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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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nicht mit dir, du verschweigst mir was.“
    â€žDu hattest absolut recht, Eddie.“
    Er lächelte. „Das ist das erste Mal überhaupt, dass du so etwas sagst. Es stimmt wirklich was nicht mit dir!“
    â€žDu hast versucht, mir etwas Vernunft einzubläuen, aber ich wollte ja nicht hören. Es tut mir leid, Eddie, erst machst du wegen mir das ganze Tamtam mit dem Makler mit und ich bring dich dazu, um ein Darlehen zu bitten, und dann lass ich dich hängen. Ich … ich klinge wie ein Snob, wenn ich das sage, aber ich halte die Vorstellung nicht aus, vor einer Gemeinschaftstoilette anstehen zu müssen. Und als wär das nicht schon schlimm genug, müsste ich in Bandra auf die Harbour-Linie umsteigen, wenn wir die Wohnung in Kandivali nehmen. Wenn wir uns für das Zimmer in Thana entscheiden, müsste ich zuerst den Bus nehmen, um zum Bahnhof zu kommen, und dann zusammen mit tausend anderen Frauen eine lang Stunde im Waggon gequetscht stehen, bevor ich V.T. Station erreiche, und dann hätte ich noch zehn Minuten bis zum Büro zu laufen.
    Ich hasse mich dafür, dass ich dir das antue, aber ich habe das Gefühl, es ist besser, dir jetzt reinen Wein einzuschenken, als zuzusehen, wie unsere Ehe und vielleicht sogar unsere Zuneigung und Liebe vor die Hunde gehen. Es würde damit enden, dass wir uns gegenseitig hassen.“
    In diesem Moment wurden Eddie zwei Dinge gleichzeitig bewusst. Er war unglaublich erleichtert, nicht gezwungen zu sein, in eine dieser Wohnungen in Kandivali, Antop Hill oder Thana ziehen zu müssen. Gleichzeitig hätte er auf die Bibel schwören können, dass Belle ihn belog. Sie hätte, ohne zu murren, in einem dieser Löcher gehaust, bis sie es sich eben hätten leisten können, in eine bessere Bleibe zu ziehen. Dass sie jetzt einen Rückzieher machte, hatte nur einen einzigen Grund: Sie wusste, dass er es nicht ertragen hätte. Wenn einer von ihnen ein Snob war, dann er. Er war in einem Chawl geboren und hatte sein ganzes Leben lang dort gewohnt. Gemeinschaftsklos und öffentliche Wasserhähne waren für ihn nichts Ungewohntes, aber so weit wegzuziehen, nur um in einem weiteren Chawl zu wohnen, hätte all seine überzogenen Träume von einem besseren Leben zunichte gemacht.
    Er erinnerte sich an ein Sprichwort, das Großmutter ihm und Pieta oft vorsagte: „Greif nach den Sternen, und du erreichst vielleicht den Wipfel des Baums.“ Er hatte tatsächlich nach den Sternen gegriffen, nach dem Star-Sein gestrebt und hatte als Statist geendet. Wie seine Mutter, die ihr halbes Leben davon geträumt hatte, in eine große, komfortable Wohnung umzuziehen, hatte auch Eddie den Wunsch, in ein Apartment mit Balkon im elften Stock aufzusteigen, doch wäre da nicht Belle gewesen, hätte er ein Wohnloch gegen ein anderes getauscht und wäre, wer weiß, nie wieder dort rausgekommen.
    â€žDann lass uns heiraten! Danach können dich deine Eltern nicht mehr zwingen, nach London zu gehen.“
    â€žStimmt. Aber meine Mutter würde mich sicherlich aus dem Haus werfen. Und wo sollte ich dann hingehen?“
    Darauf hatte Eddie keine Antwort. Er hätte Belle gerne aufgefordert, zu ihm zu ziehen. Aber es war die Wohnung seiner Mutter, nicht seine, und während Großmutter und Pieta sie mit offenen Armen aufnehmen würden, hätte Violet mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass Belle dort nicht erwünscht war.

    Eddie hatte ihn an dem Morgen, als sie beide auf dem Weg zu den Rajkamal Studios waren, einen Papagei und eine Parodie genannt. Er würde ihm schon zeigen, dass er alles andere war als das. Heute würde Eddie alles zurücknehmen müssen. Das Taxi würde zwar Ravans Hauptkanzel bleiben, aber er beabsichtigte, eine zweite Front zu eröffnen. Nach diesem einen Mal hatte er die Soutane im Taxi nicht mehr getragen, allerdings nur, weil er begriffen hatte, dass seine Erfolgsquote höher ausfallen würde, wenn er zu großen Menschenmengen sprach, statt zu versuchen, seine Fahrgäste einzeln zu bekehren. Anfangs hatte er überlegt, Jesus zur Statistengewerkschaft in Saat Rasta zu tragen, aber das wäre kurzsichtig gewesen. Auf diese Weise hätte er lediglich einen geringen Teil der Menschheit retten können.
    Gescheiter würde es sein, wenn er zu einem Studio ging, in dem gerade eine Sing-und-Tanz-Szene mit männlicher und weiblicher Besetzung gedreht wurde, hier

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