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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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es anders zu als in den inszenierten Übungen von Eddie und mir. Du hast uns erzählt, du würdest an einem Drehbuch schreiben, und wir haben es vorgezogen, dir zu glauben. Sonst hätten wir uns eingestehen müssen, dass wir Eunuchen sind, die dir nicht helfen können. Es ist nicht so, dass wir unfähig gewesen wären, zwischen den Zeilen zu lesen. Es war nur einfacher, es nicht zu tun. Aber ich glaube, jetzt habe ich eine klarere Vorstellung davon, wie ein plötzlicher Angriff – von Yaqub oder wem auch immer – zu kontern wäre.“
    â€žDanke, kein Interesse.“
    Das war vollkommen untypisch für Asmaan. Es klang, als hätte sie aufgegeben.
    â€žIch weiß, dass wir dich im Stich gelassen haben, Asmaan. Aber Yaqub sieht nicht wie jemand aus, der dich künftig in Ruhe lassen wird.“
    â€žIch bin dir dankbar dafür, wie du für mich eingetreten bist, und es tut mir wirklich leid, dass ihr beide von meinem Bruder samt seinen Kumpanen zusammengeschlagen wurdet. Doch so schwer es auch sein mag – manchmal ist es das Beste, sich eine Niederlage einzugestehen.“
    â€žTu das nicht, Asmaan! Eddie und ich könnten es uns niemals verzeihen, wenn dir etwas zustoßen sollte! Wenn Yaqub das nächste Mal auf dich losgeht, wird er sich nicht damit begnügen, dich nur zu verprügeln. Er wird es darauf anlegen, dich endgültig zum Krüppel zu machen. Gib mir einen Monat. Anderthalb Monate. Ich verspreche dir, diesmal wirst du nicht mehr das hilflose Opfer sein!“
    â€žWenn das mein Schicksal ist, wie könnte ich ihm entgehen?“
    â€žDas bist nicht du, Asmaan. Das bist einfach nicht du, die da redet!“
    â€žIch weiß nicht mehr, wer ich bin.“
    â€žBitte, Asmaan, denk an deine Schwestern!“
    â€žLass mich in Ruhe, Ravan.“

    Yaqub hatte bei seiner Schwester ganze Arbeit geleistet. Wie ein brutaler Hollywood-Bösewicht hatte er sie gnadenlos verprügelt und sich darüber hinaus vor allem auf ihr Gesicht konzentriert. Die Absicht dabei war jedoch nicht nur, ihr eine Lektion zu erteilen, sondern sie arbeitsunfähig zu machen. Wenn das Gesicht das Kapital eines Stars war, so war es für die Zunft der Statisten paradoxerweise sogar noch kostbarer. Ein Pickel war eine Krise, dünner werdendes Haar ein Desaster, eine Warze die Vertreibung aus dem Paradies, ein angeschlagener Zahn ein nationaler Notfall und Neurodermitis schlimmer als der Tod. Weibliche Stars konnten immer noch Charakterdarstellerinnen (meistens Hindi-Film-Mütter) werden, aber für Statisten bedeutete das allererste Fältchen das Ende der Karriere. Der Zahnarzt hatte Asmaans ausgeschlagene Schneidezähne durch eine kostspielige Brücke ersetzt, und ihre Nase war geheilt, dafür aber sah sie jetzt so aus, als wähle sie einen Umweg, bevor sie wieder ins Gleis kam.
    Asmaan gab sich bezüglich ihres Aussehens keinerlei Illusionen hin und oft machte sie sich über sich selbst lustig. Ihr Lieblingsspruch lautete: „Wenn jemand mich in einer dunklen, mondlosen Nacht träfe und wäre so blind wie ein Maulwurf, stünden die Chancen gut, dass er mich umwerfend finden würde.“ Aber was sie hatte, das pflegte sie und brachte es so gut zur Geltung, dass jeder, der ihr begegnete, den Eindruck behielt, dass sie viel mehr als bloße Schönheit zu bieten hatte. Weder ihre Tänzerinnenfigur noch ihre lebhaft sprühenden Augen waren zu übersehen, und sie wusste aus Erfahrung, dass auf der Leinwand die Hälfte der Schönheit einer Frau eine Frage des Make-ups war.
    Nachdem Yaqub die Koordinaten ihres Gesichts verändert hatte, stellte sie jedoch fest, dass auch die Licht-und-Schatten-Wirkung von Grundierung, Rouge und Puder Grenzen hatte und die widerspenstige Linie ihrer Nase sich trotz all ihrer Bemühungen weigerte, wieder gerade zu werden.
    â€žWusstest du, dass ich ins ,Guinness-Buch der Rekorde‘ kommen soll?“, fragte sie Ravan. „Die Leute dort behaupten, ich sei das einzig belegbare Beispiel eines schönen Schwans – eines, vor dem selbst dem Schöpfer schwummrig würde –, der sich in ein hässliches Entlein verwandelte.“
    â€žFür die anderen kann ich nicht sprechen“, erwiderte Ravan, „aber ich finde dich noch genauso attraktiv wie bei unserer ersten Begegnung.“
    â€žAh, die Freundlichkeit des Unbeteiligten! Deswegen konntest du dich beim zweiten

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