Die Statisten - Roman
leuchtete augenblicklich auf. Sie sprang herunter. Eddie hatte keine Ahnung, wie er die Sache anpacken sollte.
âWürdest du etwas für mich tun?â
Belles Augenbrauen tanzten spitzbübisch. âDu brauchst nur zu sagen was, mein Lollipopâ, sagte sie mit ihrer verführerischsten Stimme, âund du kriegst mehr, als du dir jemals vorstellen konntest.â
Sie hatten den Saal verlassen. Belles Zunge steckte in seinem Ohr, und der Rest von ihr schmiegte sich eng an ihn, während sie die Treppe hinaufstiegen.
âVersprochen?â
âVersprochen.â
âPaul ist oben auf der Terrasse.â
âWas treibt er da?â
âEgal. Hol ihm einen runter, Belle. Bitte.â
Belle rückte von ihm ab und verlor fast das Gleichgewicht. âBist du übergeschnappt? Ich bin deine Freundin, nicht seine!â
âDu hast es versprochen.â
âIch dachte, ich sollte etwas für dich tun!â
âDas ist für mich.â
âEr hat heute Crystal geheiratet, und er will, dass ich ihm einen runterhole? Hab ich irgendwas nicht mitgekriegt?â
âGlaubst du vielleicht, ich möchte das?â Eddie lieà seine Eunuchenwut an ihr ab. âDer Idiot kriegt keine Erektion zustande. Er will von der Terrasse springen und sich umbringen, weil er sich nicht traut, Crystal gegenüberzutreten.â
âIch liebe dich so sehr, Eddie, und du willst nichts anderes, als mich zu einer Hure machen.â Sie sagte das so schlicht, dass es unmöglich war, nicht zu erkennen, wie schrecklich verletzt sie war.
âDas ist nicht wahr. Manchmal kannst du richtig scheuÃliche Dinge sagen!â
âWenigstens verlang ich nicht von dir, dass du scheuÃliche Dinge tust.â
Eddie begriff, dass er etwas getan hatte, dessen Erinnerung er niemals würde tilgen können, etwas, das immer zwischen ihm und seinem Mädchen stehen würde. Belle wandte sich ab und fing an, die Treppe hinaufzusteigen. Er wusste, dass sie ihm die Chance bot, sie aufzuhalten. Als er ihr hinterherlief, machte sie kehrt und warf sich ihm in die Arme.
âDu hast es dir anders überlegt!â Wenn Belle glücklich war, konnte sie die ganze Welt glücklich machen, und es blieb noch für ein paar weitere Welten genug übrig.
âKlopf drei Mal schnell hintereinander an die Tür. Sonst macht er nicht auf.â
5
âWarum ziehst du deine Uniform nicht erst an, wenn du dort bist?â, fragte Parvati-bai ihren Sohn. Ravan war gerade dabei, die abnehmbaren Epauletten, die ihm den Rang eines Fünf-Sterne-Generals verliehen, an den Schultern seiner Jacke zu befestigen. Parvati wirbelte um ihn herum. Sie hatte versucht, ihm beim Festknöpfen zu helfen, aber ihre Beflissenheit machte ihn nervös, und er hatte sie gebeten, ihn in Ruhe zu lassen. Jetzt versuchte sie, die Bügelfalten seiner Hose gerade zu ziehen. Er wich ihr aus. Eine der Goldkordeln der Quasten an seiner linken Schulter hatte sich verheddert, und Parvati-bai stürzte sich begierig darauf.
âMaa, würdest du endlich mit dem Getue aufhören und mir von der Pelle rücken?â Sein Leben lang hatte Ravan seine Mutter âAaiâ genannt, das Marathi-Wort für âMutterâ. Doch seit er seine eigene Band hatte, kam es ihm so vor, als klinge âAaiâ ein bisschen zu provinziell und hausbacken. Er wollte etwas Gewichtigeres, etwas Universelles. Man stelle sich nur vor, seine Mutter vor Panjabi, Gujarati oder Marwadi sprechenden Auftraggebern âAaiâ zu nennen! Er dachte über das Problem nach und kam zu dem Schluss, dass ihm kaum eine andere Wahl blieb. Es musste âMaaâ sein â das Wort, das Bollywood-Filmhelden unweigerlich benutzten, wenn sie ihre Mutter anredeten. Parvati fand nicht, dass an âAaiâ irgendetwas auszusetzen sei, und hatte energisch protestiert, aber Ravan blieb eisern.
Ravan betrachtete sich in dem zwanzig mal zwanzig Zentimeter groÃen Spiegel, vor dem die Familie Pawar sich die Haare kämmte, die Röte eines entzündeten Halses überprüfte, sich einschäumte, rasierte und überhaupt vergewisserte, dass sie präsentabel aussah.
âEs war eine ziemliche Arbeit, deine feine Uniform zu waschen und zu bügeln. Ich meine immer noch, dass du während der Fahrt normale Sachen tragen und dich erst umziehen solltest, wenn du in Karjat bist.â
âMaa, ein Auto kommt uns abholen! Geht
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