Die Statisten - Roman
und zu niemandem ein Wort !â
Roger flitzte die Treppe hinunter, und Eddie stieg hinauf zur Terrasse. Die Tür war offen, aber er wagte sich nicht hinaus. Er sah sich um. Es war windstill und nichts rührte sich. Vom Mann und der Katze war nichts zu sehen. Verdammt, wo steckte er? War er ausgerutscht und abgestürzt, war er gesprungen oder hatte er sich einfach in der Nacht aufgelöst? Was sollte er Crystal sagen? Die Katze tauchte von der rechten Seite der Terrasse auf. Sie blieb Eddie gegenüber auf der Brüstung stehen und reckte sich träge. Er konnte sie schnurren hören. Sie ging weiter. Paul folgte ihr direkt auf dem FuÃ. Eddie unterdrückte die Panik in seiner Stimme und rief leise: âPaul!â
Paul blieb stehen und spähte in die Dunkelheit. Eddie trat ins Licht.
âWenn du einen Schritt näherkommst, springe ich.â Er meinte es ernst. Eddie rührte sich nicht von der Stelle.
âKomm runter, Paul. Alle warten auf dich.â
âDa können sie lange warten. Ich komm nicht runter. Ich bring mich um.â Die Katze schaute sich um und wartete auf Paul. Als er nicht kam, kehrte sie zurück und rieb die Flanke an seinem Hosenbein. Paul beugte sich hinunter, um sie zu streicheln, aber da war sie schon wieder weg. Und Paul ebenso. Eddie trat schnell hinaus auf die Terrasse. Katze und Paul erschienen jetzt auf der anderen Seite.
âIst diese Hexe bei dir?â, fragte Paul, ohne stehen zu bleiben.
âWelche Hexe?â Er fing an, auf der Terrasse neben den beiden herzulaufen.
âDu weiÃt, welche. Sie hat mich impotent gemacht. Ich weiÃ, dass sie dich geschickt hat.â
âNiemand hat mich geschickt.â
âLüg nicht!â, stieà Paul unerwartet heftig hervor. âIch wollte sie gar nicht heiraten, aber sie hat mich verhext!â
Von unten ertönte ein Schrei. Er durchbrach die Stille. âPaul! Paul Monteiro!â
Paul blieb stehen. Er verlor das Gleichgewicht und geriet bedenklich ins Wanken. Die Katze miaute. Paul fand das Gleichgewicht wieder. Pater Agnello DâSouzas Stimme war unverwechselbar. âKomm runter, Paul! Augenblicklich!â
Die Katze setzte sich in Bewegung. Paul ebenfalls.
âHast du den Pater gerufen?â
âNein.â
âWieso ist er dann da drauÃen?â
âEs sind Suchmannschaften zu dir und zu Crystal nach Haus ausgesandt worden. Irgendjemand ist sogar unterwegs zu deiner Tante nach Mahim. Pater Agnello ist wahrscheinlich auf der Suche nach dir.â
âBist du schwerhörig, Paul? Ist das der richtige Zeitpunkt, sich wie ein Kindskopf aufzuführen? Ich komme hinauf!â, drohte Pater Agnello.
âJa, Pater, tun Sie das. Kommen Sie rauf! Und ich komm sofort runter. Geflogen!â
Eddie schloss eilig die Tür zur Terrasse ab und lief zur Brüstung zurück. Pater Agnello DâSouza stand, von fünfzehn, zwanzig Leuten umgeben, auf dem Spielfeld. Zum Glück waren weder Crystals noch Pauls Eltern dabei. Paul sprang über die Katze. Die Menge schnappte entsetzt nach Luft.
âBleiben Sie, wo Sie sind, Pater!â, brüllte Eddie. âOder er macht seine Drohung wahr!â
âWas treibst du eigentlich da oben? Spielchen um Leben und Tod?â Pater DâSouza klang jetzt wütend. Es schien wieder eine dieser Konfrontationen zwischen ihm und Eddie auszubrechen, wie es sie seit seiner Kindheit viele gegeben hatte. Bevor Eddie etwas erwidern konnte, unterbrach ihn Paul.
âWer hat dich geschickt?â
âNiemand. Ich war auf dem Sportplatz. Als ich zufällig nach oben schaute, hab ich deine Silhouette gesehen.â
âGib mir ne Kippe. In meinem Jackett, hängt am Hahn der Zisterne.â
Eddie kramte in den Taschen des Hochzeitsjacketts, holte die Packung Charminar heraus und wollte Paul gerade eine reichen, als sein frisch verheirateter Freund schrie: âKomm nicht näher!â
âWie soll ich sie dir dann geben?â
âSteig hier rauf und streck die Hand aus.â
Eddie kletterte auf die Brüstung und beugte sich gefährlich weit nach vorne. Paul nahm ihm die Zigarette vorsichtig aus den Fingern und steckte sie an.
âGibst du ihm etwa eine Zigarette?â, brüllte Pater Agnello zu Eddie hinauf. âBist du noch bei Verstand? Willst du, dass er Krebs bekommt?â
Paul lachte schallend auf. âIch rauch seit der ersten Klasse, und Pater Agnello befürchtet,
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