Die Staufer und ihre Zeit
für einen weiteren Italienzug.
Mai 1176 Niederlage des kaiserlichen Heeres bei Legnano
Juli 1177 Einigung mit Papst Alexander III. in Venedig
Mai 1184 Auf dem Mainzer Hoffest inszeniert der Kaiser seine gefestigte Herrschaft.
27. Januar 1186 Sein Sohn Heinrich VI. heiratet Konstanze von Sizilien, die Erbin der Insel und Süditaliens.
27. März 1188 Auf dem »Hoftag Jesu Christi« in Mainz ruft Barbarossa zum Kreuzzug.
10. Juni 1190 Friedrich I. stirbt beim Baden im Fluss Saleph in Anatolien.
Heinrich, der nahezu das halbe Land beherrscht, baut an einem Staat im Staate, zu dem auch Bayern gehört. Dass er sich auf diesen Vetter nicht verlassen kann, weiß der Kaiser spätestens seit dessen Weigerung 1176, ihn beim Heereszug nach Italien zu unterstützen. Barbarossa, »Spezialist der Sichtbarkeit«, so der Historiker Knut Görich, sorgt für einen politischen Schauprozess gegen den welfischen Herzog. Auf dem Hoftag in Würzburg 1180 lässt er die versammelten Fürsten die »Reichsacht« über Heinrich verhängen. So macht er den Verwandten zum Rechtlosen.
Der Welfe wehrt sich mit militärischer Gewalt, doch eine »Reichsheerfahrt« kaisertreuer Krieger beendet die Rebellion. Auf dem Hoftag in Erfurt 1181 wirft sich Heinrich der Löwe dem Kaiser zu Füßen. Barbarossa lässt den Widersacher für drei Jahre aus Deutschland verbannen. Seine Länder hat er bereits unter den anderen Fürsten aufgeteilt, ohne sich selbst Territorien anzueignen. Friedrich will vermeiden, als egoistischer Rächer zu erscheinen. Der Sturz Heinrichs, so die Botschaft, dient allein den übergeordneten Interessen des Reiches.
Fünf Jahre nachdem er den Konkurrenten im Norden niedergeworfen hat, gelingt dem Kaiser im Süden ein diplomatisches Meisterstück. Er fädelt die Hochzeit seines Sohnes Heinrich VI. mit Konstanze, der Tochter des sizilianischen Normannenkönigs Roger II. ein, die im Januar 1186 in Mailand gefeiert wird. Konstanze soll Sizilien und Apulien erben, falls nicht noch ein männlicher Anwärter zur Welt kommt.
Als 1189 der Erbfall eintritt, scheint erreicht, worum sich schon Karl der Große und Otto der Große vergebens bemühten: Das Reich gewinnt dauerhaft den italienischen Süden.
Das Imperium des Kaisers steht damit noch mehr in der Tradition des Römischen Reiches, die Kontrolle über das gesamte Italien – den Kirchenstaat ausgenommen – verspricht eine Ära der Stabilität.
Doch für ein vereintes Europa ist es noch viel zu früh. Das Stauferreich hat keinen Bestand, weil es Völker zusammenspannt, die ihren eigenen Weg als Nationen erst noch vor sich haben. Und Ruhe ist dem Reich nicht vergönnt. Eine dramatische Nachricht schafft eine neue Lage: 1187 erobert Sultan Saladin Jerusalem.
Wenn der Kaiser der Schutzherr des christlichen Abendlandes ist, so die Logik seiner Zeit, muss er die heilige Stadt Jerusalem zurückerobern. Auch Friedrichs universaler Herrschaftsanspruch verleitet ihn dazu, die verhängnisvolle und sinnlose Idee der Kreuzzüge, die seine Jugendjahre prägte, wiederaufleben zu lassen.
Ein »Hoftag Jesu Christi« in Mainz im März 1188 dient der Kriegsvorbereitung. Bei der Veranstaltung, geschickt auf den Sonntag »Laetare Ierusalem – Freue Dich Jerusalem!« gelegt, bleibt der Thronsitz des Kaisers unbesetzt. Damit gibt der Hoftag ein religiöses und zugleich politisches Signal: Die irdische Herrschaft dient nur dem Ziel, das himmlische Königtum des Gekreuzigten vorzubereiten. In einer Atmosphäre von »religiösem Ernst und Begeisterung«, so der Barbarossa-Biograf Johannes Laudage, fragt der Kaiser, ob er sofort das Gelübde zum Kreuzzug ablegen solle. Alle Anwesenden akklamieren. Barbarossa nimmt das Kreuz und verpflichtet sich zum Heerzug nach Jerusalem.
Im Mai 1189 bricht Barbarossa von Regensburg auf. Das kaiserliche Heer überquert im März 1190 den Hellespont und besetzt im Mai Ikonium, das heutige Konya in der Türkei. Beim beschwerlichen Weitermarsch kommt die Hoffnung auf, neue Verbündete zu gewinnen.
Der Kaiser trifft am 8. Juni nahe Seleucia, dem heutigen Silifke in der Türkei, eine Delegation des armenischen Herrschers Leo II. Friedrich verspricht, den Armenierfürsten zum König zu krönen. Die Armenier, die das Christentum früher annahmen als Rom, sind Friedrichs Glaubens- und Bundesgenossen. Für einen Moment taucht vor den erschöpften Kämpfern das Zukunftsbild eines christlichen Reiches vom Rhein bis zum Kaukasus auf.
Zwei Tage später nimmt der Kaiser in den
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