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Die Staufer und ihre Zeit

Die Staufer und ihre Zeit

Titel: Die Staufer und ihre Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper , Annette Großbongardt
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Reichs mit dem Königreich Sizilien« nennt die Kasseler Historikerin Ingrid Baumgärtner als wichtigste Ursache für den Zerfall der Staufer-Herrschaft. Wie eine riesige Barriere erschweren die Alpen jeglichen Transfer zwischen Nord und Süd. Einen halbwegs bequemen Übergang bietet nur der 1374 Meter hohe Brennerpass, der als niedrigste Alpentraverse mehr Vegetation und damit mehr Futter für die Pferde der Reisenden bietet als andere, höher gelegene Querungen. Truppen können die Alpen oft nur in günstigen Jahreszeiten überqueren.
    Jeder Nord-Süd-Transfer ist zudem vom Wohlwollen der rebellischen norditalienischen Städte abhängig. So sperrt der Lombardenbund zweimal, 1226 und 1231, Straßen und Alpenpässe und verhindert so Zusammenkünfte von Friedrich II. und dessen Fürsten auf italienischem Boden.
    Immerhin können Heerführer und Händler zur Stauferzeit noch einige der Relikte des grandiosen, 87 000 Kilometer langen Verkehrssystems der Römer nutzen. Deren Caesaren hatten für ihre Truppen jene sprichwörtlichen Wege pflastern lassen, die »alle nach Rom« führen; die Straßenverbindungen machten es in den Glanzzeiten des Verkehrsnetzes möglich, dass Legionäre pro Tag 10 000 oder mehr Schritte und Wagenlenker bis zu 160 Reisekilometer zurücklegen konnten.
    Wenn nicht gerade Heereszüge auf regionalen Widerstand stoßen, ermöglichen die zur Stauferzeit nicht allzu scharf gezogenen Grenzen sowie ungezählte Karren- und Saumwege eine Mobilität, deren Ausmaß manchen heutigen Verkehrswissenschaftler erstaunt. Nicht nur Scharen von Scholaren, Pilgern und Troubadouren durchqueren den halben Kontinent, vor allem Handelsleute ziehen durch das
weite Reich. Kaufleute aus der Reichsstadt Lindau im Allgäu etwa bieten in Italien das begehrte Leinen (»Lindisch Tuch«) feil, Schwertfeger aus Solingen exportieren Blankwaffen, Händler aus dem Schwarzwald Zinn und Silber. Als Rückfracht bringen die Warenzüge Seide und Geschmeide in den Norden.
    Das hochentwickelte Kurierwesen der Römerzeit, der von Julius Caesar nach persischem Vorbild auf- und von Augustus ausgebaute »cursus publicus« samt seinen Postpferden, ist längst zusammengebrochen. Die mittelalterlichen Herrscher-und Handelshäuser müssen neue, eigene Botendienste aufbauen. Deren Kuriere, ob zu Fuß oder hoch zu Ross, tragen zu ihrem Schutz Spieß und Botenstab und Umhänge oder Brustschilde mit den Wappenfarben des Auftraggebers. Die Briefe und Dokumente werden in Botenbüchsen verwahrt, die, zur Bestätigung für die Echtheit der Quelle, mit dem Wappen der Obrigkeit versehen sind. Wachsgetränkte Leinwandhüllen schützen die Briefe gegen Nässe.
    Ein Fußkurier schafft üblicherweise 25 bis 30 Kilometer am Tag, Herolde zu Pferd kommen schon auf über 50 Kilometer. Als besonders schnell gelten die Expresskuriere und »Romläufer« der Päpste, die in der Ebene sogar 100 Kilometer erreichen. Das Zustelltempo nimmt deutlich zu, als sich im ausgehenden Mittelalter Botenlinien mit festen Posten und Wechselpferden etablieren – die historischen Vorläufer der Post. Im 13. Jahrhundert soll es bereits regelmäßige Verbindungen zwischen Hamburg, Köln und Nürnberg gegeben haben sowie zwischen den Hansestädten.
    Nicht nur die Päpste haben ihre eigenen Kuriere, auch die Klöster, Bischöfe, Universitäten, Zünfte, Stadträte. Die städtischen Boten Hamburgs erhalten »außer einem jährlichen Gehalt freie Wohnung oder Mietentschädigung, in Krankheitsfällen ärztliche Behandlung, im Alter ein Gnadengehalt
und häufig beim Ableben ein freies Begräbnis«, so der Kulturhistoriker Otto Lauffer.
    Briefe und sonstige Post werden aber auch Reisenden einfach in die Hand gedrückt, Kaufleuten etwa, die zu Messen unterwegs sind, Pilgern, wandernden Gesellen. Auch Gaukler und fahrende Sänger übermitteln Nachrichten. Metzger, die ihre Tiertransporte begleiten, bieten über ihre Metzgerposten auch Briefdienste an, vor allem in Schwaben und dem Rheinland. Bis ein Brief überbracht ist, dauert es aber manchmal Wochen, Monate, ja mitunter mehr als ein Jahr, so der Medienwissenschaftler Werner Faulstich.
    Vertraulichkeit wird durch einen leichten Klaps auf den Mund besiegelt, der den Boten symbolisch zur Verschwiegenheit ermahnt. Ratsläufer der Städte müssen sich ohnehin in Boteneiden verpflichten.
    Auf die unsicheren Straßen des Mittelalters wagen sich meist »nur kühne und kräftige Männer«, schreibt der Historiker Lauffer. Neben dem Spieß tragen sie

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