Die Staufer und ihre Zeit
darf, sowie die Tochter Katharina.
Friedrich und die Frauen: Das ist ein eigenes, besonders farbenprächtiges Kapitel, allerdings schwer zu überblicken, weil es die Phantasie der freundlichen und feindlichen Chronisten besonders angeregt hat. Dass bei Hoftagen und verschiedenen Festen arabische Tänzerinnen auftreten, die sonst in Friedrichs süditalienischen Textilwerkstätten als Näherinnen tätig sind, führt zu dem vor allem in päpstlichen Kreisen kursierenden Gerücht, Friedrich unterhalte einen orientalischen Harem.
Dies wird Friedrich zum Beispiel auf dem Konzil von Lyon (1245) vorgeworfen, bei dem der Papst die 1239 ausgerufene,
zweite Exkommunikation Friedrichs bestätigt und ihm auch noch den Kaisertitel abspricht – eine »Absetzung«, die Friedrich einfach nicht anerkennt. Das einst recht vertrauensvolle Verhältnis zwischen Papst und Friedrich ist da längst aufgrund zahlreicher Wortbrüche, der eigenmächtigen Selbsternennung des exkommunizierten Friedrich zum König von Jerusalem und territorialer Übergriffe des Staufers auf päpstliches Lehen zerrüttet. In Lyon verteidigt der kaiserliche Gesandte seinen abwesenden Herrn: »Die sarazenischen Mädchen hält er sich nicht zum Beischlafe – wer könnte das beweisen? –, sondern wegen ihrer Gewandtheit und wegen einiger anderer weiblicher Kunstfertigkeiten.«
Was der Chronist Matthäus Paris berichtet, spricht für die harmlosere Haremsversion – er schildert einen festlichen Empfang, den Friedrich 1241 auf seinem Stamm-Hof im apulischen Foggia einem englischen Schwager bietet: »Auf Befehl des Kaisers sah er (der Gast) mit großem Ergötzen mannigfaltige, ihm unbekannte Spiele und Vorstellungen, die mit Hilfe musikalischer Instrumente zur Erheiterung der Kaiserin aufgeführt wurden. Zwei schön gestaltete sarazenische Mädchen stellten sich auf dem glatten Estrich mit ihren Füßen auf vier Kugeln, jede auf zwei, und rollten auf diesen fort… Dabei klatschten sie in die Hände und bewegten auf verschiedene Weise die Arme im Spiel und unter Gesang. Mit den Händen schlugen sie tönende Zimbeln oder Becken zusammen und bewegten den Körper nach der Melodie.« Doch wie im orientalischen Harem werden die Frauen – Ehefrauen wie Tänzerinnen – von Eunuchen bewacht. Ein päpstlicher Polemiker lästert noch Jahre nach Friedrichs Tod über »des Kaisers Dirnen« und bezichtigt ihn überdies homosexueller Neigungen.
Gegen Letzteres spricht Friedrichs rastloser Frauenkonsum, der gewiss auch nicht vor der einen oder anderen Tänzerin
Halt gemacht hat. Fast zur selben Zeit, als seine Ehefrau Konstanze den ersten Sohn Heinrich zur Welt bringt, wird ein von Friedrich mit einer knapp 18 Jahre alten normannischen Grafentochter gezeugter Sohn, Friedrich von Pettorano, geboren – mit dem Kastell von Pettorano in den Abruzzen wird dieser Friedrich abgefunden. Regelmäßig pflegt der Staufer parallel zu seinen politisch-dynastisch kalkulierten Ehen intensive Liebesbeziehungen zu anderen Frauen. Als er nach Konstanzes Tod Isabella von Brienne, die 13-jährige Erbin des Königreichs Jerusalem, heiratet – auch um sein noch nicht eingelöstes Kreuzzugsgelübde zu bekräftigen – schläft er, so erzählen es Chronisten, noch in der Hochzeitsnacht mit einer älteren Kusine, die ihn erotisch mehr reizt als die kindliche Isabella.
Während Friedrich in seinen drei Ehen Vater von vier Kindern wird, gehen aus seinen außerehelichen Verbindungen mindestens zwölf Kinder hervor; das heißt: die Namen von zwölf sind überliefert, über einige weitere gibt es Vermutungen. Die bedeutendsten sind der literarisch aktive Enzio sowie Manfred, der 1232 geboren und Friedrichs Lieblingssohn wird. Sein größtes historisches Verdienst: Er lässt das berühmte Buch über die Falkenjagd kopieren, nur darum blieb es erhalten, das Original ist verschollen. Manfred kann 1258 immerhin König von Sizilien werden; dies geht nur, weil Friedrich die langjährige, wohl besonders leidenschaftliche Beziehung zu dessen Mutter Bianca Lancia zwei Jahre vor seinem Tod legalisiert.
Doch ihr Ende soll schrecklich gewesen sein: Friedrich glaubt eines Tages, die Geliebte sei nicht von ihm, sondern von einem Diener schwanger, er sperrt sie ein. Als das Baby geboren ist, zeigt es auf der linken Schulter das gleiche Muttermal wie Friedrich. Tief verbittert schneidet sich die Mutter angeblich die Brüste ab, die Friedrich stets so bewundert hat,
und lässt sie mit dem Neugeborenen zum Kaiser
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