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Die Steine der Fatima

Die Steine der Fatima

Titel: Die Steine der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Hände dabei vor Aufregung zitterten. Der junge Mann war so unglaublich nervös.
    »Habt Ihr etwas herausgefunden?«, fragte sie freundlich, um ihm über seine Befangenheit hinwegzuhelfen. Doch was bei den vielen Studenten, die im Laufe der Jahre bei ihr ein Praktikum gemacht hatten, immer seine Wirkung getan hatte, schien bei diesem jungen Mann völlig zu versagen.
    »Sprich nur, wenn du gefragt wirst!«, fauchte er sie so wütend an, dass Beatrice erschrocken zurückwich.
    Was hatte sie ihm denn nur getan? Sie hatte doch lediglich ein wenig freundlich sein wollen. Aber anscheinend war Höflichkeit hier nicht erwünscht. Offensichtlich fühlte sich dieser Kerl in seiner Ehre gekränkt – warum oder wodurch, das stand in den Sternen.
    Beatrice wurde allmählich wütend – diese männliche Überheblichkeit ging ihr gehörig auf die Nerven. Sie hatte nicht sechs Jahre lang Medizin studiert und fast ebenso lange als Chirurgin gearbeitet, um sich jetzt von einem jungen Angeber abkanzeln zu lassen, der noch nicht einmal wusste, wie man mit Patienten umzugehen hatte, und der von den Grundlagen der Chirurgie weniger Ahnung hatte als ihre Großmutter. Da fiel ihr wie aus heiterem Himmel sein Name wieder ein, wenigstens ein Teil davon – Ali. Der Kerl hieß Ali.
    Sie atmete tief ein, um die Fassung zu bewahren. Bleib ruhig, Bea!, ermahnte sie sich. Er kann nichts dafür. Es ist die Zeit, in der er lebt. In diesem Jahrhundert gab es noch keine Frauen an den Universitäten.
    Natürlich, das hatte sie beinahe vergessen. Sie befand sich nicht am Anfang des 21. Jahrhunderts, sondern am Ende des zehnten. Nicht er war hoffnungslos rückständig, sondern sie war es, die hier nicht herpasste. Sie war der Zeit, in der sie momentan lebte, viel zu weit voraus.
    Während der junge Arzt seine Untersuchung fortsetzte, litt Beatrice förmlich Höllenqualen. Immer wieder wollte sie ihn korrigieren, ihm sagen, wie er die Reflexe prüfen könne und dass er auf die Art, wie er auf ihrem Bauch herumdrückte, niemals den Leberrand finden würde. Aber stattdessen hielt sie ihren Mund und biss die Zähne zusammen.
    »Du kannst dich wieder verschleiern«, sagte er gnädig, als er die Untersuchung endlich abgeschlossen hatte.
    Beatrice legte rasch den Schleier an – mittlerweile konnte sie es fast so schnell wie die anderen Frauen im Harem – und sah dem Arzt zu, wie er erneut geräuschvoll in seiner Tasche herumkramte. Als er jedoch seine Tasche ergriff und ohne ein Wort verschwinden wollte, konnte Beatrice sich nicht mehr beherrschen.
    »Halt, nicht so schnell! Ein Patient hat ein Recht darauf, das Ergebnis einer Untersuchung zu erfahren«, sagte sie kühl. »Der Eid des Hippokrates gilt, wenn mich nicht alles täuscht, auch für Euch.«
    Der junge Arzt, der gerade die Tür öffnen wollte, blieb stehen, als hätte ihn ein Peitschenhieb getroffen. Langsam drehte er sich zu ihr um. Sein Gesicht war kreidebleich. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er sie an, als wäre sie eine Gestalt aus einem seiner schlimmsten Albträume.
    »Woher… woher kennst du den Eid des Hippokrates?«, fragte er atemlos.
    Beatrice verschränkte die Arme vor der Brust und reckte provozierend ihr Kinn in die Höhe. »Ich habe ihn selbst geleistet. Das ist zwar schon ein paar Jahre her…«
    »Aber das kann nicht sein!«, rief Ali aus. »Das ist unmöglich! Weshalb solltest du…«
    »Ganz einfach«, fiel sie ihm ins Wort. »Weil jeder Arzt diesen Eid spätestens bei Beendigung seiner offiziellen Ausbildung leistet. Richtig?«
    Beatrice kostete die Situation gnadenlos aus. Das blanke Entsetzen in seinen Augen, die Schweißperlen auf seiner Stirn erfüllten sie mit Genugtuung. Sollte er doch glauben, dass die Frauen in Germanien Priesterinnen einer Heilgöttin waren oder was auch immer. Dieser hochmütige junge Kerl verdiente es nicht anders.
    »Nun, wie lautet Eure Diagnose, Herr Kollege?«
    Er schnappte mühsam nach Luft, und Beatrice fragte sich, ob sie zu weit gegangen war. Der Farbwechsel in seinem Gesicht war beängstigend. Eben noch war er weiß wie ein Bettlaken, und jetzt glich er einer Vollreifen Tomate. Vielleicht war er herzkrank oder litt unter Bluthochdruck?
    Beatrice wollte ihm zu Hilfe eilen. In ihrem Kopf spulte sich das ganze Programm ab – den Patienten hinlegen mit leicht angehobenem Oberkörper, Puls und Herztätigkeit überprüfen, Blutdruck messen, einen venösen Zugang legen. Die Erkenntnis traf sie wie ein Hammerschlag, dass sie dazu gar nicht in

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