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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Zeit, Eddie!“, stachelte Peter Alvares ihn weiter an. „Ihre Mutter kann jeden Moment hier sein!“
    â€žHören Sie auf damit, Mr Alvares!“ Überraschenderweise war es Eddies anderer Bettnachbar, Mr Sathe, der Peter Alvares zurechtwies. „Sie spielen mit einem Menschenleben!“
    â€žEr wird alle Ewigkeit in der Hölle schmoren. Da kann er doch wenigstens seiner Mutter den Schmerz ersparen, die Wahrheit zu erfahren!“
    Ravan half Eddie herunterzusteigen. Am anderen Ende des Krankensaals tauchte Mrs Coutinho auf, die, von Pater D’Souza am Ellbogen gehalten, gerade zur Tür hereinkam. Violet ließ den Blick verwirrt über die Reihen von Betten und Gesichtern gleiten. Als sie Eddie endlich sah, kam sie ihm entgegen und nahm das Gesicht ihres Sohnes in beide Hände. „Eddie, Eddie“, flüsterte sie. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du im Krankenhaus bist?“
    Ihre Reaktion war so unerwartet, so unvereinbar mit der Kälte, mit der sie ihn sonst behandelte, dass Eddie sie, ohne zu überlegen, in die Arme nahm und sie bei dem Namen nannte, den er seit vielen Jahren nicht mehr benutzt hatte: „Mama!“
    Plötzlich stieß Violet ihn zurück. Und dann schlug sie ihm zu seiner Verblüffung mit der flachen Hand ins Gesicht. Eddie hätte nicht sagen können, was mehr weh tat: die brennende Wucht der Ohrfeige oder die Tatsache, dass seine Mutter ihn vor sämtlichen Schwestern und Patienten der Station gedemütigt hatte.
    â€žWas hast du da auf dem Balkon getrieben? Schäm dich! Sag es mir!“ Doch dann fiel ihr Blick auf Ravan Pawar, und sie verlor den Faden. „Was tut dieser Mann hier? Weißt du, dass er uns einen Haufen Lügen erzählt hat, als du schwer krank warst und ins Krankenhaus musstest?“
    Was sollte er nur mit seiner Mutter machen, fragte sich Eddie, während er sich die Backe rieb. Sie hielt es einfach nicht für nötig, sich bei ihren Bemerkungen um Höflichkeit oder Diplomatie zu bemühen. Und selbst nach so vielen Jahren kam sie nicht auf die Idee, dass Ravan sie keineswegs aus eigenem Antrieb besucht hatte, sondern ihr Sohn ihn dazu angestiftet haben könnte.
    â€žGlauben Sie bloß nichts von dem, was Ihr Sohn Ihnen –“ Peter Alvares hielt es tatsächlich für seine Pflicht, Mrs Coutinho über Eddies Ausschweifungen aufzuklären, aber bevor er ausreden konnte, hatte Ravan ihm in die rechte Kniekehle getreten. Das war keine klassische Taekwondo-Technik, einfach nur etwas, was jeder Schuljunge beherrscht. Strategisch platziert und mit genau dem richtigen Schwung ausgeführt, bewirkte der Tritt, dass Peter Alvares’ Bein einknickte und der Mann zusammenklappte, als wollte er Violets beschuhte Füße küssen. Mrs Coutinho bedachte die Extravaganzen des Mannes mit einem missbilligenden Blick und rückte von ihm ab, während Ravan sich hinunterbeugte, um dem Gestürzten aufzuhelfen.
    â€žAlles in Ordnung, Mr Alvares?“, fragte er beflissen und zischte dann: „Halten Sie ja das Maul! Noch ein Wort, und ich breche Ihnen das Genick!“
    â€žIch wollte nicht, dass du in Panik gerätst, Mama.“
    â€žWas, wenn dir etwas zugestoßen wäre?“ Pater Agnello D’Souza hatte eine ganze Reihe dringender Fragen, die er Eddie stellen musste, und seine Stimme dröhnte, als donnerte er von der Kanzel auf seine St.-Sebastian’s-Gemeinde herab. „Was, wenn etwas passiert wäre und deine Familie dich gebraucht hätte? Was, wenn dein Leben in Gefahr gewesen wäre? Was, wenn –“
    â€žGott bewahre!“, fuhr Violet den Priester an. „Verflucht sei, wer meinem Sohn Böses wünscht!“
    Pater D’Souza schaute erschüttert drein. Er konnte es nicht fassen, dass Violet Coutinho – nachdem er sie all die Jahre, während sie ihre vaterlosen Kinder, besonders diesen nichtsnutzigen Sohn, unermüdlich unterstützt hatte – glauben konnte, er hätte etwas anderes als das Wohl ihrer Familie im Sinn. Er erwartete nicht, dass sie ihm täglich zu Füßen fiel und beteuerte, wie viel sie ihm schuldete, doch wenigstens ein Fünkchen Dankbarkeit wäre nicht fehl am Platz gewesen. Eddie warf seiner Mutter einen besorgten Blick zu. War mit ihr alles in Ordnung? Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, auch wenn ihm nicht ganz klar war, was. In der einen Minute knallte sie ihm eine, und in der

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