Die Staufer und ihre Zeit
Dafür ist der als aufgeweckt und frühreif beschriebene Junge, ein guter Bogenschütze und Reiter, ein viel zu kostbares Faustpfand im sizilischen Dauerkampf um Einfluss und Vorteil. Sein Königreich wird von einem fünfköpfigen Rat verwaltet, der letztlich dem Papst – Friedrichs Vormund – untersteht. Trotz aller Querelen funktioniert diese Verwaltung.
Kurz vor dem Ende der Vormundschaft sorgt der Papst dafür, dass der gerade mal 13 Jahre alte Friedrich 1208 mit der Spanierin Konstanze, einer Schwester des ihm wohlgesinnten Königs von Aragon, verheiratet wird. Damit ist schon mal sicher, dass Friedrich keine deutsche Fürstentochter ehelicht, was der Heilige Vater aus Angst vor einer teutonischen Umarmung ja verhindern will. Bei der Eheschließung in Spanien ist der Ehemann nicht anwesend, ihn vertritt ein sizilischer Bischof.
CHRONIK FRIEDRICH II.
26. Dezember 1194 Geburt in der mittelitalienischen Stadt Jesi
25. Dezember 1196 Wahl zum römisch-deutschen König durch die Reichsfürsten in Frankfurt
28. September 1197 Tod des Vaters Heinrich VI.
17. Mai 1198 Krönung des dreijährigen Friedrich zum König Siziliens
28. November 1198 Tod der Mutter Konstanze, Tochter des normannischen Königs Roger II.; Papst Innozenz III. wird Friedrichs Vormund.
1208 Der Papst stiftet die Ehe des jungen Königs mit Konstanze von Aragon; an Friedrichs 14. Geburtstag beginnt seine selbständige Regentschaft in Sizilien.
1210 Der welfische Kaiser Otto IV. wird vom Papst exkommuniziert.
1212 bis 1220 Aufenthalt Friedrichs in Deutschland
22. November 1220 Kaiserkrönung in Rom
September 1227 Aufbruch zum Kreuzzug, Umkehr wegen Krankheit, erste Exkommunikation
1228/1229 Kreuzzug; Friedrich schließt einen Waffenstillstand mit dem Sultan von Kairo und krönt sich zum König von Jerusalem.
1235/1236 Zweiter Aufenthalt in Deutschland
1239 bis 1245 Kampf mit der Kurie, zweite Exkommunikation und Absetzung durch den Papst auf dem Konzil von Lyon
13. Dezember 1250 Friedrich II. stirbt in Castel Fiorentino. In den folgenden Jahren des Interregnums ist die Herrschergewalt im Reich deutlich geschwächt.
Erst im August 1209 trifft Konstanze, zehn Jahre älter als Friedrich und Witwe des ungarischen Königs Emmerich, in Palermo ein. Sie bringt 500 spanische Soldaten zu Pferde mit, angeführt von einem ihrer Brüder – eine beträchtliche Verstärkung für Friedrichs Kämpfer, deren effektivste Abteilung später aus sarazenischen Bogenschützen bestehen wird. 500 Ritter – das bedeutet 1500 Pferde dazu. Spätestens seit dem 12. Jahrhundert gehören zur normalen Ausstattung eines Ritters drei Pferde: ein Marschpferd, ein Streitross und ein Lastpferd. Das Streitross wird auf dem Weg zum Kampfplatz geschont, damit es dort trotz der waffenklirrenden Last auf seinem Rücken ausdauernd galoppieren kann. Ein Pferd hat zu dieser Zeit etwa den Gegenwert von 5 bis 10 Ochsen. Das Kettenpanzerhemd des Ritters bringt 20 bis 100 Ochsen.
Allerdings hat Friedrich nicht allzu viel von dem kostbaren Hochzeitsgeschenk: Die Mehrzahl der spanischen Edelkavalleristen erliegt in der hochsommerlichen Hitze einer Seuche (Malaria oder Ruhr), bevor Friedrich seine Absicht wahr macht, mit ihnen von Messina aus aufs Festland überzusetzen, wo er widerspenstige Landadlige, die ihm Abgaben schulden, disziplinieren möchte.
Zur selben Zeit, als Konstanze sizilischen Boden erreicht, braut sich im hohen Norden Gefährliches zusammen: Soldaten des welfischen Gegenkönigs Otto IV. überqueren die Alpen. Im Oktober 1209 krönt der Papst, der sich im deutschen Thronstreit nach klarem Machtkalkül auf die Seite des Welfen geschlagen hat, Otto in Rom zum Kaiser. Der Braunschweiger hat ihm nämlich versprochen, keine Ambitionen auf das Königreich Sizilien zu verfolgen. Kaum aber trägt Otto, der den jungen Friedrich gern als »Königlein« (»regulus«) verspottet, die Kaiserkrone, macht er sich im italienischen Süden breit und besetzt das Herzogtum Spoleto,
das seit einigen Jahren zum Kirchenstaat gehört. Ottos Wortbruch wird zur großen Chance des Staufers Friedrich. Bald wird Otto exkommuniziert, der Papst nennt ihn nur noch abfällig den »so genannten Kaiser« und unterstützt fortan Friedrich, den er zu dieser Zeit wohl unterschätzt; und dem dann im Jahr 1211 auch die Ehre zuteil wird, von den deutschen Fürsten zum »anderen Kaiser« (»alium imperatorem«) gewählt zu werden.
Gewiss ein Werk des Papstes, aber auch dem französischen König
Weitere Kostenlose Bücher