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Die Steine der Fatima

Die Steine der Fatima

Titel: Die Steine der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Weshalb sitze ich hier? Gefällt es dir, mit mir zu spielen, mich zappeln zu lassen, damit ich vor meinem Ende wenigstens noch Angst habe? Oder arbeitest du immer so schlampig?«
    »Du hast eine scharfe Zunge«, erwiderte Saddin lächelnd und nicht ohne Anerkennung. »Und du hast Mut. Die meisten Frauen an deiner Stelle wären jetzt in Tränen ausgebrochen. Sie würden mich um ihr Leben anflehen, sich mir anbieten, nur damit ich sie verschone. Sie würden sogar ihre Würde und ihre Ehre verkaufen, wenn das ihr Leben um einen Tag verlängern könnte. Es gefällt mir, dass du anders bist.« Er deutete eine Verbeugung an. »Deshalb werde ich auch offen zu dir sein, du hast es verdient.« Er schenkte sich einen Becher Wasser ein und bot auch Beatrice einen Becher an. »Es gibt viele Gründe, weshalb ich dich nicht gleich getötet habe. Erstens ist eine Leiche schwerer unbemerkt an den Soldaten der Stadtwache vorbei durch die Gassen von Buchara zu transportieren als eine schlafende Frau. Zweitens habe ich den Auftrag, deinen Leichnam aus Buchara hinauszuschaffen. Ich hatte also nicht die Möglichkeit, deinen Körper einfach zurückzulassen. Und drittens, und das ist der wichtigste Grund, möchte ich wissen, weshalb mein Auftraggeber dich töten und diesen Stein unbedingt haben will.«
    Beatrice sah ihn einen Moment schweigend an. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass Saddin seine Worte ernst meinte. So kühl und emotionslos, so professionell, wie er davon sprach, sie umzubringen, musste es sich einfach um einen üblen Scherz handeln. Oder doch nicht? Ihr wurde plötzlich kalt, und fröstelnd rieb sie sich ihre Arme.
    »Und wenn ich mich weigere und dir gar nichts sage?«
    »Das würde ich bedauern. Dann müsste ich dich töten, und der Stein würde mit dir zusammen für alle Zeiten im Wüstensand verschwinden.« Saddin zuckte mit den Schultern. »Es wäre schade um den kostbaren Stein, und es würde niemandem nützen.«
    Nachdenklich biss sich Beatrice auf die Unterlippe. Ihr Herz schlug wie ein Dampfhammer. Was sollte sie jetzt tun? Welche Chancen hatte sie gegen einen solchen Mann? Sie stand auf und begann im Zelt auf und ab zu gehen. Ihr wollte nichts einfallen.
    »Wie wirst du mich töten?«, fragte sie schließlich, um irgendetwas zu sagen. Sie ertrug die Stille nicht länger.
    Er zuckte wieder mit den Schultern. »Das kommt ganz auf dich an«, antwortete er gleichmütig. »Vielleicht darfst du es dir sogar aussuchen!«
    Dieser verfluchte Bastard! Beatrice hätte ihn am liebsten ins Gesicht geschlagen.
    »Was würdest du tun, wenn ich fliehe?«
    »Du kannst es gern versuchen, aber ich sage dir gleich, dass es dir nicht gelingen wird«, antwortete er mit einem Lächeln. »Und sollte es dir doch gelingen, werde ich dich wieder einfangen.«
    »Wie willst du das anstellen?«, fragte sie. Vielleicht gelang es ihr, mehr Informationen aus ihm herauszubekommen, und möglicherweise war etwas dabei, das ihr weiterhalf.
    »Das lass nur meine Sorge sein«, sagte er gelassen. Vermutlich hatte er sie durchschaut. Verdammter Mist! Dumm war er jedenfalls nicht.
    »Du scheinst sehr von dir überzeugt zu sein!«, stieß Beatrice wütend hervor. »Aber jeder hat irgendwo einen Schwachpunkt oder macht einen Fehler, auch du. Und ich sage dir, eines Tages wird jemand…«
    »Sicher, du hast recht«, erwiderte er. »Nun halte endlich den Mund, und setz dich wieder. Es bringt doch nichts, wenn du hier herumläufst wie ein aufgeschrecktes Huhn. Abgesehen davon beginnst du, mich nervös zu machen.«
    Widerstrebend setzte sich Beatrice auf das Polster.
    »So ist es besser«, sagte er und seufzte erleichtert. »Und nun erzähle mir, was ich über diesen Stein wissen muss. Welche besonderen Kräfte birgt dieser Stein?«
    Beatrice schüttelte den Kopf. »Von mir erfährst du nichts.«
    Saddin fuhr sich durchs Haar. »Ich bitte dich noch einmal in aller Höflichkeit, erzähle mir von dem Stein.«
    »Warum sollte ich? Du willst mich so oder so umbringen. Ich sehe keinen Grund, dir alles zu erzählen.«
    Saddins Augen begannen wütend zu funkeln. »Ich hoffe, du bist dir im Klaren darüber, dass ich Mittel und Wege kenne, dich zum Sprechen zu bringen.«
    Beatrice lachte auf. »Willst du mich etwa prügeln? Foltern? Mich unter Drogen setzen?« Sie schüttelte den Kopf. »Nur zu, bringen wir es hinter uns. Aber es wird dir nicht gelingen, auch nur ein Wort aus mir herauszukriegen.«
    »Das kann doch wohl nicht wahr sein!«, rief Saddin aufgebracht aus,

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