich brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass meine Frau meinte, ihre Schuldigkeit getan zu haben, und sich langsam, aber sicher in eine Xanthippe und Nörglerin verwandelte, die ständig nach irgendwelchem albernen Schmuck und

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