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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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wieder mit seinem Kopf. „Ich schlage Ihnen folgendes vor. Fahren Sie heim, gehen Sie in sich und begeben sich ein Jahr zurück. Ich sage Ihnen nochmals, dass alles wichtig sein kann. Versuchen Sie sich zu erinnern. Was Ihnen einfällt, teilen Sie mir mit. Sie können mich jederzeit unter dieser Nummer erreichen.“ Mit diesen Worten gab er Frank eine weitere Karte. „Ich zähle auf Sie!“
     
     
    Der erste Zwilling
    27. Juni 2003
    Frank saß in seiner Wohnküche und dachte über das Treffen mit dem Laoten Kham nach. Gehen Sie in sich! Der Anwalt war ein Lügner. Erst als ersichtlich wurde, dass Sie vertrauenswürdig sind, entschieden wir uns, auf Sie zuzugehen. Was für eine Farce!
    Wer über ihn Erkundigungen einzog, würde ohne Zweifel und zuallererst auf die dunklen Flecken seiner Vergangenheit stoßen. So widersinnig es klang, aber nur seine mutmaßlichen Missetaten waren es wert dokumentiert zu werden: die Anschuldigung, die Anklage, das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft und natürlich die miesen Schlagzeilen in der Presse. Darüber fand man auch nach drei Jahren noch genug Schmutz im Internet. Mit Sicherheit war Kham darauf gestoßen. Oder war er ein Stümper? Aber danach sah er nicht aus. Obwohl seine Mission heikel schien, sprach der Laote Frank sein Vertrauen aus und tat so, als wisse er nichts über die Geschichte, die sein früheres Leben zerstört hatte.
    Er ahnte, dass etwas faul war. Das Brimborium, um etwas über den Verbleib von Lea zu erfahren, erschien ihm überspitzt. Zudem lockte der Anwalt mit einer Menge Geld. Was für ein Ziel verfolgte Kham wirklich? Nachdem ihm klar geworden war, dass der alte Mann nicht die Wahrheit sagte, war er vorsichtiger geworden und verschwieg etwas Entscheidendes: Lea unterhielt noch zu jemand anderem engen Kontakt: Stefan!
    Zum einen wollte er nicht damit herausrücken, weil der Asiat augenscheinlich ein Spielchen mit ihm trieb, und zum andern hatte er diesen Stefan nie persönlich kennengelernt. Lea erwähnte ihn manchmal. Er gestand sich ein, dass er auf ihn eifersüchtig war. Verdammt eifersüchtig! Habe ich deshalb nichts zu Kham gesagt? Aus gekränktem Stolz?
    Er verdrängte den Gedanken. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er noch drei Stunden Zeit hatte, bis seine Schicht begann. Der Anwalt hatte die versprochenen 5.000 Euro gezahlt, obwohl er ihm nichts Brauchbares liefern konnte. Außerdem stellte er ihm weitere 10.000 in Aussicht, falls es durch seine Mithilfe gelang, Lea zu finden. Damit käme er aus dem Gröbsten heraus und sein Kontostand wäre einigermaßen rehabilitiert. Er war sich noch nicht im Klaren, ob er sich wegen Lea oder wegen des Geldes an der Suche beteiligen würde. Aber seine Neugier war geweckt.
    Nach einem knappen Jahr und nachdem alles abgehakt schien, fragte er sich erneut, wo sie abgeblieben war. Was war mit Lea geschehen und warum war sie verschwunden? Wer oder was steckte dahinter? Dieselben Fragen wie vor zehn Monaten – und die verstrichene Zeit machte es nicht einfacher. Dieser Stefan konnte ein Anfang sein.
    Er wusste nicht, wie er ihn finden sollte, kannte aber dessen Schwestern: die Zwillinge!
    Lange hatte er nicht mehr an sie gedacht, als wären Erinnerungen an bestimmte Personen, die ihm letzten Sommer begegnet waren, in Vergessenheit geraten. Mit dem Auftauchen des Asiaten traten sie wieder in sein Bewusstsein, wenn auch nur lückenhaft. Obwohl diese Begegnungen noch kein Jahr her waren, fielen ihm die Namen der beiden Frauen nicht mehr ein, er wusste nur, wo eine von ihnen arbeitete. Er beschloss, sie vor seinem Schichtbeginn zu besuchen und griff nach dem Autoschlüssel. Da schrillte das Telefon. Er war unschlüssig, ob er den Anruf entgegen nehmen sollte, doch der Klingelton war penetrant.
    „Hallo Frank!“
    „Ilka!?“
    „Wer sonst? Was machst du? Wie geht’s? Können wir uns treffen?“
    „Treffen?“
    „Was ist los? Sind wir auf dem Telegrafenamt, wo jedes Wort 50 Cent kostet? Schaffst du einen ganzen Satz? Wie wäre es mit «Hallo Ilka, schön dass du dich wieder mal meldest! Geht es dir gut»?“
    „Tut mir leid. Ich bin ... Es ist gerade schlecht“, wand er sich.
    „Hast du Damenbesuch?“
    „Nein. Ich bin nur auf dem Sprung. Können wir ein anderes Mal ...?“
    „Hör zu, Hase. Ich schau bei dir heute Abend rein. Du arbeitest doch noch im Ten Forward ?“
    „Ja, klar! Ich freu’ mich.“
    „Na wenigstens ein Hoffnungsschimmer am trüben Horizont. Also bis dann.“
    Ilka! Frank

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