Die Statisten - Roman
bewusst war.
Realistisch betrachtet, überhaupt nichts, hätte Eddie gern erwidert, ahnte aber, dass diese Art von Humor nicht gut angekommen wäre.
âKönnen wir nicht einfach nur eine Wohnung mieten?â
âAber ganz gewiss. Nur, eine Kaution werden Sie auch hierfür bezahlen müssen.â
âAuf wie viel würde das kommen?â
âZwischen fünf- und achttausend für eine Zweizimmerwohnung.â
Eddie sah Belle an, damit sie ein Gegenangebot machte. Was spielte es schon für eine Rolle, ob der Makler vierzehn- oder vierhunderttausend sagte? Sie hatten das Geld sowieso nicht.
âDreitausendsiebenhundertâ, sagte Belle.
Er hatte einen runden Betrag erwartet, etwas wie drei- oder viertausend. Woher hatte sie diese genaue Summe?
âOh.â Der Makler klang enttäuscht. âIch hatte auf einen höheren Betrag gehofft, dann hätte ich Ihnen bessere Wohnungen zeigen können.â
âGeht uns genauso. Aber wir haben nicht mehr.â
Der Makler zeigte ihnen drei Einzimmerwohnungen: eine in Kandivali, eine andere in Antop Hill und die letzte in Thana. In allen dreien gab es nur Gemeinschaftsklos für jede Etage.
âWie stehtâs mit der Wasserversorgung?â
âRund um die Uhr.â
âVierundzwanzig Stunden am Tag?â
âSelbstverständlich. Wozu bräuchte man sonst Wasserhähne?â Der Makler sah Belle an und erkannte, dass er ein bisschen zu dick aufgetragen hatte. âIch möchte nicht unhöflich sein, aber was erwarten Sie bei dem Preis? Ich will ehrlich sein, das ist keine Wohnung für Leute wie Sie.â
âEs wäre nur für ein Jahr. Was meinst du, Eddie?â
âWenn es für dich okay ist, bin ich dabei.â
âWelche von den dreien?â
Eddie lächelte. âDas überlass ich dir, Belle.â
âBis wann müssen wir Ihnen Bescheid geben?â
âJe eher desto besser. Wir sind hier in Bombay, es gibt mehr als genug Interessenten.â
âWir melden uns so bald wie möglich.â
âKeine Garantien â ich kann versuchen, Ihnen eine der Wohnungen zu reservieren, aber nur wenn Sie mir sagen, welche.â
Belle sah Eddie hilfesuchend an, doch er lächelte lediglich und zuckte die Achseln. Was konnte er schon sagen? Viel Auswahl gab es nicht. Die eine war so gut oder schlecht wie die andere.
âDie dritte.â Doch als sie schon gehen wollten, änderte Belle ihre Meinung. âNein, sagen wir die erste. Wenn wir den Zug in die umgekehrte Richtung nehmen, ist die nächste Station Borivali. Von Borivali gehen viele Vorortzüge ab. Das würde uns das Leben deutlich erleichtern. Wir sagen übermorgen Bescheid.â
âWie bist du gerade auf dreitausendsiebenhundert gekommen?â, fragte Eddie auf dem Weg zurück.
âDas ist die Summe, die ich von meinem Gehalt beiseitelegen konnte. Tatsächlich sind es, glaub ich, hundertfünfundzwanzig weniger, aber ich hoffe, dass ich diesen Monat etwas mehr sparen kann und dann auf diesen Betrag komme. Ich dachte, mit etwas Glück schieÃt dir deine Werkstatt etwas vor.â
âDa habe ich meine Zweifel. Die Firma gibt Lehrlingen grundsätzlich keine Darlehen.â
âVersuchen kostet nichts. Das Schlimmste, was dein Chef tun kann, ist Nein sagen. Mehr nicht.â
âWann soll ich das Aufgebot bestellen?â
âDas mache ich morgen selbst, das Standesamt ist ganz bei uns in der Nähe.â
Am nächsten Tag kam Eddie in der Mittagspause in Belles Büro. âIch hab gute Nachrichtenâ, sagte er, als sie im Lift hinunterfuhren. âIch habe mit dem Leiter der Abendschicht gesprochen. Er sagte, ich wäre ein guter Arbeiter und er würde den Chef bitten, mir einen Vorschuss von tausend Rupien zu geben. Ich habe mit Pieta gesprochen, und sie hat sich bereit erklärt, mir weitere tausend zu leihen. Ich glaube, wir kriegen das hin.â
Belle sagte: âDas ist toll! Gehen wir eine Tasse Kaffee trinken.â
âSollen wir ins Pyrkeâs?â
âEtwas Ruhigeres wäre vielleicht besser.â
âWie wärâs mit dem Volga?â
âJa, aber da ist jetzt auch Lunch-Zeit. Aber gut, dort wird es ruhiger sein als im Pyrkeâs.â
âMöchtest du etwas essen?â, fragte sie ihn zerstreut, nachdem sie Kaffee bestellt hatte. Er schüttelte den Kopf. âWas ist los, Belle? Irgendetwas stimmt
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