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Die Steine der Fatima

Die Steine der Fatima

Titel: Die Steine der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
    »Seid gegrüßt, Ali al-Hussein«, sagte Saddin mit einem Lächeln. Er verneigte sich. »Ich freue mich, Euch zu sehen, wenn mich auch Eure Nachricht und die Eile, die daraus sprach, ein wenig überrascht hat.« Er deutete auf ein Sitzpolster. »Setzt Euch. Habt Ihr Eure Pläne kurzfristig geändert?«
    Gehorsam ließ Ali sich auf dem Polster nieder. Die dunklen Augen des Nomaden hielten ihn in ihrem Bann.
    »Nein, es bleibt alles so wie besprochen«, antwortete Ali. »Deswegen komme ich auch nicht zu dir. Heute bin ich hier, weil du in dem Ruf stehst, jedes Problem, jeden Auftrag zu lösen.«
    »Das ist wirklich des Lobes zu viel«, entgegnete Saddin und verneigte sich leicht. »Ich bemühe mich lediglich nach Kräften, die Wünsche meiner Auftraggeber zu erfüllen. Und oft habe ich Erfolg dabei.« Er lächelte versonnen. »Darf ich euch eine Erfrischung anbieten? Dann könnt Ihr mir erzählen, welches Anliegen Euch zu mir führt.«
    Er reichte Ali einen Becher und eine Schale mit reifen Pfirsichen. Dankbar nahm Ali an. Das Wasser war kühl und erfrischend, und der Pfirsich war köstlich.
    »Nun?«, fragte Saddin, nachdem er höflich gewartet hatte, bis Ali Durst und Hunger gestillt hatte.
    »Meine Frau ist verschwunden«, sagte Ali und wischte sich den Pfirsichsaft aus dem Bart. »Sie wurde entführt.«
    Saddin hob eine Augenbraue. »Eure Frau? Vergebt meine Überraschung, aber ich wusste nicht, dass Ihr verheiratet seid.«
    »Nun, eigentlich ist sie auch nicht meine Frau, nicht in diesem Sinne«, stammelte Ali und spürte, wie sich sein Gesicht mit Schamesröte überzog. »Es handelt sich um die Frau, die der Emir mir zum Dank für meine Dienste geschenkt hat. Diese Frau ist verschwunden. Kannst du sie finden?«
    »Ja, ich hörte davon«, erwiderte Saddin und nickte langsam. »Aber Ihr müsst mir schon ein wenig mehr erzählen, wenn ich Euch helfen soll. Was macht Euch zum Beispiel so sicher, dass sie entführt wurde? Vielleicht ist sie einfach davongelaufen? Oder habt Ihr Spuren gefunden, die Eure Vermutung stützen?«
    »Nein, das nicht«, antwortete Ali und verzog das Gesicht. Natürlich hatte auch er schon an diese Möglichkeit gedacht, sie jedoch ganz schnell wieder verdrängt. Der Nomade streute Salz in eine offene Wunde. »Ich habe keine Spuren gefunden. Beide Türen ihres Zimmers waren von innen verriegelt, sodass wir sie aufbrechen mussten, um hineinzugelangen.«
    »Und was ist mit den Fenstern?«
    Ali schüttelte den Kopf. »Es gibt nur eines, und das ist sehr schmal. Außerdem hat es keinen Sims. Es liegt direkt zur Straße hin, im zweiten Stockwerk meines Hauses.«
    »Verstehe ich Euch richtig, dass diese Frau ihr Zimmer durch verschlossene Türen hindurch und eine glatte, steile Haus wand hinab verlassen hat?« Saddin schüttelte lächelnd den Kopf. »Ihr sucht keinen Entführer, sondern einen Zauberer!«
    Ali entging der Spott nicht, der in der Stimme des Nomaden mitschwang. »Ich weiß, es klingt verrückt. Aber ich glaube dennoch nicht, dass sie das Haus freiwillig verlassen hat. Meine Diener haben bereits die ganze Umgebung abgesucht, aber ohne Erfolg.«
    Saddin runzelte nachdenklich die Stirn. »Also gut.« Er seufzte. »Wie sieht diese Frau aus?«
    »Sie ist blond, etwa so groß wie ich, von schlanker, ebenmäßiger Gestalt…«
    »Irgendwelche besonderen Kennzeichen?«, unterbrach ihn Saddin. »Ein Muttermal an der Hüfte zum Beispiel oder etwas in der Art?«
    Ali überlegte rasch, was er darauf antworten sollte.
    Er konnte doch nicht vor Saddin zugeben, dass er Beatrice noch nicht einmal berührt hatte.
    »Ihre Augen«, sagte er schließlich. »Sie hat wunderschöne große blaue Augen. Sie sind so blau wie der Himmel zur Zeit der Dämmerung. Nun, kannst du sie finden?«
    Sein Herz klopfte rasend schnell, während er auf die Antwort wartete. Er musste lange warten. Saddin ließ sich Zeit.
    Gefiel es dem Nomaden, ihn vor Angst und Sorge schwitzen zu sehen?
    »Doch, ich glaube schon«, meinte Saddin schließlich. »Nein, ich bin mir ganz sicher, ich werde sie finden.«
    »Und dein Lohn?«, erkundigte sich Ali.
    »Den werde ich festlegen, sobald ich den Auftrag erfüllt habe. Seid gewiss, Ali al-Hussein, ich werde alles tun, um diese Frau zu Euch zurückzubringen. Ob sie dann jedoch noch am Leben ist, ist das Einzige, was ich Euch nicht versprechen kann. Das liegt allein bei Allah.«
    »Du meinst…« Eine eiskalte Hand schien nach Alis

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