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Die Staufer und ihre Zeit

Die Staufer und ihre Zeit

Titel: Die Staufer und ihre Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper , Annette Großbongardt
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bringen. Sie stirbt qualvoll.
    Das mag eine Legende sein. Doch das Verhältnis zu Bianca Lancia ist womöglich die größte Liebe in Friedrichs Leben, die auch erwidert wird. Dieses Verhältnis überdauert sogar die sechsjährige Ehe Friedrichs mit Isabella, der Schwester des englischen Königs Heinrich III. Ein Chronist bemerkt, »die Natur« habe Isabella »mit besonderer Sorgfalt geschmückt«. Sie habe dem Kaiser auf den ersten Blick gefallen. Mit ihr zeugt Friedrich zwei Kinder. Als sie 1241 in Foggia, wohl an einer Fehlgeburt, stirbt, ist er anscheinend tief bestürzt. In einem Brief an ihren Bruder versichert Friedrich, er habe »zärtliche Liebe« (»gratiosus amor«) und »tiefe Zuneigung« (»carus zelus«) gegenüber seiner »geliebten erhabenen Gemahlin« empfunden. Selbst wenn er dies mit dem Hintergedanken formuliert, auch nach Isabellas Tod das gute Einvernehmen mit dem englischen König zu erhalten, ist das Wort von der »zärtlichen Liebe« wohl ehrlich gemeint.
    Vernunftehe und Liebesbund sind auch in dieser Epoche, in der die Mächtigen ihre Töchter verschachern wie Lehen und Pferde, durchaus kein unüberwindbarer Gegensatz. Vergessen wir nicht: Es ist auch die Zeit des Minnesangs, der höfischen Liebeslyrik. Friedrichs Ehebündnisse waren zunächst gewiss pure Politik, wurden aber nach und nach offenbar auch gelebte Zärtlichkeit. Dass er seine Ehefrauen rüde behandelt hätte, ist jedenfalls nicht überliefert. Solche Andeutungen von Chronisten sind parteilich. Ein Brutalo-Ehemann wie später der englische König Heinrich VIII., der missliebige Ehefrauen töten ließ, war er gewiss nicht.
    Der unberechenbare, von sich selbst überzeugte Friedrich gilt als Vorläufer des Individualismus, als undogmatischer »Freigeist« (Friedrich Nietzsche), der mit arabischen Philosophen
disputierte, eigentlich schon als verfrühter Renaissance-Mensch. Dabei wird übersehen, dass er natürlich an Gott als Weltschöpfer geglaubt hat, mag er auch als Erwachsener nur einmal gebeichtet haben – in seiner letzten Stunde. Vor allem wird dabei unterschlagen, wie anpassungsfähig und zeremoniell korrekt er sich meist aufgeführt hat. Zum Image des fast schon aufgeklärten Selbstdenkers und Abweichlers passt dies kaum.
    Die Krönung zum Kaiser und zur Kaiserin etwa absolvieren er und Konstanze im November 1220 brav wie Musterschüler der kirchlich legitimierten Monarchie. Bei der Engelsburg in Rom betritt der feierliche Zug der Friedrich-Getreuen die Leostadt, den befestigten Bezirk um die Basilika St. Peter, den Vorgängerbau des späteren Petersdoms. Papst Honorius thront auf der obersten Treppenstufe. Friedrich, von den Senatoren der Stadt Rom geleitet, hält unmittelbar vor der Treppe seinen Schimmel an, sitzt ab, geht hoch zum Papst, kniet nieder, küsst dem Heiligen Vater die Füße und schenkt ihm jede Menge Gold. Honorius umarmt und küsst zurück. Sie gehen in eine Kapelle, wo Friedrich beeidet, den Papst, die Kirche und die Heiligen Stätten in Jerusalem zu beschützen. Er wird zwar nicht, wie frühere Kaiser, zum Bischof geweiht, wohl aber zwischen den Schulterblättern und am rechten Arm gesalbt.
    Beim Gang durch die Basilika, durch eine von Kardinälen gebildete Gasse, erweist er dem Grab von Petrus die Ehre, steigt hoch zum Altar und spricht das Glaubensbekenntnis. Schließlich wird er, eingehüllt in eine Gebetswolke, von Honorius mit Mitra und Krone bekrönt. Dann erhält er das Schwert, das er als »Streiter des heiligen Petrus« dreimal kräftig zu schwingen hat, sowie Zepter und Reichsapfel. Nachdem ein Kardinal Friedrich an dessen Kreuzfahrtgelübde erinnert hat, huldigt ein Chor »Friedrich, dem völlig
unbesiegbaren Kaiser der Römer«. Dann krönt der Papst Konstanze, die als »Teilhaberin« (»consors«) der Kaiserwürde durchaus auch eine hoheitliche Rolle spielt und respektiert wird.
    Bei der folgenden Messfeier ministriert Friedrich ohne Mantel und Krone – zum Zeichen der Demut. Nach dem Segen hält der Kaiser, wie es sich gehört, dem Papst den Steigbügel und führt dessen Pferd ein Stück am Zaum. Dann erst besteigt Friedrich selbst seinen Schimmel. Gegen Abend diktiert der Kaiser seinen Sekretären noch ein Paar Krönungsgesetze – etwa zum zwingenden Zusammenhang von Exkommunikation und weltlicher Rechtlosigkeit – und lässt sie zur Kodifizierung an die »doctores« der Hochschule in Bologna weiterreichen.
    Ähnlich streng und formell wie bei der Kaiserkrönung geht es danach zu,

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