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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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Hals. Er musste sich auf die Zehen stellen, um nicht den Bodenkontakt zu verlieren. Der zweite Arm des Sumomannes klammerte sich wie eine Baggerschaufel um seinen Brustkorb und presste ihm die Luft aus den Lungen. Unter Qualen jubilierte seine lädierte Rippe. Begleitet von der plötzlichen Atemnot fühlte er, wie sich Panik sein Rückgrat hinaufschlängelte.
    „Was gibt es da nicht zu verstehen?“, hörte er Kham fauchen. Seine Finger glitten wie ferngesteuert in seine Jackentasche und fanden den kühlen, geriffelten Griff einer kleinen Pistole. Ohne zögern zog er sie aus der Tasche und richtete den Revolver auf den Kopf des Anwalts. Aus Chins Ecke kam ein quiekender Laut. Khams Mundwinkel gaben sich der Schwerkraft hin und sackten nach unten. Der Schrank hatte keine Hand mehr frei, um nach der Waffe zu greifen. Daher beließ er es dabei, Franks Oberkörper zu umklammern und wartete auf eine Anweisung seines Chefs. Auf ein Nicken Khams öffnete er die Arme.
    Frank stand wieder auf beiden Beinen. Ohne auf eine weitere Reaktion des großen Asiaten zu warten, hechtete er über den Schreibtisch und rammte Kham mitsamt seinem Stuhl, an die Wand. Triumphierend hielt er ihm die Pistole an die Schläfe. Die Aktion dauerte keine fünf Sekunden und überforderte alle Personen im Raum – einschließlich ihn selbst.
    „Woher hast du die Waffe?“, fragte Chin mit unterdrückter
    Stimme. Da er selbst keine Antwort darauf hatte und sich auch nicht die Pause gönnen wollte, darüber zu spekulieren, ignorierte er sie. Der Sumomann hatte eine sprungbereite Haltung angenommen. Khams knochige Finger legten sich verkrampft um die Armlehnen. Blaue Adern schimmerten auffällig stark durch die dünne, fleckige Haut. „Legen Sie die Waffe weg!“, forderte der Anwalt, aber seine Stimme war nicht mehr so fest, wie noch vor einer Minute. „Ohne meine Hilfe kommen Sie hier nicht lebend raus. Also geben Sie Herrn Nguyen die Pistole!“
    „Das würden Sie an meiner Stelle tun, Herr Kham?“, fragte er herausfordernd. Dann richtete er seinen Blick auf Chin, die sich immer noch an das Bücherregal drückte. Er sah, dass von dieser Seite keine Hilfe zu erwarten war und überlegte fieberhaft, wie er aus dieser misslichen Lage herauskommen konnte. Der Schrank, von dem er nun wusste, dass er Nguyen hieß, bewegte sich langsam
    um den Schreibtisch herum.
    „Bleib stehen!“, bellte er und trat einen Schritt von Kham weg. Der Lauf der Pistole blieb dabei auf dessen Schläfe gerichtet. Vorerst gehorchte der Sumomann. Frank sah sich um. Die Tür schien unendlich weit weg zu sein. Er schätzte, dass er selbst mit vorgehaltener Waffe nicht an Nguyen vorbei und bis zur Tür kam. Der Gedanke, sie eventuell abfeuern zu müssen, war ihm zuwider. Über die Tatsache, dass er nicht einmal wusste, ob die Pistole geladen war, geschweige denn, wie man sie entsicherte, wollte er erst gar nicht nachdenken. Aber, was hatte er für Alternativen?
    Rechts von ihm war der schwarze Vorhang und er ging davon aus, dass der Fälscher dahinter auf der Lauer lag. Dem Thailänder konnte nicht entgangen sein, dass die Geschichte für Kham und seine Handlanger gerade aus dem Ruder lief. Folglich blieb nur noch das Fenster. Es war anzunehmen, dass sich vor dem Fenster die Werbetafel befand, die ihm vorhin auf der Straße aufgefallen war. Die Frage war, ob es dazwischen einen Spalt gab durch den er passte, um nach unten zu springen. Die Zeit, um weiter darüber zu rätseln, wurde ihm nicht gewährt. Nguyen hatte sich zentimeterweise um den Schreibtisch gearbeitet und setzte zum Gegenschlag an. Er erkannte es in den Augen des Mannes, hechtete im selben Moment über die Tischplatte und fegte damit den halben Schreibtisch leer. Seine linke Schulter stieß dabei schmerzhaft gegen den Computermonitor. Der Schwung reichte aus, um ihn mitzureißen und der Bildschirm kippte synchron zu ihm über die Tischkante. Beim Aufprall zerbarst die Röhre in Millionen Splitter. Funken stoben ihm entgegen. Schnell rollte er sich von dem Inferno weg, gleichzeitig versuchte er auszumachen, wo sich der Sumomann befand. Seine Augen fanden ihn an der Stelle, an der er selbst vor einer Sekunde noch gestanden hatte.
    Nguyen beugte sich besorgt über Kham. Aus dem Riss im Monitorgehäuse spritzten nach wie vor ungehalten elektronische Entladungen in alle Richtungen. Er rappelte sich auf und stürzte aufs Fenster zu. Seine Rechte umklammerte den Griff der Waffe.
    Der Anwalt, mittlerweile wieder auf den

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