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Die Staufer und ihre Zeit

Die Staufer und ihre Zeit

Titel: Die Staufer und ihre Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper , Annette Großbongardt
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Beatrix immer wieder als Fürsprecherin, bei Bitten um Steuernachlass, Heiratsvermittlung, Streitschlichtung – das gehörte zu den Aufgaben der Herrscherfrauen. Wer das Ohr der First Lady hatte, konnte auf Gehör des Chefs bauen. So war es wohl Beatrix zu verdanken, dass die Mailänder, deren Stadt nach Barbarossas Belagerung 1162 zerstört wurde, mit dem
Leben davonkamen und auch einen Teil ihres Besitzes behalten konnten. Eine Abordnung war vor den Kaiser getreten und hatte alle Zeichen der Unterwerfung gezeigt. Der Kaiser blieb unbewegt. Da wandten sich die Anführer an die Gemahlin und flehten um ihren Beistand.
    Regierungsakte, die Beatrix gemeinsam mit Friedrich beurkundete, weisen sie als »consors imperii nostri«, »Gefährtin unseres Reiches«, aus. Dass Beatrix’ Einfluss das übliche Maß für den Geschmack manches Zeitgenossen überstieg, ist auch überliefert, etwa aus Anlass ihrer Krönung zur Königin von Burgund 1178. Als »vir uxorius«, eine Art Pantoffelheld, wurde der Ehemann bespöttelt.
    Dabei stärkte die burgundische Krone nicht nur Beatrix’ gewiss ausgeprägtes Rangbewusstsein. Sie war auch ein sichtbares Zeichen für die Herrschaftsansprüche, die sie als Erbin wahrzunehmen gedachte. Und Barbarossa sollte davon profitieren, denn Beatrix bereitete die Übernahme der burgundischen Länder für den gemeinsamen Sohn Otto vor. Der regierte allerdings glücklos und starb dann auch noch jung.

VERKLÄRUNG NACH MASS
    Otto von Freising, der größte Geschichtsdenker des Mittelalters, begründete die Saga vom Friedenskaiser und Reichseiniger Friedrich Barbarossa.
    Von Rainer Traub
    Nur zu gern nahm Kaiser Friedrich Barbarossa das Angebot des gelehrten Bischofs Otto von Freising an. Der hatte dem Herrscher 1157 nicht nur seine große Weltchronik geschickt, sondern ihm im Begleitschreiben gleich ein weiteres Werk in Aussicht gestellt: »Wenn es nun Eurer Majestät beliebt, die ruhmvolle Reihe Eurer Taten der Nachwelt zum Gedächtnis dem Griffel anzuvertrauen, dann will ich nicht zögern.« Der Historiker versicherte zugleich, das angebotene Werk zum Ruhm Barbarossas werde von ganz anderer Art sein als die etwa ein Jahrzehnt früher beendete, düster intonierte Weltchronik. Dass er den Lauf der Geschichte dort »wie in einer Tragödie dargestellt« habe, liege daran, dass er »veranlasst durch die Wirrnisse der trüben Zeit vor Euch mit verbitterter Seele« geschrieben habe.
    Im darauffolgenden Frühjahr empfing Otto von Freising das Dankschreiben des Herrschers. Die von Otto erbetene Aufstellung dessen, was Barbarossa in seiner bis dahin fünfjährigen Regierungszeit vollbracht hatte, war beigefügt. Fehlschläge und Misserfolge wurden dezent übergangen. Die von Hofbeamten gefertigte Erfolgsliste begann mit Barbarossas Salbung in Aachen und zählte Taten wie die Krönung des dänischen Königs, die Einsetzung eines neuen Bischofs in
Magdeburg, die Niederwerfung der »verschlagenen, hochmütigen Mailänder« oder die Friedensstiftung zwischen den verfeindeten Herzögen von Österreich und Bayern auf.
    Otto machte sich ans Werk und veredelte die Skizze kaiserlicher Großtaten zum umfassenden Herrscherlob. »Die Taten Friederichs« (»Gesta Frederici«) verklären, wie der Herausgeber Franz-Josef Schmale betont, »die staufische Vergangenheit fast um jeden Preis und lassen Friedrich I. als den Herrscher erscheinen, auf den die Geschichte von annähernd einem Jahrhundert hinzielte«.
    Um den Heilsbringer, Reichseiniger und Friedenskaiser Barbarossa ins rechte Licht zu rücken, beginnt Otto sein Werk mit dem epochalen Zerwürfnis zwischen Kaiser und Papst, das mit Heinrichs IV. legendärer Buße in Canossa 1077 seinen Tiefpunkt erreichte: »Als unter Kaiser Heinrich – unter den Königen der vierte, unter den Kaisern der dritte dieses Namens – das Reich aufs Schlimmste zerspalten war und infolge der Auflehnung des größten Teils der Großen gegen ihren Fürsten das Reich fast in seiner ganzen Ausdehnung durch Feuer und Schwert verwüstet wurde, entschloss sich Gregor VII., der damals den Bischofsstuhl der Stadt Rom innehatte, den Kaiser als von den Seinen im Stich gelassen mit dem Schwert des Kirchenbannes zu schlagen.«
    Vor dem dunklen Hintergrund, an den gleich die ersten Sätze der »Taten Friederichs« erinnern, kann Held Barbarossa im zweiten Buch aufsteigen wie die Sonne am Firmament. Deren Aufgang wird von einer Art Morgenröte vorbereitet: So stellt Otto den Auftritt von Barbarossas

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